_ Wagen wir einen Rücksprung ins Jahr 2005, als die Welt im Markisenbereich für viele Handwerker noch in Ordnung war. Standardbeilage je Markisenkonsole waren in der Regel zwei verzinkte Schlüsselschrauben DIN 571 in den Abmessungen 12 x 80, zwei Unterlegscheiben und zwei Fischerdübel S14. Damit wurden dann auch (zu) viele Markisen montiert, egal ob in Beton, Ziegel-, Kalksandstein oder auch in den vorgelagerten halben oder vollen Klinkerstein.
Handwerk hat sicher viel Tradition, aber wenn man heute noch aktuelle Montagen mit Kunststoffdübeln vorfindet, dann hat jemand den Begriff Tradition mit Sicherheit falsch verstanden. Leider sind auch viele gestandene Handwerksmeister in diesen Fällen unbelehrbar, frei nach dem Motto: Das machen wir schon seit 30 Jahren so und es hat noch immer gehalten.
Das Problem mit den Normen und Richtlinien
Seit der R+T 2006 hat sich alles geändert, zumindestens bei den Herstellern. Auf einmal gab es kleine Aufkleber mit Ce-Zeichen auf den Markisen, Befestigungsmaterial musste eigenhändig ausgesucht und bestellt werden und Tabellen wurden mitgeliefert, in denen angegeben war, wie viele Konsolen bzw. wie viele Bohrungen für die Befestigung der bestellten Markise notwendig sind. Die Standardbestellmöglichkeit war meistens Montage auf Beton und beinhaltete je nach Markisenbreite zwei oder drei Konsolen. Böse Stimmen behaupten auch heute noch, das seitdem 70–80 % der Markisen direkt auf Beton montiert werden müssen. Heute ist die Welt schwieriger und aufwendiger geworden, denn eine Vielzahl von unterschiedlichsten Dübelsystemen ist verfügbar und Montagerichtlinien, die vom Industrieverband Technische Textilien – Rollladen – Sonnenschutz e.V. (ITRS) in Abstimmung mit dem DIBt entwickelt wurden, machen klare Vorgaben, wie Markisen zu befestigen sind. Eine zentrale Rolle spielen dabei die ETA-Zulassungen der Dübelsysteme, denn hier ist ganz genau beschrieben, wie und unter welchen Bedingungen der Dübel eingesetzt werden darf. Gerade deshalb sollten die Packungsbeilagen auch gelesen werden, und das nicht erst auf der Baustelle, sondern schon bei der Auswahl der entsprechenden Dübelsysteme durch den Planer oder Verkäufer. Nur dadurch kann sichergestellt werden, dass auch wirklich das richtige System am richtigen Ort eingebaut wird.
Auch die immer wiederkehrende Frage, ob eine verzinkte oder Edelstahlausführung der Befestigungsmittel gewählt werden soll, ist ein ewiges Streitthema.
Zwar wurde in Abstimmung mit den Dübelherstellern und dem DIBt ein Passus in die Richtlinien eingefügt, der unter bestimmten Voraussetzungen die Verwendung von verzinkten Befestigungsmaterialien erlaubt, die damit verbundene jährliche Kontrolle der Befestigungen ist aber faktisch nicht möglich und damit der Passus so wiederum obsolet. Die sichere und vor allem zulässige Variante heißt deshalb immer, Befestigungsmittel aus Edelstahl.
Die hier zuständige Norm DIN EN 13561 schreibt nichts zur Auswahl der Dübelsysteme vor, denn sie verweist über die mandatierte Eigenschaft Wind und der damit verbundenen Angabe von Windwiderstandsklassen nur auf die anzuwendenden Kräfte, aus denen sich die Befestigungslasten entsprechend der Menge der eingesetzen Konsolen ableiten lassen. Das kann in der Praxis bedeuten, dass die Windwiderstandsklasse der Markise nicht unbedingt der Windwiderstandsklasse der Montage entsprechen muss. Diese könnte aufgrund des Mauerwerks oder anderer Umstände damit geringer ausfallen und muss deshalb auf jeden Fall in den Übergabeprotokollen an den Kunden vermerkt werden. Bei einer Automatiksteuerung sollte sich der Windgrenzwert deshalb immer nach dem erreichten Montagewert richten.
Worauf sollte man achten?
Das Zauberwort heißt wie in vielen anderen Fällen Schulung, Schulung und nochmals Schulung. Zu unterschiedlich sind die verschiedenen Dübelsysteme. Schon alleine im Bereich der chemischen Dübel gibt es bei einem Hersteller Unterschiede bei der Materialauswahl im gerissenen und ungerissenen Beton. Also immer die Packungsbeilage lesen und bei Unklarheiten den Hersteller fragen. —