_ Martin Langen von B+L Marktdaten zeigte auf, wo sonst noch auf der Welt außerhalb der Schweiz gute Geschäfte zu machen sind mit Fenstern. Für ihn ist klar: Kurzfristige Chancen ergeben sich beispielsweise im rasant wachsenden türkischen Markt. Auch Polen gehöre zu diesen Ländern. Der Marktforscher zeigte auf, wann sich in einer Volkswirtschaft der Wohnungsmarkt belebe. Dazu müssen drei Faktoren zusammenpassen: Eine gute Nachfrage, relative Zuversicht und Vertrauen sowie nicht zuletzt eine leichte Finanzierungsmöglichkeit. Diese Faktoren würden beispielsweise auch im Vereinigten Königreich stimmen. Anders sieht Langen die Situation in Frankreich: Die Arbeitslosenquote steigt und die Bevölkerung hat kein Vertrauen mehr. Auch der soziale Wohnungsbau breche dort ein. Für Deutschland prophezeit er ein recht ordentliches 2015: Der Euro ist schwach, der Ölpreis trotzdem niedrig und: wir arbeiten in diesem Jahr 2,3 Arbeitstage mehr. Das sei ein gewaltiger Effekt. Das Wachstum werde über 2 Prozent liegen. Und was den Wohnungsbau zusätzlich beflügeln werde: Wir sind das größte Einwanderungsland der Welt, „und diese Menschen brauchen Wohnraum”.
Das Push-Prinzip durchbrechen
In der nächsten Session ging es dann um fertigungstechnische Themen. Andreas Rothmund, Betriebsleiter bei Egokiefer stellte die rhetorische Frage: Welches ist die richtige Verbindung bei Holz und Holz-Alu? Er wägte zwischen Schlitz-Zapfen-, Konter-Dübel- und Schraub-Eckverbindungen ab. Klar sei, dass bei der Schlitz-Zapfen-Verbindung eine Einzelteillackierung nicht möglich ist. Und die Konter-Dübel-Eckverbindung verlange höchste Präzision, sehr großes Wissen und eine professionelle Anlagentechnik. Für Rothmund ist es offensichtlich, dass „die Qualität bei der Profilierung und der Einzelteillackierung entsteht, anschließend wird sie nur noch weitergereicht.“ Sein Fazit: Die Einzelteilfertigung ist nur dann sinnvoll, wenn im Fertigungsfluss auch möglichst lange am Einzelteil gearbeitet wird.
Urs Uehlinger und Michael Allenbach lieferten dann im Duett einen Vortrag über mögliche Kostensenkungen im Betrieb. Die Frage lautete schlicht „Sparen, aber wo?“ Dabei lieferte Uehlinger den gedanklichen Überbau und Allenbach konnte gleich die Umsetzung in der Praxis am Beispiel des Fensterbauers Wenger in der Schweiz aufzeigen. Wichtig sei es, das allgemein vorherrschende Push-Prinzip zu durchbrechen, bei dem die Produktionsaufträge in den Produktionsprozess hineingedrückt werden. Allenbach zeigte zudem auf, wie innerbetriebliche Transportwege und Lagerbestände zu minimieren sind. Abschließend der Tipp von ihm: „Setzen Sie lieber kleine Verbesserungen zügig durch, als dass Sie eine Fertigungsrevolution vorhaben.“
Anders verklotzen
Christoph Rellstab, der Leiter der Berner Fachhochschule, berichtete über Forschungsprojekte an der Fachhochschule. Beispielsweise läuft gerade ein Projekt über ein neues Verklotzungssystem, welches die Fensterqualität erhöhen und Einsparungen in der Fertigung bringen soll. Dazu solle es automatisierbar sein. Auch ein Projekt über einbruchhemmende Fenster laufe gerade, mit dem Ziel, Prüfzeugnisse für einen breiten Anwendungsbereich (Fenstersystem, Größe, Flügelteilung, weitere Komponenten wie Beschlag, etc.) zu bieten. Es soll mittels geringer Element-Modifikationen auf möglichst vielen Fenstersystemen passen.
Zum Abschluss des ersten Kongresstages rüttelte dann noch der Social Media Experte Sanjay Sauldie die Teilnehmer wach und gab auch noch Hausaufgaben auf: Er machte allen Beteiligten deutlich, dass man in dieser etwas konservativen Branche keine lange Bestandsgarantie haben werde, wenn man sich nicht dem riesigen Markt „Empfehlungsmarketing Social-Web“ widme.
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