Lose Flügel, keine Hochzeit

_ Alle zwei Jahre veranstaltet der Systemgeber aluplast einen Innovationstag – diesmal fand er nicht am Firmenstandort Karlsruhe, sondern im schweizerischen Rothrist statt. Der Grund: Dort hatten ausgewählte Kunden und Branchenkollegen die Gelegenheit, die neuen Fertigungsanlagen des Unternehmens BL Fenster AG zu besichtigen. Die Profilanbieter hatten aber auch eine Neuheit im Gepäck: Die Erweiterung der energeto-Systemfamilie durch das verdeckt liegende „view“-Profil. aluplast sieht sich als Innovationstreiber in der Branche – besonders im letzten Jahrzehnt wurden u. a. mit der Klebe-, Verstärkungs- und Schaumtechnologie (bonding, powerdur und foam inside) Akzente gesetzt. In diesem Zusammenhang hob Vertriebsleiter Jürgen Huber in der Schweiz die Zusammenarbeit mit den Fenstermachern von Ideal Weinstock hervor, die sich vor über 10 Jahren für die Entwicklung der Klebetechnik stark gemacht hatten. Das stelle heute die Basis für das energeto-Profil dar, so Huber gegenüber der GLASWELT. Er machte noch einmal deutlich, was das energeto-System ausmacht: „Es geht uns vor allem darum, ein Fenster ohne Stahlverstärkungen zu ermöglichen.“ Dabei betonte er, dass für jeden Kundentyp etwas dabei sei:

• Der „Technikfreak“ erhält einen optimierten U-Wert,
• der „Sicherheitsfreak“ erhält ein Profil mit erhöhtem Einbruchschutz und
• der „Rollkragenträger“ wird mit der regelkonformen Dekor-Option und der schmalen Flügelansicht bedient.

Ganz nebenbei kündigt er auf der Veranstaltung auch eine weitere Neuheit für das 3. Quartal 2015 an: Dann werde ein neues Anschlagsdichtungssystem die energeto-Palette abrunden. Der Innovationstag selbst stand aber ganz im Zeichen der Systemlösung „view“: aluplast sei es darum gegangen, einen verdeckt liegenden Flügel mit schmalen Ansichtsbreiten zur Verfügung zu stellen, der Glasdicken bis zu 55 mm aufnehmen könne (mehr Infos siehe Kastentext). Entwickelt wurde view auf der Basis des powerdur-Blendrahmens aus der Serie 5000. Der Clou dabei sei vor allem, dass der Produzent das Fenster nicht im Sonderbau abwickeln muss: Der Blendrahmen wird aus dem Sortiment verwendet. Die Fenster werden in der gewohnten Art und Weise von innen verglast und die Aluschale kann am fertigen Element aufgebracht werden. „Das ermöglicht Ihnen eine Prozesskostenersparnis von rund 10 Prozent gegenüber einer herkömmlichen Aludeckschalen-Version“, so Huber.

Der Nachmittag war dann ganz dem herausragenden energeto-Verarbeiter BL Fenster AG gewidmet. BL-Geschäftsführer Samuel Lüscher, Rotox-Vertriebsgeschäftsführer Andreas Klein und aluplast Leiter Technik Dr. Gerhard Schuhmann brachten es in der Präsentation auf den Punkt – in der neuen Fertigung gibt es ein Motto: „Lose Flügel, keine Heirat!“ Dazu Lüscher: „Wir haben vorher wie alle anderen auch in der Produktion den Flügel mit dem Blendrahmen verheiratet, um ihn dann auf der Baustelle wieder auszuhängen. Das ist doch ein Arbeitsschritt zu viel.“ Die Idee zum erstmaligen Einhängen des Flügels im montierten Blendrahmen sei von den Monteuren gekommen. Diese baten immer wieder darum, die Blendrahmen und die verglasten Flügel auf separaten Böcken zur Baustelle zu bringen. Nach der Umstellung schwärmt Lüscher: „Die Flügel verkratzen und verdrecken jetzt nicht mehr auf der Baustelle.“

Fertigungskonzept in Windeseile umgesetzt

Außergewöhnlich war auch die Umsetzung des Fertigungskonzeptes in der neu bezogenen Produktionshalle: Im September 2014 kam Rotox mit den Maschinen und nach bereits 13 Tagen wurde die Fertigung aufgenommen. Dabei wurden gleich „dicke Bretter gebohrt“, denn das Unternehmen hatte einen außergewöhnlichen Auftrag mit insgesamt 11 000 m² Fensterfläche, 6500 Flügel und 2500 Rahmen innerhalb weniger Wochen abzuarbeiten. Das von Rotox umgesetzte 70-Sekunden-Maschinenkonzept beinhaltet eine vollautomatische Klebeanlage von Lemuth, eine vollautomatische Glassortieranlage und neue Hochtemperatur-Schweißmaschinen. „Es ging vor allem darum, einen hohen Ausstoß mit möglichst geringem Personalbedarf zu ermöglichen“, erläuterte Rotox-Mann Andreas Klein. Für die Zukunft seien auch noch Roboter vorgesehen, die das Glas in das Transportband für die Klebeanlage einstellen. Abschließend konstatierte Lüscher: „Wichtig ist, dass man es konsequent macht.“

Und wenn man sich die Produktion anschaut, erkennt man, dass BL diese Konsequenz wahrlich in die Tat umgesetzt hat.—

Mit dem neuen System, mit hinter dem Rahmenüberschlag komplett verdeckten Flügeln, liefere man eine interessante Designlösung, die eine filigrane Fassadenoptik ermögliche. Der Rahmen werde fast komplett überdämmt und eingeputzt – von außen ist nur noch ein minimaler Rahmen um die Glasscheibe sichtbar. Das System arbeitet mit normalen Überschlagsmaßen sowie der gewohnten Glasleiste und kann von innen im eingehängten Zustand verglast werden. Glasfaserverstärkte Profile und die Klebetechnik ermöglichen eine beste Wärmedämmung (U_f-Wert von 1,0 W/(m²K)), die optional durch eine Schaumisolierung noch weiter optimiert werden kann. Die Flügelschale kann nach der Serienproduktion aufgebracht werden.

aluplast

Das familiengeführte Unternehmen verfügt über 24 Produktions- und Vertriebsniederlassungen weltweit. Das Unternehmen mit Sitz in Karlsruhe beschäftigt rund 1300 Mitarbeiter und beziffert seine Kundenzahl auf ca. 1000. 80 bis 90 % des Umsatzes werden in Europa generiert; insgesamt beziffert Geschäftsführer Patrick Seitz die mit aluplast gefertigten Fenster auf rund 10 Mio. pro Jahr.

www.aluplast.de

BL Fenster AG

Die BL Fenster AG ist einer der führenden Fensteranbieter in der Schweiz. „Das Unternehmen gehört zu den Top 5 Verarbeitern mit dem größten Wachstum in den vergangenen fünf Jahren”, so Patrick Seitz. 2014 wurden die Produktionskapazitäten für Kunststoff-Fenster und Schiebetüren in Brugg auf eine Gesamtfläche von 6500 m² ausgebaut. Die Produktion von Alufenstern und -türen, Eingangsfronten, Glasdächern und Balkonverglasungen ist weiterhin im Werk Veltheim angesiedelt.

www.bl-fenster.ch