Es gibt etwa 500 000 Unternehmerfrauen im deutschen Handwerk. Das Netzwerk dieser Unternehmerfrauen ist so vielfältig wie die Frauen, die sich darin zusammengeschlossen haben. Viele von ihnen sind im Bundesverband der Unternehmerfrauen im Handwerk (UFH) organisiert, der mittlerweile an die 10 000 Mitglieder hat. Die 16 Landesverbände und 400 regionalen Arbeitskreise der Unternehmerfrauen engagieren sich besonders in der betrieblichen und persönlichen Weiterbildung für Frauen im Handwerk.
Das Miteinander ist wichtig
Regelmäßig im Angebot der Verbände sind Gesprächsrunden, Workshops und Vorträge zu wichtigen Themen, um den Erfahrungs- und Informationsaustausch zwischen den Frauen zu ermöglichen. Denn schließlich fordern neue Regelungen, Gesetze und Entwicklungen die Frauen stets auf’s neue heraus.
„Man kann sich weiterbilden und voneinander lernen. Das Miteinander und auch das Kulturelle sind wichtig“, sagt Angelika Kutter, Vorsitzende des Arbeitskreises Neu-Ulm. Die ehemalige Steuergehilfin ist seit 1985 im Betrieb ihres Mannes tätig. Damals hat er ihr die Entscheidung überlassen. Entweder Haushalt und Kinder oder Büro. Sie entschied sich für die Arbeit im Büro. „Wenn schon, dann richtig und das ging trotz Erziehung von Sohn und Tochter“, sagt sie.
In diesem Punkt ist perfekte Organisation die „halbe Miete“. Und wo es viel zu tun gibt, muss eben jeder mit anpacken. „Wir haben eine Bau-Schlosserei und unser ‘Extra’ ist die Edelstahltechnik. Von daher bin ich immer Fulltime dabei und manage das Büro.“ Dazu gehören unter anderem die Abwicklung der Bankgeschäfte und der personellen Angelegenheiten. Zudem hat Angelika Kutter nebenbei noch einen Büroservice gegründet. Engagement sei nun mal nicht in Stunden aufzurechnen und manchmal wird die Zeit auch knapp. „Dann muss ich eben in Kauf nehmen, dass ich manchmal bis Nachts um 3 Uhr im Büro sitze“, sagt sie ganz selbstverständlich.
Über den Tellerrand schauen
Für die Unternehmerfrauen von heute ist es wichtig, nicht nur ihren Job zu machen, sondern auch über den Tellerrand zu schauen. Die Ansprüche und die Sichtweise von außen haben sich verändert. Mittlerweile wird erwartet, dass die Frau des Unternehmers sozusagen über den Dingen steht.
Das ist auch die Meinung von Unternehmerfrau Traudl Weser, die in der Schlosserei ihres Mannes mitarbeitet. Für die Gründung der Firma im Jahr 1989, mussten zunächst gebrauchte Maschinen reichen aber „wir haben nach und nach investiert“, sagt sie. Auch in weitere Grundstücke, die mit KfW-Darlehen finanziert wurden. „Das war damals noch einfacher als heute“, sagt die ehemalige Arzthelferin.
Zufriedene Mitarbeiter bringen viel mehr
In jedem Fall ist nach vorne schauen und immer kalkulieren ganz wichtig im Geschäftsleben. Deshalb „haben wir das erworbene Grundstück geteilt, uns aber das Vorkaufsrecht einräumen lassen, um uns jederzeit vergrößern zu können“, erklärt die Unternehmerfrau. Damals habe sie das „kaufmännische“ der Kinder wegen noch von zu Hause erledigt. „Der Job war eben der Familie angepasst. Ich habe oft nachts gearbeitet, wenn die Kinder im Bett waren.“ Dann wurden Rechnungen geprüft, Materialkontrolle oder Bankgeschäfte erledigt. Vor zweieinhalb Jahren ist sie ganztags in den Job „eingestiegen“ und beschreibt ihre Position heute als „Geschäftsführerin, die zuständig ist für das kaufmännische und einer Sparte Technik mit etwas Arbeitsvorbereitung.“ Jeder habe im Betrieb seinen Aufgabenbereich.
Stehen personelle Entscheidungen an, werden diese zusammen mit ihrem Mann getroffen. „Und seit ein Meister da ist“, sagt sie, „ist es auch leichter.“ Heute werde ein neuer Auftrag komplett organisiert und mit der Belegschaft besprochen. „Das war zunächst ungewöhnlich, aber positiv für die Mitarbeiter.“ Denn ein zufriedener Mitarbeiter bringe doch viel mehr. Und die mittlerweile 14 Beschäftigten seien es durchaus.
„Wir sind sehr bemüht darum, dass das ein Team wird, ein Miteinander. Jeder soll Ideen bringen und wir signalisieren auch, dass die willkommen sind“, sagt Traudl Weser mit ein bisschen Stolz über das Erreichte. Und das darf sie auch sein. Denn dafür hat sie einiges getan und ihre Freizeit häufig für Tagungen, Seminare, Kurse und Vorträge genutzt. Sich weiterbilden und von den anderen Unternehmerfrauen lernen, sei ein ganz wichtiger Faktor.
Immer offen sein für was Neues
Eine Möglichkeit dafür bietet beispielsweise Uschi Beck, die 1993 eine Trainerausbildung absolvierte und 1994 den Grundstein für ihre Firma „Uschi Beck – Seminare für ganzheitlichen Erfolg“ setzte. Ihre Spezialität sind Seminare unter anderem für Handwerksunternehmer und deren Mitarbeiter. Die Überzeugung der „Trainerin“ ist, dass Lernen und Veränderungen bestimmte Abläufe brauchen. Daher beruhe die Philosophie der Seminare und jeder inhaltliche Aufbau auf drei Säulen:
- Stimmige Persönlichkeit – Emotionale Fähigkeiten fördern
- Individueller Ausdruck – Zielorientierte, ausgewogene Kommunikation praktizieren
- Praktische Umsetzung – Effizientes Selbstmanagement trainieren
„Eine weitere Zielgruppe für mich sind die Unternehmerfrauen im Handwerk. Denn Themen wie Rhetorik, Stilvolle Entschuldigungen oder Ideenmanagement bieten die Arbeitskreise ihren Damen gerne an.“ Und diese Seminare finden nicht einfach in einem Schulungsraum statt. Damit die Unternehmerfrauen dem stressigen Alltag entfliehen können und die Zeit dann ausschließlich ihnen gehört, hat Uschi Beck ein besonderes Fleckchen Erde entdeckt, die Toskana.
Bildungsurlaub in „Bella Italia“
„Vor drei Jahren waren wir in der Nähe von Pitigliano in der Maremma und fanden ein wunderschönes Haus mit großem Pool.“ Ein Jahr später hatte sie die Idee, dieses Haus für individuelle Seminare zu nutzen. 2005 nahm dieser Gedanke Gestalt an und inzwischen finden sich in der „Frühlingsakademie-Toskana“, Gruppen mit maximal acht Unternehmerfrauen ein, die einige Tage die Philosophie Work-Life-Balance aktiv erleben. Die fünf Tage Bildungsurlaub beinhalten ein abwechslungsreiches Programm. Nach einem kurzen Sportprogramm und gemeinsamen Frühstück beginnen die Workshops. „In Ruhe, im Freien gemeinsam über Zeit ist Geld oder Zeit ist Leben nachzudenken, gibt den Teilnehmerinnen einen außergewöhnlichen Rahmen.“
Das Programm wurde inzwischen um den Workshop Führungskräftetraining mit dem Pferd erweitert. „Dabei erfahren die Teilnehmerinnen aufgrund der Reaktion des Pferdes, einiges über ihre Führungsqualitäten. Dazu zählt unter anderem, ob sie ihr Ziel deutlich zeigen, selbstsicher sind oder sich auf individuelle Situationen als Führungskraft einstellen können. Eine wichtige Erfahrung, denn nicht immer haben Vorgesetzte gleichzeitig auch Führungsqualitäten.
Der Umgebung angepaßt, gibt es logischerweise nicht nur ein straffes Programm. „Dolce Vita wird ebenfalls gelebt. Dazu gehören hausgemachte italienische Spezialitäten, Sehenswürdigkeiten und Ausflüge, die das Programm komplettieren.“
Einige Gruppen von Unternehmerfrauen konnte Uschi Beck in der „Frühlingsakademie-Toskana“ bereits begrüßen. Dabei soll es jedoch nicht bleiben. Sie möchte noch viele Unternehmerfrauen in der Toskana willkommen heißen und ihnen, wie sie sagt „ein unvergessliches Sahnehäubchen mit interessanten Themen und ein perfektes Wohlfühl-Rahmenprogramm bieten.“
Monika Zydeck
Info
Uschi Beck Seminare
Einen Überblick zu Inhalten und Terminen des Seminarangebotes sowie zu den Seminaren im Rahmen der Frühlingsakademie Toskana erhalten Interessierte im Internet: http://www.uschi-beck-seminare.de