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Montage von Fenstern mit Anforderungen an die Einbruchhemmung

Die einbruchhemmende Montage

Seit vielen Jahren werden Fenster und Türen hinsichtlich ihres Einbruchwiderstandes geprüft. Grundlage für diese Prüfungen ist seit September 2011 die Normfassung DIN EN 1627 bis 1630:2011-09. Geändert haten sich gegenüber der alten Normenfassung die Bezeichnungen: Die Klassen wurden von da an mit „Resistance Class RC“ bezeichnet. Eine Umschreibung der Prüfungen nach den bisherigen Widerstandsklassen war nicht vorgesehen, es gibt vielmehr im nationalen Vorwort der DIN EN 1627:2011-09 eine Korrelationstabelle, um die bisherigen WK-Klassen den RC-Klassen gegenüberzustellen.

Bei den „Einbruchsprüfungen“ nach gültiger Norm werden die Fenster in der Regel in einen starren Rahmen aus Stahl oder Holz eingebaut. Dieser Rahmen soll gemäß der Norm verschiedene Wandbauarten „simulieren“. Es werden dann – je nach Widerstandsklasse – drei verschiedene Prüfungen durchgeführt. Diese Prüfungen bestehen aus:

  • Statischer Belastung nach DIN EN 1628:2011-09
  • Dynamischer Belastung nach DIN EN 1629:2011-09
  • Manuellen Einbruchsversuchen nach DIN EN 1630:2011-09

Nur eine vollständige Prüfung nach allen vorherigen Normen lässt eine endgültige Beurteilung der erreichten Widerstandsklasse zu. Die Widerstandsklassen werden nach bestimmten Tätertypen bzw. dem mutmaßlichen Tatverhalten in DIN EN 1627:2011-09 definiert. Die nachfolgende Tabelle enthält die Definitionen der Klassen 1 bis 4.

Weiter regelt diese Norm die Untergründe, die aus den Versuchserfahrungen heraus dem Täter – in der entsprechenden Widerstandsklasse – ausreichenden Widerstand entgegensetzen. Die „Zuordnung der Widerstandsklassen von einbruchhemmenden Bauteilen zu Massivwänden“ der aktuellen Normfassung kann Tabelle NA.2 in DIN EN 1627:2011-09 entnommen werden. Änderungen haben sich gegenüber der bisherigen Vornorm hier beispielsweise für die Klassen RC 5 und RC 6 ergeben. Hier sind nun Mauersteine mit einer Druckfestigkeit von über 20 N/mm2 enthalten. Nach Wissensstand des Autors wurden in diesen Klassen aber bisher nur die Untergründe selbst als einbruchhemmend klassifiziert, eine entsprechende Prüfung aus Fenster/Tür, Befestigungsmittel und Untergrund wurde noch nicht durchgeführt. D.h. die Norm zeigt damit nur auf, dass die entsprechenden Wände in diesem Bereich eingesetzt werden können. Befestigungslösungen unter diesen hohen Anforderungen müssten im Bedarfsfall noch ausgearbeitet und entsprechend geprüft werden.

Bezüglich der Verwendung von Befestigungsmitteln erfolgt auch in der neuen Normenreihe selbst keine Regelung im Detail. Die Befestigung erfolgt nach Erfahrung des Monteurs bzw. nach Herstellervorgaben in den entsprechenden Montageanleitungen. Weiter werden von den Herstellern der Befestigungsmittel dazu eigene Prüfungen durchgeführt, die in entsprechenden Prüfberichten dokumentiert werden.

Im Nachfolgenden werden die ersten Erfahrungen mit einer Prüfung nach aktueller Normfassung in der Klasse RC 2 vorgestellt, die im Februar 2012 von der Adolf Würth GmbH und der Wienerberger GmbH gemeinsam am ift Rosenheim durchgeführt wurden. In den nachfolgend beschriebenen Versuchen wurde erstmals die Eignung eines mit Perlite gefüllten Hochlochziegels für eine einbruchhemmende Bauweise in der Klasse RC 2 nachgewiesen.

Versuche in der Widerstandsklasse RC 2

Wie zuvor bereits ausgeführt, werden die Fenster zur Bestimmung der Widerstandsklasse in der Regel in starren Stahl- bzw. Holzrahmen montiert. Diese Prüfungen bieten damit nur wenig Aussagekraft, ob auch das Gesamtsystem „Fenster, Wand und Befestiger“ die Anforderungen an die Widerstandsklasse erfüllen kann.

Um Erfahrungen mit der neuen Normreihe in diesem Bereich zu sammeln, wurden Versuche in der Widerstandsklasse RC 2 in mit Perlite ­gefüllten Hochlochziegeln Poroton-S10-P geprüft. Dieser Ziegel fällt mit einer Druckfestigkeit von 10 N/mm2 nicht unter die gemäß DIN EN 1627:2011-09 als einbruchhemmende Massivwände klassifizierten Untergründe. Zur Befestigung des Fensterelements wurde der speziell für diese gefüllten Ziegel mit sehr großen Kammern entwickelte Kunststoffdübel W-UR XXL in Kombination mit der Schraube AMO Combi 7,5/11,5 verwendet.

Die bereits im starren Rahmen in der Widerstandsklasse WK 2 geprüften Fenster mit dem Profilsystem Geneo (Rehau), wurden für diese Versuche ohne druckfeste Hinterfütterung der Verriegelungspunkte bzw. Befestiger eingebaut. Weiter wurde das Profil ohne Stahlarmierung deshalb ausgewählt, um eine reale Einbausituation simulieren zu können, da in modernem Mauerwerk mit optimierter Wärmedämmung immer öfter auch Profile ohne Stahlarmierung zum Einsatz kommen. Die gewählten Versuchsbedingungen stellen damit eine der größten Herausforderungen für ein Befestigungssystem in Bezug auf die Kombination aus Mauerwerk und Fenster dar. In der Regel wird in der einbruchhemmenden Montage immer eine druckfeste Hinterfütterung der Verriegelungspunkte gefordert, um eine sehr starre Verbindung zwischen Fensterrahmen und Mauerwerk zu erreichen. Bei den im Folgenden beschriebenen Versuchen wurde deshalb ebenfalls auf diese Hinterfütterung verzichtet. Als zusätzliche Anforderung wurde ein Spalt zwischen Mauerwerk und Fenster von über 50 mm vorgesehen, um genug Platz für einen manuellen Angriff und die Auslenkung des Elements zur Verfügung zu stellen und eine Extremsituation des Einbaus zu simulieren. Ebenfalls wurde auf eine oberseitige Befestigung verzichtet, wie es beispielsweise beim Einbau von Rollladenkästen der Fall ist.

Gemäß der DIN EN 1627:2011-09 wurden die statischen und die dynamischen Versuche durchgeführt. Bei den statischen Versuchen wurde jeder Verriegelungspunkt mit einer Last von 3 kN belastet. Da das Fenster im Versuch ohne Befestigung oben und mit einem großen seitlichen Abstand von rund 50 mm montiert wurde, kam es hier zu einer sehr großen Auslenkung, die sich aber nicht negativ auf die Einbruchhemmung ausgewirkt hat.

Die dynamischen Versuche wurden mit einem Doppelreifenpendel (50 kg, Fallhöhe 450 mm) geprüft. Diese dynamische Prüfung unterscheidet sich von der Prüfung nach der alten Vornorm, in der bisher mit einem Sandsack mit einem Gewicht von 30 kg bei einer Fallhöhe von 800 mm geprüft wurde. Dies ist beispielsweise einer der Gründe, warum die Versuchsergebnisse bzw. Widerstandsklassen nicht direkt eins zu eins übertragen werden können.

Im Anschluss an die statische und dynamische Prüfung wurde der manuelle Einbruchsversuch mit dem Ziel durchgeführt, eine „durchgangsfähige Öffnung“ herzustellen. Für diese Versuche stehen in der Widerstandsklasse RC 2 drei Minuten Zeit zur Verfügung. Es darf für diesen „manuellen Einbruchsversuch“ das Werkzeug eines Gelegenheitstäters verwendet werden.

Bei den Versuchen von mit Perlite gefüllten Hochlochziegeln Poroton-S10-P war es nicht möglich, innerhalb von drei Minuten die Befestigungspunkte soweit freizulegen, dass das Fenster aus der Wand gerissen werden konnte. Des Weiteren konnte keine durchgangsfähige Öffnung durch die Wand selbst erzielt werden.

Somit wurde erstmals nachgewiesen, dass auch ein mit Wärmedämmung gefüllter Ziegel, der von der Druckfestigkeit unter den Mindestanforderungen an einbruchhemmende Massivwände nach DIN 1627 liegt, die Anforderungen an die aktuelle Normenreihe in der Klasse RC 2 erfüllt.

Ergebnis

Die durchgeführten Versuche haben bewiesen, dass die Kombination aus einem früher geprüften WK 2-Fenster und der untersuchten AMO Combi-Schraube den geforderten Einbruchswiderstand auch ohne druckfeste Hinterfütterung selbst dann aufweist, wenn auf eine Befestigung an der Oberseite verzichtet wird.

Es konnte weiter nachgewiesen werden, dass der mit Perlite gefüllte Ziegel Poroton-S10-P die Anforderungen an die Einbruchhemmung der Klasse RC 2 erfüllt, obwohl die Druckfestigkeit des Steines unter den Normforderungen liegt.

Für einen sicheren Einbruchschutz ist es sehr wichtig, dass immer komplette Systeme aus Untergrund, Befestiger und Fensterelement betrachtet werden. Deshalb sind die vom Hersteller des Befestigungsmittels bzw. des Fensterherstellers angegebenen ­Montagehinweise genau einzuhalten. —

Der Autor

Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) m. A. Jürgen H. R. Küenzlen ist Projektleiter im Bereich Befestigungstechnik bei der Adolf Würth GmbH in ­Künzelsau.

https://www.wuerth.com