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Die Kombination Sonnenschutz – Lüftung – Steuerung macht es aus

Der Anteil von innen liegendem Sonnenschutz wird weiter wachsen

_ Die Bauphysik wird sich nicht ändern und Sonnenstrahlen, die ungehindert durch Glas dringen können, erwärmen erst mal alles, was sich ihnen in den Weg stellt. Es ist also nur eine Frage der farblichen Gestaltung und Beschichtung von innen liegenden Sonnenschutzsystemen und der Faktor Zeit, bis eine deutliche Aufheizung des Innenraumes erfolgt.

Bereits Ende der 80er Jahre wurde im Auftrag eines Herstellers von innen liegenden Sonnenschutzsystemen an einer Berliner Universität eine Studie erstellt, die zum Ergebnis hatte, dass innen liegender Sonnenschutz in Kombination mit einer Lüftung in einem Wintergarten bessere Ergebnisse erzielen kann, als ein außen liegender Sonnenschutz. Allerdings wurde auf Faktoren wie Zuglufterscheinungen und thermischen Komfort keinerlei Rücksicht genommen, sondern mit einer überproportionalen Luftwechselrate die warme Luft radikal im Wintergarten ausgetauscht, um die Innentemperatur bei Sonneneinstrahlung zu senken.

Heute finden sich Lösungen, die wesentlich genauer und effizienter arbeiten, um bereits die entstehende Wärme zwischen Glas und dem innen liegenden Sonnenschutz abzutransportieren, und damit auch den thermischen und visuellen Komfort dauerhaft für Büronutzer oder Hausbewohner gewährleisten zu können.

Die Abluft macht es aus

Wie bereits eingangs beschrieben, stoßen außen liegende Sonnenschutzsysteme bei hohen oder windexponierten Gebäuden häufig an ihre Grenzen und können aufgrund der hohen Windstärken je nach örtlicher Situation nicht immer sinnvoll eingesetzt werden. Gerade in diesen Fällen wird ein innen liegender Sonnen- bzw. Blendschutz besonders wichtig. Dieser hat natürlich den Nachteil, dass der Energieeintrag im Vergleich zum außen liegenden Sonnenschutz nur eingeschränkt reduziert werden kann und es mit der Aufheizung durch Sonnenstrahlen zu einer Wärmebelastung im Innenraum kommt.

Da in modernen Bürogebäuden in der Regel Lüftung und Sonnenschutz vorhanden sind, bzw. durch die Anwendung der DIN EN 1946 Lüftungskonzepte geplant werden müssen, bietet sich hier der Ansatz, den innen liegenden Sonnenschutz in Form eines Abluftsystems zu verknüpfen. Der innen liegende Sonnenschutz erfährt so eine mögliche Halbierung des gtot-Wertes, und wird damit annähernd so effektiv wie der außen liegende Sonnenschutz. Diese Möglichkeiten erschließen sich in der Regel ohne größere zusätzliche Materialkosten.

Der Sonnenschutzhersteller Warema realisiert die Anwendung der Abluftfassadentechnik zum Beispiel mit dem ZIP-geführten SecuTex-Gewebe A2. Durch die Abluftführung wird der Sonnenschutzbehang dabei gekühlt oder geheizt. Die Abluft wird in diesem Fall nicht an der Decke abgesaugt, sondern durch den Spalt zwischen der Verglasung und raumseitig angebrachtem ZIP-System geleitet.

Der Luftstrom, der so an der Verglasung und dem Tuchbehang vorbeistreicht und in etwa Raumtemperatur hat, kuhlt damit die Oberflächen und saugt den im Zwischenraum entstandenen Wärmestau nach oben durch die Decke ab. Dadurch wird verhindert, dass die durch Absorption der Sonnenstrahlung entstandene Wärme durch Konvektion und Strahlung in den Raum abgegeben wird. Eine niedrig emittierende Schicht auf der Innenseite des Stoffes kann diesen Effekt unterstützen. Durch die Öffnungen im Gewebe wird ebenfalls ein Teil der Abluft angesaugt, was zu einer zusätzlichen Kuhlung der Gewebeoberfläche fuhrt. Der Nutzer kann die Höhe des Sonnenschutzbehangs abhängig vom Grad der Blendung individuell einstellen, ohne dass eine wesentliche Beeinträchtigung in der Funktion des Systems entsteht.

Das Prinzip Kastenfenster

Fenstersysteme wie das Veka Softline 70 MB (MB steht für Mulitbox) nutzen das althergebrachte Funktionsprinzip des Kastenfensters, um auf den außen liegenden Sonnenschutz verzichten zu können. Das System besteht aus einem 170 mm breiten Blendrahmen mit innerer und äußerer Flugelebene. Zwischen den beiden Ebenen weist es zur Integration von anlagentechnischen Komponenten einen Abstand von 68 mm auf. Auf der Außenseite kann das Fenstersystem mit einem Parallelabstellflugel o. Ä. bestuckt werden, wobei der raumseitige Flugel eine Dreh- oder Dreh-Kipp-Funktion aufweist. Je nach Ausfuhrung der Verglasungen sind Wärmedurchgangskoeffizienten von bis zu 0,48 W/(m2K) bei einem Wärmedurchgangskoeffizienten des Rahmens von 0,70 W/(m2K) möglich. Durch Integration von Luftungselementen mit Wärmeruckgewinnung oder Lichtlenkmodulen reduziert sich der Energiebedarf fur die Beheizung und der Beleuchtung von Gebäuden, wodurch sich das Fenstersystem trotz Mehrkosten bereits nach 10 Jahren amortisieren kann. Auch hier verringert sich der solare Eintrag in den Sommermonaten, was eine Verbesserung des sommerlichen Wärmeschutzes und der Behaglichkeit mit sich bringt.

Fazit

Auch wenn die Idee des Kastenfensters und das Prinzip des Abluftsystems nicht ganz neu sind – erst mit dem Feintuning der Systeme werden daraus funktionierende Lösungsansätze, die wir immer häufiger finden werden, um der sommerlichen Überhitzung von Gebäuden zu entgehen. Auch Themen wie thermischer und visueller Komfort spielen eine Schlüsselrolle, wenn es um die Nutzbarkeit von Gebäuden und die Effizienz der Mitarbeiter am Arbeitsplatz geht oder dann, wenn Themen wie Arbeitsstättenverordnung und Blendschutz eine Rolle spielen.—

Olaf Vögele

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