_ Mit der Montage der Rollladenkästen war es schon immer so eine Sache. Wurden sie früher von den Rollladen- und Jalousiebauern größtenteils selbst hergestellt und montiert, so verlor man in den 70er Jahren langsam das Interesse daran und überließ das Feld zu einem großen Teil den Bauunternehmern, die sich dabei überwiegend industriell hergestellter Rollladenkästen aus „Stangenware“ bedienten. Mit den Verschärfungen der EnEV und den damit verbundenen Anforderungen aus dem Beiblatt 2 der DIN 4108 beschäftigen sich die heutigen Rollladen- und Sonnenschutztechniker, aber auch Fensterbauer, Schreiner u. a., wieder sehr intensiv mit dem Thema. So wurde aus der „Stangenware“ von einst sehr schnell ein „Hightech-Produkt“ mit vielen technischen Features, um Luftdichtheit und eine gute Wärmedämmung zu garantieren.
Der RAL-Leitfaden als Maßstab für die Montage
Die Anforderungen an die umlaufende Befestigung von Fensterelementen waren so gesehen schon immer ein Ärgernis für die Fachbetriebe. Es war sicher nie ein Problem das Kriterium Befestigung nach oben mittels einer massiven Stahlkonsole zu erfüllen, aber meist widersprachen diese Lösungen den Anforderungen der EnEV da hierdurch im Regelfall massive Wärmebrücken entstehen können. Ein Dilemma, was viele Fachbetriebe auch heute noch dazu bewegt, auf die Befestigung nach oben zu verzichten. Gerade im Bereich der Neubau-Rollläden besteht heute immer noch die Grundproblematik, dass ein großer Teil der Rollladenkästen schon durch den Rohbauer vorhanden ist, und damit das Fenster meist nur nach links und rechts befestigt wird. Die Luftdichtheit zwischen Kasten und Fenster wird dabei je nach Können und Bereitschaft des Monteurs hergestellt. Putzrisse etc. kündigen aber erst viel später die vorhandenen meist oft sehr massiven Baumängel an. Die Problemstellung liegt also zu einem großen Teil in der unzureichenden Ausbildung der Monteure und ihrer mangelnden Produktkenntnisse – oder ganz einfach darin begründet, kostengünstig und schnell Fenster mit Aufsatzkästen einbauen zu können.
Prüfstandsversuche zeigen statische Potenziale
Bei den Untersuchungen beim PIV in Velbert wurden Nägel mit Köpfen gemacht und stabile Fenstersysteme mit Festverglasungen benutzt, um Einflussfaktoren in diesem Bereich auszuschließen. So konnte man sich voll und ganz auf die Bewegungen im Bereich der Konsolen konzentrieren, um hier ausreichend statisch stabile Lösungen entwickeln zu können. Alle Systeme die man hier erprobte, wurden natürlich auch in Hinblick auf die Vermeidung von Wärmebrücken und eine einfache Montage konzipiert.
Deutlich wurde bei den Belastungsprüfungen auf dem Fensterprüfstand vor allem die Notwendigkeit der Statikkonsolen, um ein Auswandern der Fensterprofile durch Windbelastung im oberen Bereich zu verhindern, bzw. auf einen zulässigen Wert zu beschränken. Mit der später erstellten Statikrichtlinie der Fachgruppe IVRSA (Industrievereinigung - Rollladen - Sonnenschutz - Antriebe) des ITRS (Industrieverband Technische Textilien - Rollladen - Sonnenschutz) wurden zu Versuchsaufbau und der Vorgehensweise genaue Vorgaben gemacht, um sichere Ergebnisse zu erzielen. Mit den entsprechenden Befestigungsmitteln und Berechnungsprogrammen der Hersteller kann so durch den Fachbetrieb die notwendige Konsolenanzahl und Positionierung festgelegt und damit eine umlaufende Montage nach den anerkannten Regeln der Technik gewährleistet werden. Ausnahmen bestätigen hierbei natürlich die Regel, so lange ein entsprechender Nachweis durch das ausführende Unternehmen geführt werden kann.
System für Firmen übergreifende Lösungen
Eines der Unternehmen, die das Statikkonsolensystem von Exte auch in ihren eigenen Kastensystemen nutzen, ist der Rollladenkastenhersteller Duotherm. Hier werden die Stahlkonsolen nicht nur zur statischen Fixierung bei besonders breiten Fensterelementen mit Rollläden angeboten. Neben dem Einsatz für Aufsatzkästen mit Revision innen sind diese hier auch für Thermo NB Rollladen- und Raffstore-Kästen mit Revision außen erhältlich. Im Reparaturfall bieten die Konsolen einen freien Zugang zum Rollladenpanzer bzw. Raffstore-Behang. „Uns hat die zweiteilige Lösung von Exte überzeugt“, sagt Andre Barth, Geschäftsführer von Duotherm, „wir konnten so mit einem überschaubaren Aufwand unser Angebotsprogramm an die technischen Anforderungen zur umlaufenen Befestigung von Fenster-/Rollladenkombinationen erfüllen“. Auch das Unternehmen Growe setzt auf die Lösung von Exte. „Wir haben uns schon bei den Prüfungen in Velbert sehr intensiv um eine schnelle Umsetzung bei unserem Produktportfolios gekümmert, um unseren Kunden Lösungen anbieten zu können, die für eine sichere und einfache Montage sorgen“, so Olaf Growe, technischer Leiter von Growe/Roltex.
Fazit
Viele Wege führen nach Rom, aber manchmal ist es wesentlich effektiver, wenn die Branche bei der Entwicklung von neuen Befestigungstechniken etc. punktuell enger zusammenarbeitet. So kann auch später bei der Herstellung von Produkten, wie beim Beispiel Exte, durch Lizenzvergaben das vorhandene Wissen geteilt werden. Die Versuche und Prüfungen beim PIV zeichnen bereits zwei Jahre nach Durchführung ein sehr erfolgreiches Bild und bieten so für die Fachbetriebe sehr praktikable Möglichkeiten, wenn es darum geht, große Fensterelemente auch bei Aufsatzkästen mit Rollläden, Raffstoren oder ZIP-Systemen sicher und entsprechend den anerkannten Regeln der Technik zu befestigen. Jetzt gilt es nur noch die Ignoranten zu überzeugen, die Fenster weiterhin nur links und rechts befestigen.—
Die anforderungen an den Baukörper schlüssig umgesetzt
Dipl.-Ing. Dan Friedl ist geschäftsführender Gesellschafter von Exte aus Wipperfürth und Mitglied der Fachgruppe Rollladen beim ITRS/IVRSA. Als Leiter der Gruppe Prüfstandversuche beim PIV war er maßgeblich an den Prüfergebnissen und der Erstellung einer Statikrichtilinie des ITRS beteiligt.
GLASWELT – Wie sehr haben Sie sich schon vor den Versuchen beim Prüfinstitut Velbert mit dem Thema Statikkonsole beschäftigt?
Dan Friedl – Das Thema Statik war schon vor Velbert und dem Alarmruf eines Dübelherstellers Thema. Das erkennt man an unseren frühen Patentanmeldungen. Wir beobachten den Markt sehr genau und haben schon früh die Problematik der immer größer werdenden Fensterelemente gesehen. Schließlich konnten wir schon eine fertige Lösung in Velbert testen. Gefehlt hat ein allgemein akzeptierter Nachweis über die statische Belastbarkeit der Konsole und mögliche Fenstergrößen. Diesen Nachweis haben wir in der Arbeitsgruppe des ITRS gemeinsam mit der Branche erarbeitet und daraus eine Richtlinie zur statischen Befestigung von Fensterelementen entwickelt.
GLASWELT – Zwei Jahre nach der Einführung – Wie hat der Markt die Statikkonsolen angenommen?
Friedl – Der Markt hat die Konsole sehr gut angenommen. Zusammen mit den Hilfestellungen, die wir mit Prüfzeugnissen und Berechnungstool bieten, hat der Anwender jetzt die Sicherheit, dass die eingesetzten Elemente auch zuverlässig halten. Die Verkaufszahlen legen den Schluss nahe, dass jetzt die Mehrzahl der großen Elemente mit statischen Lösungen verbaut wird.
GLASWELT – Wie gehen die Monteure nach Ihren Erfahrungen mit den neuen Anforderungen um?
Friedl – Die Monteure sind dankbar, dass sie eine geprüfte und sichere Möglichkeit zur Hand haben, die sich leicht montieren lässt, und durch die werkzeuglose Verbindung der Konsole mit unserem Spezialverstärkungseisen die Kraft direkt in den Sturz eingeleitet wird. Insgesamt kann man sagen, dass die Akzeptanz der statisch sicheren Montage stark gefördert wird und damit die Einhaltung der technischen Regeln auf dem Vormarsch sind.