_ Aufgekommen sind die „Wintergartenmarkisen“ Mitte der Achtziger. Je nach Hersteller nannte man sie auch Pergolamarkisen. Aber spätestens mit dem Boom der Wintergärten setzte sich der Begriff Wintergartenmarkise fest.
Mittlerweile passt der Begriff aber nicht immer, da die Kaltdächer mehr und mehr die Terrasse erobern. Zum einen weil sie wesentlich kostengünstiger als ein Wintergarten sind, zum anderen weil der Wintergarten selbst die gleichen Anforderungen wie an den Wohnraum erfüllen muss, und damit eine Montage einer Markise im Rauminneren vollkommen sinnfrei wäre.
Das Kaltdach treibt den Markt
Es geht hier nicht um Wortklauberei oder Schreibweisen, das wird sich schon mit der Zeit finden und die Marketingabteilungen werden sicher irgendwelche Zusatzbezeichnungen finden, um ihr Produkt mit seinen USPs am Markt zu positionieren. Nein, es geht um klare Zuordnungen, die der Kunde auch wirklich versteht.
Man könnte jetzt die Gleichung aufstellen „Kaltdach = Unter-Glas-Markise“, denn wir reden ja nicht über luftdichte Räume, wie beim Wohnraum, sondern über ein belüftetes System. Hierauf ein klares „Ja, aber…“, denn es kommt darauf an, wo die Reise für den Kunden enden soll.
Es gilt also erstmal darum, den Bedarf zu ermitteln bzw. den Kunden zuerst einmal aufzuklären, was alles möglich ist und was nicht. Da spielen im Hintergrund die Fragen nach der Statik, der Baugenehmigung, den Fundamenten etc. natürlich auch eine wichtige Rolle.
Und natürlich ist da die Frage nach dem Budget und die Tatsache, dass viele Fachhändler bei der Beratung Angst haben, den Kunden finanziell zu überfordern, und den Sack möglichst schnell zumachen wollen. Den gleichen Fehler haben übrigens die Wintergartenbauer schon in den achtziger und neunziger Jahren gemacht.
Erstmal das vorhandene Budget für den Wintergarten sichern und den Sonnenschutz weglassen. Für die R+S Branche damals ein dankbares Feld, das zu bestellen war. Denn es war sicher, dass alle Kunden früher oder später einen Sonneschutz nachrüsten mussten. Auch hier geht es deshalb darum, schon bei der Erstberatung eindeutig zu klären, welche Ausstattungsdetails heute oder auch in der Zukunft zum Tragen kommen sollten.
Nachrüstung birgt Fallstricke
Sollen zu einem späteren Zeitpunkt Schiebeelemente oder ZIP-Anlagen etc. nachgerüstet werden, dann kann es schon bei der Anbringung Probleme bringen, weil die Jahre zuvor montierte Unter-Glas-Markise mit ihren Abmessungen stört. Fazit: ein teurer Umbau der Markise oder ein Ausschlusskriterium für die Nachrüstung, weil der Kunde eben nicht bereit ist, diese so nachträglich entstehenden Kosten zu tragen.
Hier besteht natürlich zusätzlich die Gefahr, aus einem zufriedenen Kunden sehr schnell einen unzufriedenen zu machen. Gleiches gilt z. B. für die Fundamentplanung, wenn seitliche Glaselemente nachgerüstet werden sollen. Auch das kann zu Problemen führen.
Und man traut es sich ja fast gar nicht, hier zu sagen bzw. zu schreiben, dass natürlich schon vorher darauf geachtet werden muss, dass die notwendigen Vorgaben der Statik nach Eurocode eingehalten werden müssen. Auch mit dem Wissen, dass der konkurrierende Mitbewerber nichts darauf gibt. Hier gilt es ein Projekt sauber abzuwickeln, um einer Nachprüfung standzuhalten.
Fazit
Es ist eigentlich wie immer: Gute Planung und Beratung sind im Vorfeld notwendig, damit der Kunde am Ende die Lösung bekommt, die dauerhaft funktioniert und ihn zu einem zufriendenen Kunden macht. In einem Haus lebt man schnell 20 Jahre und mehr, ein Auto erneuert man nach drei bis vier Jahren. Sicher kommt hier wieder das Argument, der Kunde möchte aber so wenig wie möglich bezahlen. Das Problem haben aber auch Autoverkäufer, wenn es z. B. um die Kosten für das fest eingebaute Navi ab Mittelklasse aufwärts gegenüber dem Handy-Navi geht.
Ein weiteres Beispiel ist die Frage, ob ein Kamin nachgerüstet werden soll. Auch hier stellte sich schon immer die Frage der Beratung und sinnvollerweise erfolgt die Empfehlung, schon bestimmte Details im Rohbau vorzubereiten, weil es sonst bei einer nachträglichen Installation zu deutlich erhöhten Kosten kommt. Diese Aufzählung ließe sich fast beliebig fortführen.
Es gilt also bei der Erstberatung, nicht zu fragen, was der Kunde heute will, sondern wo der Weg enden soll. Nur so kann der Fachhändler optimal beraten und steht damit nicht in drei oder vier Jahren im Feuer, weil der Kunde jetzt Schiebeelemente oder ZIP-Anlagen haben will und diese so nicht ohne Weiteres oder gar nicht mehr montiert werden können. Denn dann geht es erst so richtig „drunter und drüber“.—