Wachstum beim Wohnungsbau um durchschnittlich 0,9% pro Jahr bis 2021 - Wirtschaftsbau mit abnehmender Tendenz - öffentlicher Bau schrumpft jährlich um durchschnittlich 0,8%
Dank einer anziehenden Wohnungsbaunachfrage wird die Bautätigkeit in Deutschland in den nächsten zehn Jahren moderat zunehmen. 2021 dürfte das Bauvolumen einen Umfang von rund 262 Mrd. Euro (in Preisen von 2000) erreichen und damit um knapp 3 % über dem Wert des Jahres 2011 liegen. Für die 10-Jahresperiode bis 2021 ergibt sich damit ein durchschnittliches jährliches Wachstum von rund 0,3 %. Dies ist eines der Hauptergebnisse der aktuellen ifo Bauvorausschätzung.
Eine Schlüsselrolle kommt dabei dem Wohnungsbau zu, der bereits in den vergangenen beiden Jahren kräftig ausgeweitet wurde und in den nächsten zehn Jahren um durchschnittlich knapp 1 % pro Jahr steigen dürfte. Insbesondere der Wohnungsneubau wird nach aktueller Einschätzung in den nächsten zehn Jahren kräftig zunehmen. Im Gegensatz dazu dürfte der gewerbliche Bau im Jahr 2021 um rund 2,5 % unter dem Niveau von 2011 liegen. Im öffentlichen Bau wird der Rückgang in diesem Zeitraum voraussichtlich ca. 8 % betragen.
Damit hält der Bauboom im Wohnungsbau an. Er dürfte vor allem auch wegen der Eurokrise in Deutschland erheblich an Fahrt gewonnen haben. Denn nach Jahren der Flaute auf dem Bau, die daraus resultierte, dass die Anleger ihr Geld ins Ausland brachten, wo scheinbar sichere und hohe Erträge wunken, profitiert Deutschland heute davon, dass seine Sparer und Finanzinstitute ihr Kapital im sicheren Heimathafen zu halten versuchen. "Die deutlich verbesserte Einkommenssituation der Privathaushalte, die sehr niedrigen Bauzinsen sowie der Mangel an geeigneten Anlagealternativen haben zu einer Stimulierung des Wohnungsneubaus geführt", sagen die ifo-Experten Ludwig Dorffmeister und Michael Ebnet. Dementsprechend dürften die Wohnungsfertigstellungen in neu errichteten Wohngebäuden bis 2021 auf beinahe 275 000 Einheiten anwachsen. Gegenüber 2011 bedeutet dies eine Zunahme von nahezu 70 %.
Der Wirtschaftsbau hat mittlerweile wieder zu alter Stärke zurückgefunden. Das gewerbliche Bauvolumen betrug 2011 knapp 80 Mrd. Euro (in Preisen von 2000). "Eine weitere Steigerung der gewerblichen Bauausgaben ist aber aufgrund des bereits erreichten Niveaus nicht zu erwarten", äußert Dorffmeister. Ungeachtet der positiven wirtschaftlichen Wachstumsaussichten sowie des hohen Investitionsbedarfs in die Infrastrukturnetze dürfte das gewerbliche Bauvolumen bis 2021 deshalb auf einen Wert von rund 77,5 Mrd. Euro (in Preisen von 2000) sinken.
Der öffentliche Bau hat in den Jahren 2009 bis 2011 stark von den Sondermitteln aus dem zweiten Konjunkturpaket profitiert. So dürften während dieser Zeit durchschnittlich fast 38 Mrd. Euro (in Preisen von 2000) pro Jahr in Bauprojekte der öffentlichen Hand geflossen sein. 2008 betrug das öffentliche Bauvolumen aufgrund sprudelnder Steuereinnahmen immerhin nahezu 36 Mrd. Euro (in Preisen von 2000).
Langfristig stellt die Instandhaltung bzw. Modernisierung der bestehenden Infrastrukturbauten (Schulen, Straßen etc.) eine enorme Herausforderung dar. Allerdings hat die Haushaltssanierung von Bund, Ländern und Gemeinden allerhöchste Priorität, so dass das öffentliche Bauvolumen bis zum Ende des Prognosezeitraums im Jahr 2021 auf nur noch 35 Mrd. Euro (in Preisen von 2000) sinken dürfte. Dies kommt einem durchschnittlichen Rückgang um knapp 1 % pro Jahr gleich. Während der öffentliche Tiefbau das Niveau von rund 20½ Mrd. Euro über den Prognosezeitraum voraussichtlich halten können wird, dürfte der öffentliche Hochbau von geschätzten 17,5 Mrd. Euro im Jahr 2011 auf rund 14,5 Mrd. Euro (jeweils in Preisen von 2000) im Jahr 2021 deutlich schrumpfen.