Laut KfW-Förderbank war 2009 das “bisher erfolgreichste Jahr in der KfW-Förderung der Energieeffizienz“. Dies zeigt, wie die staatlichen Konjunkturpakete I und II wichtige Wachstumsimpulse geliefert und so zum Branchenaufschwung beigetragen haben. Bernd Kramer von Interpane unterstreicht die Wichtigkeit staatlicher Konjunkturhilfen als Wachstumsmotor für die Glas- und Fensterbranche.
Die KfW-Förderbank berichtet, dass 2009 das „bisher erfolgreichste Jahr in der KfW-Förderung der Energieeffizienz“ gewesen sei. Eine im Frühjahr 2009 durchgeführte Befragung von 300 deutschen Kommunen durch Ernst & Young ergab: Aus den veranschlagten Gesamtinvestitionen des Konjunkturpaketes II von 12,38 Mrd. Euro werden annähernd 75 Prozent für energetische Gebäudemodernisierungs-Maßnahmen in schulischen Einrichtungen, Kindergärten, Sportstätten und Bädern sowie Kultureinrichtungen, Rathäusern und Verwaltungsgebäuden angesetzt .
Sanierung öffentlicher Gebäude im Fokus
Nach Schätzung des Instituts für Wirtschaftsforschung (ifo) soll der überwiegende Teil von ca. 60 Prozent in diesem Jahr investiert werden. Dieser Wachstumsmotor ist für das Bauausbaugewerbe im Allgemeinen und für die Fenster- und transparente Fassadenbranche im Speziellen außerordentlich bedeutsam, da nach wie vor die Neubautätigkeit, sowohl im Wohnungs- als auch im Nichtwohnbau rückläufig ist.
Die vorliegenden Baugenehmigungsdaten 2009 lassen für den Wohnungsbau, wenn überhaupt, nur eine minimale Verbesserung erwarten. Beim Projektbau betragen die Rückgänge mehr als 20 Prozent. Um so unverständlicher erscheint, dass die KfW-Bankengruppe in den ersten Tagen des Jahres 2010 einen „Zusagestopp“ ihrer Förderprogramme für energieeffizientes Bauen und Sanieren verkündete.
Der Grund: die Bundesregierung hatte zum Jahresende keine zusätzlichen Finanzmittel für die Übergangszeit bis zur endgültigen Verabschiedung des Bundeshaushalts 2010 Ende März zur Verfügung gestellt. Auch die vorgesehene Halbierung der so erfolgreichen KfW-Fördermittel für energieeffizientes Bauen und Sanieren mit dem Rekordfördervolumen von 2,2 Mrd. Euro im vergangenen Jahr auf nunmehr 1,1 Mrd. Euro irritiert. Die Bundesregierung muss sich in diesem Zusammenhang die Frage stellen lassen, wie ernst sie es mit dem vielbeschworenen Klimaschutz wirklich meint.
Ein gutes Jahr für Fensterbauer
Nachdem der VFF für das erste Halbjahr 2009 positive Zahlen bei der Nachfrage nach Fenstern vermelden konnte, stieg die bereits optimistische Einschätzung für das Gesamtjahr 2009 weiter an. Mittlerweile würde es keine Überraschung mehr darstellen, wenn die Veröffentlichung der offiziellen Fensterbaudaten für das vergangene Jahr eine Nachfragezunahme von bis zu fünf Prozent vermelden würde.
Die staatlichen Konjunkturpakete I und II konnten im vergangenen Jahr ganz wesentlich zum Branchenaufschwung beitragen. So hat 2009 die KfW-Förderbank im Rahmen des Konjunkturprogramms I ein Rekordvolumen von fast 9 Mrd. Euro an zinsgünstigen Krediten und Zuschüssen für energetisches Bauen und Sanieren bewilligt.
Positiv: Verdopplung der Absetzbarkeit von Handwerkerrechnungen
Die Verdoppelung der steuerlichen Absetzbarkeit von Handwerkerrechnungen in Privathaushalten, z. B. bei Einbaukosten von Fenstern, bis zu 1.200 Euro per anno hat diesen Trend zweifelsohne noch zusätzlich verstärkt. Mindestens ebenso wirkungsvoll wie das Konjunkturpaket I waren 2009 die Auswirkungen des Konjunkturpaketes II. Insbesondere der Teil „Zukunftsinvestitionen der öffentlichen Hand“ ist als Heilsbringer in der Krise anzusehen.
Das bedeutet: Rund 75 Prozent dieser kommunalen Investitionen kommen den energetischen Gebäudebestands-Maßnahmen zugute, von denen die Fenster- und Fassadenbranche in besonderer Weise profitiert [Abb. 2]. Dabei werden die Auswirkungen des Konjunkturprogramms II erst in diesem Jahr richtig zum Tragen kommen. Nach Einschätzung des ifo-Instituts sind 2009 nur knapp 30 Prozent dieser investiven Maßnahmen umgesetzt worden. Da die staatliche Förderung in diesem Bereich auf die Jahre 2009 und 2010 beschränkt ist, ist für das laufende Jahr, besonders in den Sommer- und Herbstmonaten, ein regelrechter Nachfrageboom zu erwarten.
Energetische Sanierung im Aufwind
Für die deutsche Bauwirtschaft war das Jahr 2009 kein besonders gutes. Der Hauptverband der deutschen Bauindustrie (HDB) hat Anfang Januar erste vorläufige Zahlen veröffentlicht. So dürfte im vergangenen Jahr die Umsatzentwicklung der deutschen Bauwirtschaft um etwa 4 Prozent hinter der des Vorjahres zurückgeblieben sein. 2010 sollte die Abschwächung mit ca. 1,5 Prozent moderater ausfallen. Drastisch vor allem der Rückgang im Wirtschaftsbau, der 2009 stattliche 10 Prozent betrug und 2010 sogar auf rund 12 Prozent anwachsen soll. Auch der Wohnungsbau war im vergangenen Jahr mit ca. 5,5 Prozent rückläufig, soll aber 2010 nach den optimistischen Prognosen des HDB um 1 Prozent zunehmen, wenn auch auf niedrigem Niveau (Wohnungsneubauten 2009: voraussichtlich nicht mehr als 140.000). Allein im öffentlichen Baubereich sind Zuwächse zu verzeichnen, 2009 ca. 5 Prozent, für 2010 werden sogar bis zu 8 Prozent prognostiziert.
Erfreulich ist nach wie vor die Entwicklung der bestandspflegenden Gebäudemaßnahmen: fast 116 Mrd. Euro im Wohnbaubereich, mehr als 45 Mrd. Euro im Bereich des Nicht-Wohnbaus [Abb.1]. Damit hat sich der Modernisierungs- und Sanierungsmarkt zu dem Wachstumstreiber der Fenster- und transparenten Fassaden- sowie der Glasbranche entwickelt.
Was erwartet die Branche nach 2010?
Es stellen sich die Fragen:
- Wie hält es die schwarz-gelbe Regierungskoalition mit dem vielzitierten Klima- und Umweltschutz?
- Wie nachdrücklich sind die FDP-Bekundungen zur Mittelstandsfreundlichkeit?
- Wie ist der Anfang Januar 2010 vollkommen überraschend verkündete, zumindest zeitweilige „Zusagestopp“ der eminent wichtigen KfW-Förderprogramme für energieeffizientes Bauen und Sanieren zu werten?
- Wie ist die im Bundeshaushalt 2010 geplante Halbierung der KfW-Fördermittel von 2,2 Mrd. Euro im Jahre 2009 auf 1,1 Mrd. Euro zu bewerten?
Was will die Politik?
In der „Bild am Sonntag“ vom 13.12.2009 hat Bundeskanzlerin Angela Merkel im Rahmen der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen zudem die bemerkenswerte Äußerung getroffen: „Es hat wenig Sinn, mit riesigen Kosten in der Stahlindustrie letzte Einsparungen zu mobilisieren, wenn an anderer Stelle – zum Beispiel bei der Sanierung des gesamten Altbaubestands – schneller deutlich günstigere Einsparungen erzielt werden können.“
Nun, verehrte Frau Bundeskanzlerin, müssen den Worten kraftvolle Taten folgen. Staatliche Anreize bei der Bewältigung der energetisch in die Jahre gekommenen Wohnungen und vornehmlich öffentlichen Immobilien sind nach wie vor dringend geboten.
Staatliche Konjunkturhilfen als Wachstumsmotor
Staatliche Förderungen sind nötig, damit private Bauherren und institutionelle Wohneigentümer wie auch Kommunen die nicht unerheblichen Kosten der Gebäudemodernisierung und -sanierung stemmen können. Darüber hinaus bewirken diese finanziellen Hilfsleistungen einen enormen volkswirtschaftlichen Beitrag zur konjunkturellen Stabilisierungs- und Beschäftigungssicherung. Eine Rückführung dieser öffentlichen Mittel wäre das falsche Signal an den Arbeitsmarkt und die Unternehmen.
Was aber kommt auf die Glas- und Fensterbranche zu, wenn speziell das Konjunkturprogramm II Ende 2010 ausläuft? Werden die Fördermittel verstetigt, gibt es gar neue, andersartige Fördermechanismen? Oder aber sind die bisherigen mehr als „Brückeneffekt“ zu sehen, die in einen selbsttragenden Aufschwung überleiten?
Investitionsstau besteht nach wie vor
Tatsache bleibt, dass allein in Deutschland ein Investitionsstau im Gebäudebestand von 700 Mrd. Euro besteht. Bei privaten, institutionellen und gewerblichen Eigentümern besteht ebenso ein energetisches Verbesserungspotenzial wie bei Kommunal-, Länder- und Bundesbauten; allein geschätzte 70 Mrd. Euro für die Sanierung von Schulen.
Dringend geboten erscheint auch die Ankurbelung der Wohnbauinvestitionen, speziell im Mietwohnungsbau. Der sogenannte Geschosswohnungsbau geht seit Jahren deutlich zurück. 2009 dürften gerade einmal noch knapp 55.000 Mehrfamilienhäuser fertiggestellt worden sein. Die Wiedereinführung der degressiven AfA (Absetzung für Abnutzung) tut dringend Not. Seit 2005 können Investoren nur noch 2 Prozent der Anschaffungs- oder Herstellungskosten pro Jahr linear abschreiben. Mit der derzeitigen Wohnbaupolitik sind weder beschäftigungsintensive noch sonstige positive volkswirtschaftliche Effekte verbunden. Das Grundbuch muss wieder attraktiver werden als das Sparbuch!
Quellen- und Literaturangaben:
„Strukturdaten zur Produktion und Beschäftigung im Baugewerbe – Berechnungen für das Jahr 2008“. DIW Studie, Berlin, Prof. Martin Gornig u.a. für das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) sowie für das Bundesinstitut für Bau-, Stadt und Raumforschung (BBSR), Herbst 2009, - s. a. Wochenbericht des DIW, Berlin, Nr. 47/2009.
„Deutsche Kommunen 2009 – Konjunkturpaket II und ÖPP - Ergebnisse einer Befragung von 300 deutschen Kommunen“, Juni 2009 Ernst & Young.