Mitte April feierte die Stolberger Saint-Gobain Glasschule ihr 50-jähriges Jubiläum. Heute werden dort hochspezialisierte Fachkräfte für die Glasbranche ausgebildet, unter anderem als Verfahrensmechaniker für Glastechnik, Automatisierungstechniker u.v.m. Bei der Entwicklung der Berufsbilder war die Schule maßgeblich mit beteiligt.
Was am 1. April 1963 mit einem Kurzkurs in Automation begann, hat sich mittlerweile zu einem weitgefächerten Aus- und Weiterbildungsangebot entwickelt: Die Saint-Gobain Glasschule bildet heute Verfahrensmechaniker für Glastechnik, Elektroniker für Automatisierungstechnik sowie Industriemechaniker aus und bietet zahlreiche AZAV-zertifizierte Weiterbildungsmöglichkeiten an, von der Robotik über MS Office bis zur SPS-Technik.
Spiegel der Branchenentwicklung
Die 50-jährige Geschichte der Glasschule sei ein Spiegel der Entwicklung der gesamten Glasbranche. Waren in den 1950ern meist noch Ungelernte in der Glasindustrie beschäftigt, hatte die Technik Anfang der Sechzigerjahre einen Komplexitätsgrad erreicht, dass sie von ungelernten Arbeitskräften nicht mehr bedient werden konnte. 1969 wurde der „Glaswerker“ eingeführt, aus dem zunächst der „Industrieglasfertiger“ und seit 2000 der „Verfahrensmechaniker für Glastechnik“ wurde. An der Ausarbeitung dieses Berufsbildes hatte die Glasschule maßgeblichen Anteil. Mit der Ausbildung zur „Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten“ nahm sie Mitte der Neunziger den heutigen „Mechatroniker“ vorweg.
Bei der Jubiläumsfeier beleuchteten die Festredner Bodo Vodnik, Reinhard C. Runte, Stephan Neubert und Jürgen Peitz die abwechslungsreiche Geschichte der Schule aus unterschiedlichen Perspektiven. Stephan Neubert, Sprecher des Ausbildungsteams, erinnerte daran, wie sehr sich die Ausbildung über die Jahrzehnte gewandelt hatte: Trugen die Lehrer zu Beginn noch weiße Kittel und führten sehr theoretisch und an wenigen Geräten in die Verfahren der Glasfertigung ein, durchlaufen die Auszubildenden heutzutage eine äußerst praxisnahe und abwechslungsreiche Ausbildung, die von Pneumatik bis Programmierung unterschiedlichste Bereiche umfasst.
Kaderschmiede für die Glasbranche
Viele ehemalige Auszubildende der Glasschule hätten heute führende Positionen im Unternehmen inne oder seien selbst in der Lehre tätig. „In der heutigen Zeit, in der es immer schwieriger wird, Auszubildende zu finden, ist eine enge Zusammenarbeit mit den betrieblichen Ausbildern aus den eigenen Werken unerlässlich“, betonte Neubert.