Mitte März fanden sich rund 260 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Bad Ischl zum 17. Fenster-Türen-Treff der Holzforschung Austria ein. Gesellschaftliche Trends wie Urbanisierung, Mobilität und Digitalisierung standen genauso am Programm des beliebten Branchentreffs wie handfeste technische Lösungen und wichtige Aspekte rund um das Thema Sicherheit.
Von 16. - 17. März 2017 fand der 17. Fenster-Türen-Treff der Holzforschung Austria (HFA) im Kongress- und Theaterhaus Bad Ischl statt. Die rund 260 Teilnehmerinnen und Teilnehmer informierten sich vor Ort über technische Neuerungen und zukünftige Themen der Fensterbranche.
In den einzelnen Blöcken boten internationale Expertinnen und Experten neues über Technik, Digitalisierung, Sicherheit sowie das Leben in der Stadt der Zukunft. Peter Schober von der Holzforschung gab eine Einleitung in den visionären ersten Block, der beim Publikum sehr viel Anklang fand. Er rief die Branche dazu auf, zuerst die Fenster zu motorisieren und dann erst über intelligente Automation nachzudenken. Die bevormundende Bezeichnung „Automation“ soll außerdem durch den Begriff "Assistenzsystem“ ersetzt werden, da dieser die Unterstützung für den Nutzer klarer hervorhebt.
Was muss die Stadt der Zukunft leisten?
Der Block „Zukunft“ wurde im Anschluß von Prof. Werner Jager (Hochschule Augsburg / D) mit seinem Vortrag über die Zukunft der Stadt eröffnet. Er wies auf steigende Bevölkerungszahlen hin – bis 2050 werden 6,5 Milliarden Menschen, das sind 2/3 der Menschheit, in Städten und Megastädten leben – und erläuterte anhand zukünftiger Technologien, was die Stadt daher in Zukunft leisten muss. Die Rolle des Fensters im urbanen Raum beleuchtete er genauer und wies auf dessen essenzielle Rolle in Hinblick auf Belichtung und Belüftung hin.
Danach erklärte DI Heinz Ferk (TU Graz / Leiter des Labors für Bauphysik) den Einfluß der Beschattung und Lüftung des Fensters zur Gebäudekühlung. Klimamanagement muss schon heute durch optimale und innovative Fensterlösungen gegeben sein, damit es zu keiner Überhitzung im Gebäude - unabhängig vom eingesetzten Baustoff - kommt.
Mit dem Themenkomplex „Fenster und Frischluft“ setzte sich Dr. Karl Höfler (AEE Intec) auseinander, der eine Lanze für Low-Tech Abluftanlagen mit Frischluftzufuhr über das Fenster brach.
Die PS auf die Straße bringen
Peter Schober (HFA) eröffnete den zweiten Block, in dem sich alles um das Thema Technik drehte, mit aktuellen Informationen über Normen, Richtlinien und Einbauzertifizierung. Von großer Wichtigkeit ist laut Schober vor allem die Fenstermontage, ohne die das Hochleistungsbauteil Fenster seine Leistungsfähigkeit nicht ausspielen kann. „Der Ferrari muss sozusagen seine PS erst auf die Straße bringen.“ Fakten anstelle von Gerüchten bot im zweiten Vortrag DI (FH) Markus Eichborn-Gruber, MBA (IBS), insbesondere über Feuer- und Rauchschutznormung. „Einbruchsspezialist“ DI Martin Wieser (HFA) erläuterte, was sich beim Einbruch durch Werkzeugeinsatz und Elektronik ändert. Im Zentrum seines Vortrages standen elektronische Schließsysteme und die Überprüfung der Performance in Bezug auf mechanischen Zugriff und softwaretechnischer Manipulation. Als letzter Vortragender des Blocks sprach Dipl. Ing. HTL/STV Urs Uehlinger (Berner Fachhochschule / CH) über die Forschung bzw. Entwicklung eines neuen Klotzungssystems mit Klebstoff auf flüssiger Basis.
Smart Home und BIM: Fluch oder Segen?
Digitalisierung ist medialer Hype und bereits in aller Munde. Der diesjährige Fenster-Türen-Treff beschäftigte sich mit dem Thema und wagte einen Blick hinter die Kulissen der gesellschaftlichen Trends und Schlagworte. Architekt DI Peter Kompolschek (Architekt, ONK) gewährte dem Publikum Einblicke in die Zukunft und Möglichkeiten der digitalen Planung sowie des sogenannten Building Information Management, kurz BIM. Er wies außerdem auf die stetig steigende Verwendung dieses Systems hin, welcher sich die Branche nicht verschließen sollte, da die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit auch davon
abhängt.
Die Automation von Fenstern und Türen hatte Prof. Dr. Michael Krödel (Hochschule Rosenheim / DE) im Auge. Er versuchte die wichtige Frage zu beantworten, ob sie beim Fenster „Fluch oder Segen“ darstellt und zeigte den Unterschied in der Verwendung kabel- und funkbasierter Lösungen.
Den Abschluß des ersten Tages bestritt Dr. Roman Feichter (GrECo) mit dem Thema Cyberkriminalität. Inhalte seines Vortrages waren Risikomanagement und Versicherungslösungen.
Wieviel Regulierung ist nötig?
Der zweite Tag des Fenster-Türen-Treff gehörte ganz dem Thema Sicherheit. DI Thomas Walluschnig (Verein Plattform Fenster Österreich) stellte eingangs den neuen Verein Plattform Fenster Österreich und seine Bedeutung für die heimische Fensterbranche vor. Danach warf er die Frage auf, ob die Regulierung in Österreich – die er für das Fenster mittels einer eindrucksvollen mehrseitigen Liste an aktuellen Normen veranschaulichte – wirklich gelebt wird. DI Heinz Pfefferkorn (gbd) referierte danach über Grundlagen und Statik zu absturzsichernden Verglasungen mittels Pendelschlagversuch und Ing. Herbert Tschirk (Sachverständiger) beleuchtete im Anschluß das Thema absturzsichernde Verglasungen durch Beispiele aus der Praxis des Sachverständigen. Er zeigte zulässige und unzulässige Beschädigungen bei Float-, ESG- und TVG-Gläsern.
Prof. Christian Niemöller (SMG Rechtsanwaltsgesellschaft / D) referierte in einem hervorragenden Vortrag über das Bauvertragsrecht mit anschaulichen Beispielen aus dem Juristenalltag. Im Anschluss brachte Mag. Andreas Kreutzer (Kreutzer Fischer Partner) die neuesten Marktzahlen der Fensterbranche.
Den Abschlußvortrag der Veranstaltung bestritt Josef Haas (GF Gesellschafter KampaGmbH / D). Er zeigte dem gebannten Publikum das Qualität seinen Preis hat. Sein Fazit: Kunden den Mehrwert des Produktes zeigen um der ruinösen Preisargumentation zu entkommen.
Der nächste Termin und Ort für den 18. Fenster-Türen-Treff in Österreich steht bereits fest: Er findet am 8. - 9. März 2018 in Alpbach statt.