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Europäischer Wohnungsbau: Belebung erst ab 2014

Der Wohnungsbau in Europa befindet sich weiter auf Schrumpfkurs und dürfte dieses Jahr den tiefsten Stand seit 20 Jahren erreichen. Insgesamt zeigt sich ein starkes Gefälle zwischen Nord- und Südeuropa. Und Deutschland? Hier wird in diesem Jahr mit einem kräftigen Anstieg auf etwa 205.000 Neubauwohnungen gerechnet.

Die Experten des europäischen Forschungs- und Beratungsnetzwerkes „Euroconstruct“ rechnen damit, dass die Wohnungsbauaktivitäten erst 2015 wieder spürbar zunehmen werden.

In den 19 Euroconstruct-Ländern flossen im vergangenen Jahr – gemessen in Preisen von 2012 – insgesamt fast 600 Mrd. Euro in Wohnungsbaumaßnahmen. Für 2013 wird erneut ein Rückgang erwartet, wobei der Neubaubereich aller Voraussicht nach größere Einbußen verbuchen wird als der Bestandssektor. Dabei wird der Umfang der Neubauaktivitäten ca. 45% unter dem Niveau von 2006 liegen. „Die Aussichten hellen sich nur allmählich auf, unter anderem da die Arbeitslosenzahlen vielerorts auf Rekordniveau liegen und etliche europäische Regierungen ihre Bürger finanziell immer stärker an der Sanierung des Staatshaushalts beteiligen“, erklärt Ludwig Dorffmeister, Bau-Experte aus dem ifo Zentrum für Industrieökonomik und neue Technologien. Erst ab 2014 rechnet das Netzwerk mit einer leichten Erholung in Höhe von 1%. Im Jahr 2015 sollte das Wachstum dann fast 2½% betragen.

Mittelfristig dürfte der Wohnungsbau in den 19 Partnerländern der Euroconstruct-Gruppe recht unterschiedlich verlaufen. Während die Experten aus Norwegen, Schweden, Dänemark und Großbritannien in den Jahren 2013 bis 2015 durchschnittliche Zuwächse von jeweils mehr als 2% pro Jahr prognostizieren, werden im selben Zeitraum in sieben Ländern wohl Einbußen zu verzeichnen sein.

In der Schweiz und in Frankreich ist im Zeitraum 2013 bis 2015 mit leichten Rückgängen zu rechnen. Jährliche Einbußen von mehr als 1% prognostiziert die Euroconstruct-Gruppe jedoch für Ungarn und Italien. In Italien dürfte die Wohnungsbaunachfrage in diesem Jahr sogar um 4½% schrumpfen, bevor sie sich 2014 stabilisieren sollte. Am schlechtesten wird sich nach Einschätzung der Experten der Wohnungsbau in Tschechien, Portugal und Spanien entwickeln. Während in Portugal und Tschechien die Lage wohl äußerst angespannt bleiben wird, ist für Spanien zumindest Licht am Ende des Tunnels zu erkennen: Nach dem dramatischen Einbruch seit der Finanzkrise wird der dortige Wohnungsbau im Jahr 2015 – ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau – wohl immerhin um rund 4½% zulegen.

Der Neubaubereich schwächt sich derzeit weiter spürbar ab. Im laufenden Jahr wird die Genehmigungsquote für das Euroconstruct-Gebiet aller Voraussicht nach auf 3,1 Neubauwohnungen pro 1000 Einwohner sinken und damit den niedrigsten Wert der vergangenen Jahre erreichen. Diese Abwärtsentwicklung macht sich natürlich auch bei den Wohnungsfertigstellungen bemerkbar. Bis 2014 wird die Fertigstellungsquote auf nur noch 2,8 Wohnungen pro 1000 Einwohner abnehmen.

In Deutschland hat die Zahl der Wohnungsfertigstellungen seit 2010 beträchtlich zugelegt. In diesem Jahr wird mit einem kräftigen Anstieg auf etwa 205.000 Neubauwohnungen gerechnet. „Die niedrigen Bauzinsen, die stark gestiegene Zuwanderung sowie die anhaltende Flucht in Sachwerte dürften den Wohnungsbau hierzulande weiterhin stimulieren. Für 2015 rechnen wir mit rund 240.000 Wohnungsfertigstellungen. Dies würde einen Anstieg gegenüber 2010 um etwa 100.000 Einheiten bedeuten“, erklärt Dorffmeister.

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