GLASWELT: Herr Kümpers, die Gestaltung von Innenräumen mit Glas liegt momentan im Trend. Ist das nur ein kurzfristiger Trend oder wird dieses Marktsegment langfristig an Bedeutung gewinnen?
Kümpers:
Die Verwendung von Glas im Interieur ist mehr als ein Trend, weil die Fertigungstechniken zur Glasgestaltung immer neue Möglichkeiten eröffnen und sich mit Glas Innenräume und Möbel in hochwertige und individuelle Objekte verwandeln lassen. Deshalb bauen wir auch unser Geschäftsfeld für gestaltete Gläser weiter aus. High-Tech-Anwendungen, wie keramischer Digitaldruck und Design-Laminate, können in der Innenarchitektur spannende Akzente setzen. Und selbst ausgefallene Ideen sind heute schnell und wirtschaftlich realisierbar. Hierbei sehen wir uns mit Interpane Hildesheim als ein Innovationsmotor.
GLASWELT: Sie sprechen von neuen Techniken, welche werden zukünftig eine wichtige Rolle spielen?
Kümpers:
Der keramische Digitaldruck hat sehr große Fortschritte gemacht. Damit werden Glasflächen hochauflösend und farbintensiv veredelt. Geometrische Strukturen, fotografische Abbildungen oder Kunst – alles lässt sich mit einer Auflösung bis 720 dpi auch auf großformatige Glasflächen drucken. Die Vorlage wird auf bis zu 2,8 x 3,7 m großen und 3 bis 19mm starken Glasscheiben abgebildet. Das millimetergenaue Arbeiten ermöglicht fotorealistische, langlebige Reproduktionen für den Innen- und Außenbereich. Dabei ist das Verfahren unkompliziert: Ein beliebiges Motiv wird als Datei angelegt, von uns drucktechnisch transformiert und direkt an die Druckmaschine gesendet. Dann sprühen Druckköpfe die keramische Farbe punktgenau auf die Glasoberfläche und anschließend wird das Design beim Einbrennen dauerhaft mit dem Glas verschmolzen – lichtbeständig, kratz- und abriebfest. Diese Design-Gläser lassen sich im Innausbau z.B. als Ganzglastür, als Schiebewand, Wandverkleidung oder für Möbel einsetzen. Aufgrund ihrer Witterungsfestigkeit lassen sich diese Produkte darüber hinaus auch in der Außenfassade oder als Überkopfverglasung einsetzen. Zudem lassen sich diese Design-Gläser wie normale Fenster reinigen.„Neue Fertigungstechniken ermöglichen heute fast unbegrenzte Glas-Designs“GLASWELT: Und welche anderen Techniken eignen sich noch, um in der Innenraumgestaltung Akzente mit Glas zu setzen?
Kümpers:
Sehr ansprechend sind beispielsweise Foto-Laminate. Das Laminierungsverfahren bindet Fotografien lichtecht und UV-stabil in Glas ein. Dabei entsteht ein Medium für die Bildpräsentation - etwa als Verkleidung, Trennwand, oder Spiegel. Durch seine glänzende Oberfläche ist eine detailscharfe Bildwiedergabe von hoher Leuchtkraft garantiert – und das nicht nur auf planen Flächen, sondern in jeder gewünschten Geometrie und je nach Einsatzzweck sowohl transparent als auch semitransparent oder blickdicht. Eine verwandte Technik sind Schichtstoff-Laminate, mit denen sich Fassaden, Wände oder Möbel optisch aufwerten lassen. Dabei machen wir uns die wichtigsten Eigenschaften des Werkstoffes zu Nutze. Glas ist langlebig und sehr ästhetisch. Dünne Schichtstoffe werden zwischen oder hinter Glas platziert. Textilien, Bleche - im Prinzip eignet sich jedes Material, das dünn und eben ist für die Verarbeitung. Die Glasflächen bilden so einen kratzfesten Verbund und schützen die innen liegenden Materialien dauerhaft. Es entsteht also pflegeleichter Komposit-Werkstoff.
Verbundgläser bieten heute ebenfalls neue Möglichkeiten: Um Räumen beispielsweise besondere Tiefe zu geben, können sogenannte dichroitische Gläser gefertigt werden. Beim Blick durch eine solche Verglasung verändern sich Farbigkeit, Tiefe und Kontrast. Mit der Bewegung des Betrachters ändert sich die Ansicht. Diese Gläser sind sehr gut für dekorative Anwendungen geeignet ob als Trennwand, Lampenschirmvorsatzscheibe oder Türfüllung.
GLASWELT: Sind heute Siebdruck und Schablonier-Techniken auf dem Rückmarsch?
Kümpers:
Nein, auf dem Rückmarsch sind sie nicht, im Gegenteil. Sie werden durch moderne Produktionsverfahren heute viel breiter nutzbar. Beim herkömmlichen Sandstrahlen werden die Gläser erst maskiert, dann durch eine Sandstrahlung bearbeitet. Eine neue Technik bringt das Motiv durch das Wegstrahlen zuvor eingebrannter keramischer Farbschichten auf. So entstehen lichtdurchlässige und witterungsfeste Glaselemente.
Siebdruck ermöglicht heute viel mehr Variationen in Farbe, Form und Struktur. Hier werden die keramischen Farben lichtecht und kratzfest in die Glasflächen eingebrannt. Dabei entsteht ESG mit erhöhter Schlagfestigkeit und sehr hoher Temperaturbeständigkeit. Gleichzeitig werden erwünschte Eigenschaften wie etwa Sicht- und Sonnenschutz sichergestellt.
GLASWELT: Und welche Produkt-Asse haben Sie für das kommende Jahr im Ärmel?
Kümpers: Sehr viel Aufmerksamkeit erfährt unser „intelligentes“ LC-Glas mit steuerbarer Sichtregulierung ipaview CF. Dies ist ein Verbundglas, das auf Knopfdruck sowohl transparenten Durchblick als auch transluzenten Blickschutz bieten kann. Ebenso gut eignet es sich als Display, das garantiert jeden Blick fängt. Es besteht aus einem Flüssigkristall-Film und zwei speziellen Folien, die zwischen Flachglasscheiben eingebettet sind und einen integrierten Netzanschluss besitzen. Legt man mittels Schalter Strom an, ordnen sich die Kristalle und das Glas wird transparent. Schaltet man den Strom ab, wird das Glas blickdicht. So ist es als Sichtschutz, etwa für Konferenzräume interessant. Dort kann es durch Rückprojektion ebenso gut als Bildträger oder Display eingesetzt werden. Ebenso ist das Glas im Ladenbau einzusetzbar oder als Infoscreen in der Außenwerbung.|
Gläserne Stufen
Mit dem Swissstep-System hat Glas Trösch eine Glastreppe entwickelt, mit der man im Interieur nicht nur über eine transparente Verbindung die verschiedenen Etagen erschließen kann, sondern mit der sich auch ein ganz besonderes Ambiente erzeugen lässt. Ein gutes Beispiel ist die gläserne Swissstep im Floatglaswerk Osterweddingen, die aus insgesamt 19 Glasstufen und drei Glaspodesten besteht. Entsprechend den bauaufsichtlichen Anforderungen wurden die Stufen (35mm stark) sowie die Podeste aus begehbaren VSG gefertigt, das aus drei Einzelscheiben zusammengefügt ist. Um Abrutschen vorzubeugen und den Sichtschutz zu gewährleisten, sind die Trittstufen auf der Oberseite an der Trittkante mit einem rutschhemmenden Siebdruck versehen, ebenso wie die Podeste. Die oberste Glasfläche der Swissstep-Stufen lässt sich nach Wunsch vollflächig oder individuell bedrucken.
Bei den 1200mm breiten und 300mm tiefen Stufen ist die obere Scheibe des VSG nicht durchbohrt, um eine größtmögliche Transparenz zu gewährleisten. Zur Befestigung wurden die Schrauben der Metall-Unterkonstruktion punktuell in Gewindebuchsen befestigt, die in die unteren Glasscheiben der Stufen eingelassen sind. Ein Edelstahladapter ermöglicht bei einer Treppenneigung von 31 bis 38 Grad eine individuelle Anbindung an die Unterkonstruktion.
Bei der Konstruktion von Glastreppen-Systemen wie der Swissstep bedarf es einer Zustimmung im Einzelfall seitens der Bauaufsichtsbehörde. Dabei haben die einzelnen Bauteile aller Swissstep-Standard-Ausführungen umfangreiche Tests in Bezug auf Stand- und Stoßsicherheit, Resttragfähigkeit und Gebrauchstauglichkeit durchlaufen, um die Zulassung zu beschleunigen. Für die Standard-Ausführungen des Swissstep-Systems hält Glas Trösch entsprechende Gutachten vor, die sämtliche erforderlichen statischen Berechnungen umfassen und das Bestehen der technischen Prüfungen nachweisen.|
Glas Trösch GmbH
86720 Nördlingen
Tel. (0 90 81) 26 10 - 0
Interpane Sicherheitsglas
Werk Hildesheim
31135 Hildesheim
Tel. (0 51 21) 76 23 - 0