Zentrale physikalische Messgrößen für das Klima in einem Wintergarten sind Luftfeuchtigkeit, Innen- und Außentemperatur sowie Temperaturverteilung. Diese Faktoren müssen immer zusammen gesehen werden, denn die relative Luftfeuchtigkeit ändert sich automatisch bei einer Veränderung der Temperatur: Je kälter die Luft ist, desto weniger Feuchtigkeit kann sie „wegstecken“, desto eher empfindet man es im Raum als zu „feucht“.
Feuchtigkeit bildet sich an den kühleren Stellen als Kondenswasser. Sind die Heizkörper nicht an den kältesten Stellen angeordnet, bildet sich nicht die richtige Luftzirkulation heraus und es entstehen starke Unterschiede in den Oberflächentemperaturen der Bauteile mit entsprechender Kondensierung der Luftfeuchtigkeit, selbst wenn die Luftfeuchtigkeit im Aufenthaltsbereich der für normale Wohnräume entspricht. Als Regel für ein optimales Raumklima hat es sich eingebürgert, eine Temperatur von 20°C in Verbindung mit einer relativen Luftfeuchtigkeit in den Bereichen von 30 bis 65 Prozent anzunehmen.
Überhitzung vermeiden
Im Sommer besteht das Ziel der Klimasteuerung in der Verhinderung der Überhitzung, die durch den sogenannten „Treibhauseffekt“ entsteht. Ein nach Süden ausgerichteter Wintergarten würde ohne Beschattung und Belüftung schnell in Temperaturregionen von bis zu 70°C kommen.
Im Winter geht es u.a. um die Verhinderung von Kondenswasser, das durch die Erreichung des sogenannten „Taupunktes“ entsteht, wenn eine hohe Luftfeuchtigkeit im Zusammenhang mit niedrigen Temperaturen auftritt. Ausreichende Lüftung ist zwingend erforderlich.
Neben einer wirksamen Beschattung und möglicherweise dem Einsatz von Funktionsgläsern, sorgt vor allem die Be- und Entlüftung für ein angenehmes Raumklima. Lüftung und Beschattung ergänzen sich, sie können sich aber nicht ersetzen. Das kann an folgendem Beispiel gezeigt werden: Ist ein Wintergarten mit einer leistungsfähigen Außenbeschattung versehen, muss die Luft im Wintergarten immerhin noch zusätzlich zehn Mal pro Stunde gewechselt werden, um unangenehme Stauluft zu vermeiden. Bei einer Innenbeschattung wird von einem zwanzigfachen Luftwechsel ausgegangen.
Wäre das Glashaus vollständig ohne Beschattungsvorrichtungen, müsste die Luft sogar 50 Mal pro Stunde gewechselt werden. Das ist aber eher eine theoretische Rechengröße, die in der Praxis kaum zu bewerkstelligen ist. Somit kann festgehalten werden, dass für ein angenehmes Raumklima immer Beschattungs- und Lüftungsvorrichtungen vorhanden sein müssen.
Prinzipiell kann man zwei Möglichkeiten der Lüftung unterscheiden: die thermische und die motorische Lüftung. Die thermische oder natürliche Lüftung ist eine einfache Lösung, welche das physikalische Gesetz ausnutzt, dass erwärmte Luft nach oben steigt und dass sich zwischen den Außenwänden von Gebäuden Luftdruckunterschiede einstellen, die eine Querlüftung durch Öffnen der Seitenfenster ermöglichen.Dach- oder Seitenfenster im oberen Bereich führen diese Luft nach außen, während im unteren Bereich Öffnungen frische Zuluft in den Raum transportieren. Neben besonderen Lüftungsklappen kann sowohl Luftzufuhr als auch Abluft über die vorhandenen Fenster, Türen oder Dachfenster erfolgen. Auf dem Markt werden Lüftungssysteme angeboten, die mit einfachen Mitteln auf eine Erhitzung im Innenraum reagieren.
Zur Berechnung der Fläche, die für eine thermische Lüftung zu öffnen sein soll, gilt folgende Regel: 10 Prozent der gesamten verglasten Fläche soll zu öffnen sein. Davon sollen sich zwei Drittel im oberen Bereich für die Abluft und ein Drittel im unteren, senkrechten Bereich für die Zuluft befinden.
Technisch ausgereifte Produkte
Gegen die thermische Lüftung wird vorgebracht, dass sie die Einbruchgefahr erhöht, weil geöffnete Flügel notwendig sind, und dass sie bei Abwesenheit der Bewohner nicht regulierbar ist und somit Pflanzen unter Umständen unter zu großer Hitze zu leiden haben. Befürworter einer thermischen Lüftung betonen dagegen, dass ihr großes Plus in einer vollkommen geräuschlosen Arbeitsweise und einer einfachen Handhabung liegt. In Abwägung dieser Aspekte können auch Kombinationen von natürlicher und motorischer Lüftung sinnvoll sein.
Auf dem Markt werden zahlreiche Lüftungssysteme angeboten, die die Be- und Entlüftung motorisch regeln. Diese Lüftungen sind in der Regel technisch ausgereifte Produkte, die auch die Anforderungen an Wärmedämmung, Wasserdichtigkeit etc. eines Wintergartens erfüllen. Für den Zuluftbereich werden meistens Klapplüfter angeboten, die wie waagerechte Leisten in die Elemente eingefügt werden. Die Montage erfolgt je nach Modell direkt unter oder über der Glasscheibe, oder die Einheit wird in den Blendrahmen integriert. Auch eine senkrechte Montage ist bei einigen Modellen möglich.
Zuluftgeräte können zum Teil auch wahlweise manuell oder motorisch betrieben werden. Manuelle Systeme funktionieren dann nach dem Nachströmprinzip, d.h. dass durch das Absaugen verbrauchter Luft im oberen Bereich durch die Veränderung des Luftdrucks automatisch Frischluft in den Wintergarten geführt wird, ohne dass eine motorische Unterstützung erforderlich ist. In diesem Fall spricht man von einem abluftorientierten Lüftungssystem.
Die Geräte im Abluftbereich sind in der Regel Walzenlüfter, die verbrauchte warme und feuchte Innenluft nach außen führen. Die Gehäuse bestehen entweder aus Kunststoff oder aus Aluminium. Da sie mit Strom angetrieben werden, ist die Schlagregendichtigkeit der Geräte von besonderer Wichtigkeit. In der Regel ist die Drehzahl der Walzenlüfter regelbar. Die maximale Drehzahl gewährleistet maximale Lüftung, verursacht aber auch das größte Betriebsgeräusch.
Die Hersteller bieten zudem eine Vielzahl von Accessoires an, die den Wohnkomfort im Wintergarten erhöhen. Dies betrifft z.B. spezielle Pollenfilter für die Zuluftgeräte oder auch Insektengitter etc. |
Info
Manuelle und elektrische Systeme
Der Idealfall einer Wintergartenbelüftung besteht sicher aus einer Kombination aus manuellen und elektrisch betriebenen Systemen, sodass der Nutzer selbst bestimmen kann, wie in einem bestimmten Moment entlüftet werden soll. Eines muss aber klar sein: Die elektrische Be- und Entlüftung ist keineswegs nur als „Luxus“ aufzufassen, sondern gehört durchaus zur unerlässlichen Grundausstattung eines Wintergartens. Denn anders als z. B. bei einer elektrischen Rollladensteuerung dient sie nicht nur der Bequemlichkeit, sondern übernimmt wichtige Aufgaben der Klimatisierung während der Abwesenheit der Bewohner. Befinden sich etwa Pflanzen in einem Wintergarten, so darf auch während der Abwesenheitszeiten keine Überhitzung des Innenraums entstehen, die diese schwerlich überleben würden. Aus diesem Grund ist die Frage der automatischen Steuerung eng mit dem Einsatz motorisch betriebener Lüfter verbunden. Automatische Steuerungssysteme regeln Temperatur und Luftfeuchtigkeit eines Wintergartens. Sobald die gewählten Grenzwerte überschritten werden, nehmen die Lüftungseinheiten ihre Arbeit auf, bis der gewünschte Zustand wieder hergestellt ist. Moderne Steuerungsanlagen regulieren die gesamte Wintergartentechnik (Belüftung und Beschattung) in einem Gerät.