Die Firma Martin Braun Backmittel und Essenzen KG ist ein führender Hersteller von hochwertigen Convenience-Produkten für das Konditorei- und Bäckerhandwerk. Am Hauptsitz des Unternehmens in Hannover entstand mit dem neuen Kompetenzzentrum ein repräsentatives Gebäude, das sich vornehmlich der Kundenbetreuung sowie der Entwicklung und Vermarktung der Produkte widmet. Die Abteilungen Forschung und Entwicklung, Marketing und Anwendungsberatung sind hier unter einem Dach mit Versuchs- und Schulungsbackstuben und einem großzügigen Seminar- und Konferenzbereich untergebracht. Darüber hinaus erfüllt das Gebäude als Schulungs- und Seminarzentrum die Funktion einer Drehscheibe für alle internen und externen Kommunikationsprozesse.
Transparent im Kern
Das Gebäude ist als homogener und monolithischer Baukörper mit wenigen Öffnungen entwickelt. Der erdige, betont handwerkliche Backstein als Außenhaut sowie die großzügige Verwendung von grob gemaserten Holzflächen im Inneren stehen im Kontrast zu den industriellen Teigverarbeitungsmaschinen und Edelstahlöfen der Backstuben im zentral positionierten „Mehl- und Backzentrum“. Hier wurde das Spannungsfeld zwischen handwerklicher Tradition und moderner Fertigung aufgenommen, in dem sich die Branche gegenwärtig befindet.
Zentrales Organisationselement des Gebäudes ist das „Mehl- und Backzentrum“. Die mit einem Sheddach versehene zweigeschossige Halle mit industriellem Charakter liegt atriumartig im Inneren des Gebäudes und öffnet sich über eine großzügige Eingangssituation zur Straße. Alle anderen Nutzungen gliedern sich dreiseitig flankierend um die komplett verglaste Halle. Durch die geschlossene Außenhaut und die große Transparenz zwischen den einzelnen Bereichen im Inneren entsteht eine introvertierte Arbeitsatmosphäre die sich ganz auf das Produkt und dessen Herstellungsprozess konzentriert.
Bewertet nach Landesbauordnung
Ausgestattet mit Büroflächen, Kundenzentrum, Labors, Veranstaltungsraum und einer Tiefgarage ist das multifunktionale Kompetenzzentrum aus baurechtlicher Sicht eine „bauliche Anlage besonderer Art und Nutzung“. Da eine Gebäudehöhe von 22 m nicht überschritten wurde, reichten die Anforderungen der Niedersächsischen Bauordnung und der entsprechenden Durchführungsverordnung aus, um den Brandschutz zu definieren. Einzige zu berücksichtigende Sonderbestimmung war die Garagenverordnung (GaVO), nach der die unterirdische Garage mit 37 Stellplätzen zu bewerten war. Der Veranstaltungsraum mit einer Fläche von 450 m² musste aufgrund seiner Kapazität von max. 200 Personen keine besonderen Anforderungen nach der Niedersächsischen Versammlungsstättenverordnung (NVStättVO) erfüllen.
Brandschutz ohne Brandabschnitte
Das Brandschutz-Ingenieurbüro HHP Nord/Ost GmbH in Braunschweig, das das Brandschutzgutachten erstellte, wusste die baurechtlichen Voraussetzungen für ein sehr offenes Konzept zu nutzen, das völlig ohne traditionelle Brandabschnitte im Inneren auskommt. Die Überschreitung der brandabschnittfrei zulässigen Gebäudelänge von 40m (Grundfläche hier 55,60m x 35,60m) konnte durch entsprechende bauliche und anlagentechnische Maßnahmen kompensiert werden. So ist das Gebäude mit einer vollflächigen automatisierten Brandfrüherkennung und Alarmierung ausgestattet und baulich in allen Geschossen und Nutzungszonen brandschutztechnisch wirksam durch Trennwände der Feuerwiderstandsklassen F 30 und F 90 unterteilt. Diese Kompensationsmaßnahmen wurden von der zuständigen Baubehörde auf Grundlage des Gutachtens genehmigt.
Rettungswege integriert
Die Erschließung des Gebäudes erfolgt im Untergeschoss durch einen notwendigen Flur, im Obergeschoss durch interne Flure und aus den gewerblich genutzten Räumen über mindestens 2 m breite Hauptgänge. Diese Erschließungszonen sind zugleich Teil des Flucht- und Rettungswegsystems, das über zwei fast diagonal im Gebäude angeordnete Treppenräume ins Freie führt. Die maximal zulässige Rettungsweglänge von 35 m wird in allen Bereichen einschließlich der Tiefgarage eingehalten bzw. unterschritten.
Horizontal und vertikal wurden brandschutztechnische Trennungen im Gebäudeinneren vorgenommen, die in weiten Teilen transparent ausgeführt sind. Vom Untergeschoss zum Erdgeschoss schützt eine F 90-Geschossdecke vor Brandübertragung. Vom Erdgeschoss zum Obergeschoss besteht im Bereich des „Mehl- und Backzentrums“ ein zweigeschossiger Luftraum, der in Verbindung mit Brandschutztrennwänden und Rauch- bzw. Wärmeabzugsvorrichtungen genehmigt werden konnte. Besonderen Schutz durch bauliche Brandschutzmaßnahmen erhielten die Büronutzungen, die bei einer maximalen Grundfläche von 200 m² durch F 90-Trennwände mit F 30-Verglasungen gesichert sind. Der Veranstaltungsraum ist zum Gebäudezentrum hin durch eine F 90-AB-Trennwand mit integrierten transparenten T 30/RS Feuerschutzabschlüssen gesichert.
Elegante und sichere Abtrennungen
Sämtliche transparenten Brandschutzsysteme – Trennwände und Feuerschutzabschlüsse – sind mit hochwertigen Verglasungen mit Pilkington Pyrostop ausgestattet, die unter Brandbelastung über einen Zeitraum von 30 Minuten nicht nur Feuer- und Rauchdichte sicherstellen, sondern durch ihre thermisch isolierende Wirkung auch den Durchgang der gefährlichen Hitzestrahlung verhindern. Großflächig arrangiert in schlanken Stahl- und Aluminium-Profilsystemen ermöglichen sie aus den Nutzungszonen im Obergeschoss einen nahezu uneingeschränkten Blick auf die backtechnischen Installationen im Gebäudezentrum. Und auch die beiden ebenso puristisch wie elegant ausgestatteten Treppenräume erfahren durch verglaste T 30/RS-Türsysteme zugleich eine natürliche Belichtung und eine ästhetische Aufwertung.|
Info
System:
- Jansen VISS-TV F 30 (F 30-Fassade)
- Jansen AG, Oberriet (CH);
- Schüco Firestop II (T 30-Türsysteme)
- Schüco International KG, Bielefeld
Brandschutz mit Glas: Pilkington Pyrostop in F 30-Fassadenkonstruktion zur Sicherung des Fluchtweges sowie T 30-Türsystemen zur Brand- und Rauchabschnittsbildung und bei Zugängen zu notwendigen Treppenräumen
Kontakt
Pilkington Deutschland AG
45884 Gelsenkirchen
Tel (0209) 1680
