_ Bei diesem Bauvorhaben in Tisens, ein Dorf mit rund 2000 Einwohnern südlich von Meran, stand von Anfang an fest, dass sich Friedhof und Kirche nicht dem Dorfzentrum verschließen, sondern für Besucher öffnen, auch wenn sie nur zufällig vorbeispazieren.
Am Anfang des Projekts stand ein Wettbewerb, den die Architekten Dr. Werner Tscholl und Dr. Andrea Palaia mit einem Entwurf gewannen, der auf vordergründige Symbolsprache gänzlich verzichtet.
Weiter sollte es ein offener Raum werden, ein einladender Ort der Trauer – oder sogar ein Durchgang schwebte den beiden Architekten als Lösung vor. Menschen sollen eingeladen werden, die Friedhofserweiterung als Teil Ihres täglichen Weges anzusehen und nicht nur in Zeiten der Trauer oder Grabpflege zu besuchen. So entstand ein neuer, ein eigenständiger Bereich des Friedhofs, der nach außen in seiner Aussage die sichtbaren Zeichen zeitgemäßer sowie auch klassischer Architektur trägt.
Trotzdem wird beim Anblick des Bauwerks schnell klar, dass die beiden Ideengeber auf modische Akzente und vorübergehende architektonische Trends verzichteten und ihm somit einen zeitlosen Charakter verliehen.
Mit der Einbindung in den täglichen Fußgängerverkehr heben die Planer den Friedhof aus seiner Isolation und binden ihn als Passage des täglichen Lebens ein. Der Friedhof wird so Teil der Gegenwart und bleibt Ort der Zeitlosigkeit. Für diesen Entwurf, bei dem der Werkstoff Glas eine wichtige Rolle spielt, erhielten die Architekten den ersten Preis des Wettbewerbs.
Monumental in Ihren Bauteilen und dennoch leicht im gesamten Entwurf wirkt nicht zuletzt durch die zurückgenommene Transparenz des Glases das eigentliche Bauwerk, die L-förmige Glasmauer.
Diese Transparenz haben die Architekten bis in den Bau der Trauerhalle aufgenommen, in deren Innenwänden sich die Glasmauer fortsetzt und die durch die Außenwände eine ganz besondere Hintergrundbeleuchtung erfährt. Zusätzlich lässt sich die gesamte Mauer durch dezente LED-Beleuchtung illuminieren und so zu besonderen Anlässen den Eindruck eines „ewigen Lichts“ erzeugen.
Mit der umgesetzten Glasmauer war das Unternehmen Sametec srl (vormals Santoni Vetri snc) aus dem oberitalienischen Arco betraut.
Wände und Mauern aus Sicherheitsglas
Tatsächlich handelt es sich bei der Glasmauer mitnichten um Glasblöcke, sondern um Verbundsicherheitsglas (VSG) in mehreren Schichten mit Trosifol Polyvinylbutyral-(PVB-)Folien des Typs Trosifol Clear in den Stärken von 0,76 mm.
Zusammengefügt wurden die Schichten dann in einem Vakuumsackverfahren, einer Arbeitsweise, bei dem auf den Einsatz eines Autoklaven verzichtet werden kann.
Das Bauwerk besteht aus 3200 m2 Floatglas in Dicken von jeweils 19 mm. Daraus stellte Sametec etwa 180 VSG-Blöcke für das Innere der Trauerhalle her. Diese sind 20 cm breit und 321 cm lang mit je 10 Scheiben pro Block.
Weitere 80 VSG-Blöcke mit jeweils 10 Scheiben entstanden ebenfalls in 20 cm Breite, die Länge variierte allerdings zwischen 20 und 370 cm.
Für die Glasmauer im Freien wurden 220 VSG-Blöcke hergestellt. Diese wurden aus jeweils 8 Scheiben gefertigt, in Breiten von 20 und 50 cm und Längen zwischen 130 und 420 cm.
Weiter entstanden unterschiedlich hohe Blöcke, von 100 bis 400 cm Höhe. Jeder dieser Glasblöcke besteht aus 10 bis 12 Scheiben mit entsprechenden PVB-Lagen dazwischen. Verklebt wurden die einzelnen Blöcke – innen wie außen – mit Silikon.
„Vermutlich hätten wir das Projekt ohne Trosifol gar nicht realisieren können“, so Sandro Santoni, Geschäftsführer von Sametec. „Denn nur dort erhielten wir die technische Unterstützung, die nötig war, um das Bauvorhaben überhaupt umzusetzen. Auch wenn es zunächst einfach erscheint und wir eine lange Erfahrung mit VSG haben, auf der Baustelle haben wir einige Überraschungen mit den dicken Glasblöcken erlebt. Dies konnte nur dank der erfolgreichen Unterstützung vor Ort durch Dr. Cengiz Ergün vom Technical Service Trosifol erfolgreich gelöst werden. “—