_ Spektakulär flogen im Mainzer IntercityHotel die Glassplitter durch die Luft – und jeder der Teilnehmer konnte mit eigenen Augen erkennen: Wenn der Einbrecher sich den Weg in ein Gebäude bahnen möchte, wird es ihm mit einem geklebten Fenster besonders schwer gemacht. Das ift Rosenheim zielte nämlich mit seinem „Show-Act“ auf genau diesen Sicherheitsaspekt ab: Bei immer schlanker werdenden Profilen übernimmt das mit dem Flügelrahmen verklebte Glas eine tragende Funktion. Die Besucher konnten also erleben, was Sicherheitsgläser leisten und wie die Unterschiede in der Verglasung auf die Einbruchhemmung wirken: Es wurden Prüfungen im Vergleich von geklebtem und nicht geklebtem Fenster durchgeführt.
Themenreihe mit Besucherrekord
Mit fast 100 Personen verzeichnete die inzwischen 6. Auflage der Themenreihe einen Besucherrekord – dabei war der Anteil der teilnehmenden Fensterbauer erfreulich hoch: Fast 40 Fensterbauer aus rund 25 Betrieben wollten die Gelegenheit nutzen, Vorteile der Klebetechnik zu begreifen und ihre persönlichen „Berührungsängste“ abzubauen.
Doch zunächst gab es den Expertenvortrag: Karin Lieb, beim ift verantwortlich für das Produktmanagement für Glas und Baustoffe hob dabei hervor, dass die Klebetechnik immer noch eine vergleichsweise junge Technologie sei und die Branche ja bekanntermaßen bei Innovationen anfangs verhalten reagiere.
Lieb ging auf die Varianten des geklebten Fensters ein – schließlich lässt sich die Klebemasse oder das Klebeband an verschiedenen Positionen im Falzgrund oder im Überschlag anbringen – und empfahl auf vorhandene Systemlösungen zurückzugreifen: Dann schließlich ist die Dauerhaftigkeit der Klebung und auch die Verträglichkeit von Klebstoffen mit Isolierglas-Randverbundsystemen nachgewiesen.
Klar, dass sich aus den geklebten Systemen auch etliche Vorteile ableiten ließen – auch diese sprach Lieb an und wies auf einen Aspekt besonders hin: Geklebte Fenster hätten sich in der Praxis besonders bewährt – einmal richtig eingebaut neigen die Fenster viel weniger zum „setzen“ und die Reklamationsquote sinkt erheblich.
Mehr Licht durch eingeklebtes Glas
Im zweiten Impulsvortrag ging Gerald Feigenbutz, Geschäftsführer der Gütegemeinschaft Kunststoff-Fensterprofilsysteme auf aktuelle Fragestellungen der Klebetechnik ein. Er zeigte auf, dass geklebte Fenster neue Gestaltungsmöglichkeiten bieten und auch größere Elemente ermöglichen. Durch schmalere Profilansichten kann der Wunsch nach mehr Glasfläche und somit mehr Tageslicht realisiert werden. Die Dichtigkeit wird erhöht und auch dauerhaft gewährleistet – weil Verglasungsdichtungen nicht mehr dynamisch belastet werden und die Flügelstatik verbessert wird. Auch die Haptik des Flügels wird optimiert, weil sich die Verwindungssteifheit deutlich verbessert.
Ganz zu schweigen von einem wichtigen Sicherheitsaspekt: Der Weg des Einbrechers über die Schwachstelle Glasanbindung an den Flügelrahmen wird somit deutlich erschwert – was ja auch bei dem simulierten Einbruchsversuch vom ift Rosenheim eindrucksvoll unter Beweis gestellt wurde.
Damit die Trümpfe einer geklebten Glas/Flügelverbindung aber tatsächlich alle ausgespielt werden können gilt es, die Eignung und Verträglichkeit von Glas, Kunststoff, Dichtung und Klebstoff sowie Fertigungstechnik sicherzustellen. Und für diese Sicherheit sorgen die entsprechenden Grundlagen mit der VE 08/4 vom ift Rosenheim und der RAL-GZ 716 Teil 2 für die Beurteilung und Gütesicherung von geklebten Kunststoff-Fenstersystemen.
Feigenbutz vermittelte den Teilnehmern die unterschiedlichen Ansätze dieser Richtlinien: Während das RAL GZ 716 den Eignungsnachweis eines Klebstoffsystems, die Verträglichkeit aller Komponenten eines Fenstersystems und die funktionale Verprobung zusammenführt, umfasst die ift Richtlinie VE 08/4 die Prüf- und Qualitätssicherungsgrundlage für Fenster mit geklebten Verglasungen. Darin wird demnach auch das Prüfverfahren definiert und der Ablauf der Prüfungen beschrieben.
Was die Menge der geprüften und gelisteten geklebten Systeme angeht, lassen sich folgende Anbieter feststellen, die z. T. mehrere Profile ins Rennen schicken: aluplast, Rehau, Veka, Profine, Inoutic, Gealan, Internorm.
Feigenbutz schloss mit dem Hinweis, dass die Klebetechnologie die Grundlage bietet für das Fenster der Zukunft, nicht ohne festzustellen, dass diese Technologie mit einem geschätzten Marktanteil von knapp über 10 Prozent noch „viel Luft nach oben“ habe.
Podiumsdiskussion
An die Fachvorträge und die ersten Fachsimpeleien auf der Veranstaltungsmesse schloss sich eine Podiumsdiskussion an: Hier stellten sich Ralf Maus (Leiter Anwendungstechnik Glas-Fandel GmbH & Co. KG), Dr. Wolfgang Wittwer (Senior Manager R&D Kömmerling und stellvertretender Obmann des Expertenkreises „Kleben von Verglasungen“), Joachim Hauns (Leitung Engineering, aluplast GmbH), Matthias Dick (Business Development Manager, Sika Europe), Michael Walther (technischer Vertrieb Urban Maschinenbau) und Hans-Jürgen Rieger (Betriebsleiter Heinrich Meyer-Breloh) als Anwender den Fragen von GLASWELT Chefredakteur Daniel Mund. —