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Glaskongress 2017 von BF und GMI

Immer wieder grüßt der ESG-Spontanbruch

_ In seiner Auftaktansprache unterstrich BF-Präsident Thomas Dreisbusch, dass die Renovierungsquote, die die Bundesregierung anstrebt, noch lange nicht erreicht sei. Er gebe nach den jüngsten Aussagen der Kanzlerin die Hoffnung nicht auf, dass die Quote doch noch angeschoben werde und erklärte, dass sich der Bundesverband Flachglas dafür stark mache und Lobbyarbeit in Berlin leiste.

Unter den 164 Teilnehmern der Veranstaltung waren rund 54 BF-Mitglieder aus verarbeitenden Glasbetrieben. Die weiteren Besucher kamen aus den Zulieferindustrien, Instituten und Beratungsunternehmen. Neu war, dass bei der begleitenden Ausstellung auch Repräsentanten von Universitäten (RWTH Aachen, Uni Dresden, Uni Darmstadt) vertreten waren.

BF-Geschäftsführer Jochen Grönegräs stellte kurz die neueste Absatzzahl der Marktforscher von B+L zu Isoliergläsern vor: So habe der ISO-Absatz in Deutschland im Jahr 2016 moderat zugelegt und sei um 1,1 Prozent gestiegen. Für 2017 werde laut B+L ein Anstieg um ca. 13 Prozent erwartet. Leider wurde nicht erläutert, wodurch dieser hohe Zuwachs zu erwarten sei.

Immer wieder ESG Spontanbruch

In der Podiumsdiskussion mit den Vorständen des BF und der GMI richtete sich der Fokus stark auf den Nickelsulfid-Bruch und auf ESG-H. Hier wurde auch deutlich, dass es sich beim Umgang mit dieser Problematik um ein juristisches Problem für die Branche handelt.

Dazu stellte Fassadenspezialist Wolfgang Priedemann fest, dass seine Versicherung im ESG-Schadensfalle nicht zahlen werde, da das Restrisiko eines Nickelsulfid-Spontanbruches bestünde.

Priedemann unterstrich zur ESG-Spontanbruch-Problematik: „Wir als Fassaden-Berater dürfen nicht darunter leiden, dass für Scheiben und Isoliergläser aus ESG das Risiko des Spontanbruchs besteht.“

Es gehe nicht an, dass Fassadenbauer- und -planer dadurch Nachteile erhalten, weil eine ESG-Scheibe nicht die gleiche Risikobewertung von 1 : 1 000 000 erfahre, wie andere Baumaterialien, Stichwort: Versagenswahrscheinlichkeit.

Zum ESG-Spontanbruch führte BF-Geschäftsführer Jochen Grönegräs aus, dass der Bundesverband Flachglas gemeinsam mit Juristen weiter an dem Thema arbeite, um eine bessere Positionierung des Glaswerkstoffs zu erreichen.

Einen interessanten Hinweis zum Thema gab der Berater Siegfried Glaser: „Aktuell forsche man gemeinsam mit Prof. Jens Schneider von der TU Darmstadt an neuen Fertigungs-Verfahren, um das Nikelsulfid-Problem komplett zu eliminieren.

Weiter wurde die Reform des Mängelgewährleistungsrechts angesprochen und der damit verbundenen Diskussion, dass die ISO-Hersteller bei Glasbruch auch für Umglasungskosten ihrer Handwerkskunden aufkommen sollten.

Dazu die Anfrage aus dem Publikum:„Wo soll das hinführen, wenn eine ISO-Scheibe vom Handwerker unter Preis verkauft wird und hinter einer Betonwand eingebaut wird und dann kaputt geht, warum sollen wir als ISO-Produzent als Zulieferer dafür aufkommen? Wie lässt sich als ISO-Hersteller die neue Regelung ohne die Existenz-Gefahr für das eigene Unternehmen umsetzen?

In dieser Angelegenheit will der BF mithilfe eines Fachanwalts die neue Regelanforderung juristisch aufarbeiten. Allerdings sei die Reform noch nicht verabschiedet, immer noch gilt das bekannte Mängelgewährleistungsrecht. Hier sollen die Betriebe konkrete Fälle dem BF bzw. dessen Rechtsanwälten nennen, um das Problem anhand dieser Praxisbeispiele aufzuarbeiten.

In seinem Vortrag „Eine smarte Ganzglasfassade“ zeigte Wolfgang Priedemann auf, dass die Zeiten der reflektierenden Gläser vorbei seien und die Sonnenenergie nicht mehr wegreflektiert werden dürfe. „Das ist eine massive Verschwendung. Diese Energie müssen wir heute und in Zukunft für das Gebäude nutzen.“ Zudem sei es für die Blendung von Vorteil, wenn eine Glasfassade nicht reflektiere.

Im Vortrag „Next generation glass envelopes“ zeigte Prof. Dr. Ulrich Knaack von der TU Darmstadt auf, dass wir uns heute in der 3. Generation des konstruktiven Glasbaus befinden. In diesem Zusammenhang sei immer die Frage relevant, wo liegt der Mehrwert, den der Einsatz von Glas für Fassaden bringt.

Eine weitere spannende Entwicklung ist das Leasing von Fassaden. Wie das funktioniert, erfahren Sie im Juni-Heft der GLASWELT.

Im Gespräch mit Birgit Horn, der Messedirektorin der glasstec, erfuhr die GLASWELT, dass die Sonderschau „glass technology life“ künftig von der TU Darmstadt unter Federführung von Prof. Ulrich Knaack und Prof. Jens Schneider organisiert wird.

Der Glaskongress 2018 findet am 12. und 13. April in Leipzig statt.

Matthias Rehberger

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