Als weltweit agierender Konzern, müssen wir ein klares Bild von unserem Unternehmen vermitteln“, antwortete Jean-François Heris, Präsident und Geschäftsführer von AGC Flat Glass Europe, auf die Frage der GLASWELT, warum das Unternehmen den Markennamen Glaverbel aufgibt. Auf der Pressekonferenz am 4. September in Brüssel unterstrich Heris: „Wir sind sehr stolz, uns als Teil der Familie des weltweit führenden Glasherstellers zu präsentieren. Durch die einheitliche Markenidentität werden wir unser Profil weltweit verbessern können.“
Die Umbenennung von Glaverbel findet im Rahmen der weltweiten Vereinheitlichung des Firmennamens statt, um alle AGC-Unternehmen unter einer Marke und einem Logo zu vereinen. Damit soll zudem ein größerer Wiedererkennungswert der Produkte von AGC Flat Glass Europe gewährleistet werden.
Mit seiner langjährigen Firmengeschichte in Belgien und Europa verfügt AGC Flat Glass Europe über eine Tradition hervorragender Leistungen. Diese Tradition wird heute mit besonderem Augenmerk auf Innovation weitergeführt, wie eine breite Palette an hochwertigen Glasanwendungen belegt. AGC Flat Glass Europe, Jahresumsatz ca. 2 Mrd. Euro, beschäftigt von Spanien bis Russland rund 10700 Mitarbeiter und verfügt über 18 Floatglaswerke und mehr als 100 Verarbeitungsbetriebe.
Innovation weiter im Fokus
Bei der Pressekonferenz präsentierte Jean-François Heris, die jüngste Glasinnovation aus dem Hause AGC: AntiBacterial Glass, eine Glasanwendung die in der Lage ist, Bakterien abzutöten und Pilzwachstum zu hemmen. „Wir sind begeistert von den Anwendungsmöglichkeiten von AntiBacterial Glass, das vor allem in Räumen eingesetzt werden soll, in denen die Anforderungen an die Hygiene Priorität haben, wie Krankenhäusern, Sanitärräumen von Hotels etc. Ich möchte hier kurz anmerken, dass alleine in Europa jährlich rund 50000 Menschen an Infektionen sterben, die sie sich während eines Krankenhausaufenthaltes zuziehen. Das sind mehr Todesopfer als bei Verkehrsunfällen. Mit dem antibakteriellen Glas zeigen wir, wie unsere Produkte zur Verbesserung der Sicherheit und Lebensqualität von Millionen Menschen beitragen können.“
Aufgrund seiner antibakteriellen Wirkung werden 99,9 Prozent der auf dem Glas haftenden Bakterien abgetötet. Außerdem verhindert es die Vermehrung von Pilzen.
Was ist antibakterielles Glas?
Das AntiBacterial Glass (AB) eliminiert Mikroorganismen sobald diese mit der Glasoberfläche in Berührung kommen. Das patentierte Verfahren funktioniert durch die Abgabe von Silber-Ionen in die oberen Glasschichten: Das bei der Glasherstellung eingeschlossene Silber blockiert den Metabolismus (Stoffwechsel) von Bakterien und unterbricht ihren Teilungsmechanismus, wodurch diese schließlich absterben. Nach Auskunft von AGC haben beschleunigte Alterungsprüfungen gezeigt, dass die Wirkung des AB-Glases dauerhaft und unverändert ist. Wichtig dabei: Es lässt sich dennoch problemlos mit allen Reinigungsmitteln säubern.
Die AB-Technologie wurde in umfassenden Tests auf der Basis der europäischen (EN 13697 – EN1276 – EN1650) geprüft. Die Ergebnisse haben eine drastische Reduzierung (um 99,9 Prozent) der ursprünglichen Bakterienkonzentration sowie die Unterbrechung des Wachstums bei Schimmelpilzen gezeigt. Die Tests wurden von unabhängigen Laboren durchgeführt.
Die Palette der AntiBacterial-Gläser von AGC Flat umfasst:
- Planibel AB: klares Glas
- Lacobel AB: lackierte Gläser (15 Standardfarben)
- Mirox AB: Spiegel
In der Version als Lacobel oder Mirox eignet sich das AB-Glas besonders für Wandverkleidungen in Räumen mit hohen Hygieneauflagen (Krankenhäuser, Labors etc.) sowie in besonders feuchten Umgebungen, die das Wachstum von Bakterien und Pilzen begünstigen (z.B. Sanitärräume). In der Version Planibel lässt sich das AB-Glas als Trennwand oder Isolierglas installieren.|
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Alain Jardinet, Vizepräsident Innovationen und Marktentwicklung, von AGC Flat Glass Europe
Am Rande der Pressekonferenz in Brüssel sprach Glaswelt-Chefredakteur Matthias Rehberger mit Alain Jardinet, Vizepräsident Innovationen und Marktentwicklung, von AGC Flat Glass Europe.
GLASWELT: Herr Jardinet, Deutschland ist in Europa der größte Markt für Glasprodukte, Ihr Unternehmen AGC besitzt dort aber keine eigene Produktion, wie kommt das?
Jardinet: Deutschland ist für uns ein sehr wichtiger und starker Markt, und das gilt auch für die Zukunft. Da wir in den angrenzenden Nachbarländern vertreten sind, können wir den deutschen Markt mit unserer effektiven Logistikkette entsprechend bedienen.
GLASWELT: Die Normen bzgl. Maßnahmen zur Energieeinsparung bei Gebäuden werden zunehmend verschärft. Mit welchen Glasanwendungen begegnen Sie diesen Herausforderungen?
Jardinet: Nun, wir stellen Basisgläser her, die zu Isoliergläsern weiterverarbeitet werden. Mit unseren Low-E-Gläsern, z.B. aus der Serie TopN+ haben wir State-of-the-Art-Produkte im Portfolio, die bei entsprechender Weiterverarbeitung nicht nur aktuelle Normen erfüllen, sondern auch Extremanforderungen gerecht werden. Unsere Gläser lassen sich z.B. problemlos zu 3-fach-Isoliergläser weiterverarbeiten.
GLASWELT: Das Bewusstsein der Bevölkerung in Bezug auf energiesparende Maßnahmen war noch nie so stark wir heute. Wie können Glashersteller und Verarbeiter davon profitieren?
Jardinet: Allgemein gesprochen ist es aus Sicht der Glasbranche wichtig, die Verbraucher über die entsprechenden Sachverhalte aufzuklären. Dabei ist es sinnvoll, die Kräfte zu bündeln. Gemeinsam mit den anderen großen Playern der Branche haben wir eine Studie zum Energieeinsparpotenzial innerhalb der EU in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse in Kürze veröffentlicht werden. Wichtig ist es, dem Verbraucher aufzuzeigen, wo es Nachholbedarf gibt, und ebenso wichtig ist es zu zeigen, dass es entsprechende Glas-Lösungen gibt.
GLASWELT: Der Bereich Solar wird auch für die Glasbranche ein immer wichtigerer Markt, gilt das auch für AGC?
Jardinet: Was die Herstellung von Spezialgläsern für Photovoltaik-Anwendungen angeht, sind wir global gesehen ein, sehr starker Player, das gilt auch für die Entwicklung und Forschung in diesem Marktsegment.