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Tryba Bernsdorfer

Gut aufgestellt

_ Alljährlich werden am Firmensitz in Kamenz bei Dresden die Fachhandelspartner zu den „Fenstertagen“ geladen. In diesem Jahr konnten der Geschäftsführer Klaus Handschug und Vertriebsleiter Frank Schilling rund 50 Teilnehmer begrüßen, die einen engen Kontakt zum Holzfenster-Lieferanten pflegen. Vertreten waren Bauelemente-Fachhändler oder auch Kunststoffverarbeiter, die selbst keine Holzfenster produzieren.

Auf der Agenda der Fenstertage Anfang Februar standen aktuelle Entwicklungen und Anforderungen am Fenster- und Türenmarkt, die vom VFF-Geschäftsführer Ulrich Tschorn umfassend erläutert wurden. Tschorn prognostizierte ordentliche Wachstumszahlen vor allem im Kunststofffensterbereich, die durch den anspringenden sozialen Wohnungsbau generiert werden, meinte aber auch, dass eine Sonderkonjunktur aufgrund der Flüchtlingswelle den Fenstermarkt erst zeitversetzt erreichen werde. Gleichzeitig „streichelte er die Seele“ der Holzfensterhersteller und -anbieter: „Versäumen Sie nicht, die Vorteile dieses Materials im Verkaufsgespräch zu vermitteln: Hier geht es um Haptik, Gestaltung durch Bearbeitung, empfundene Wärme der natürlichen Werkstoffe und den nachwachsenden Rohstoff.“

Die GLASWELT Chefredaktion beteiligte sich an der Tagung mit einem Beitrag über Visionen zur Fensterwelt der Zukunft. Und schon traditionell berichtete Rechtsanwalt Frank Kunkel in seinem lebhaften Beitrag über Aktuelles im Baurecht.

Die Veranstalter hatten es geschafft, einen interessanten Tagungsverlauf zu skizzieren und gleichzeitig auch mit einem ansprechenden Abendprogramm für eine angenehme Atmosphäre untereinander zu sorgen.

Wer liefert wohin?

Der Holzfensterhersteller Tryba Bernsdorfer tritt als Lieferant für deutsche Fachhändler auf – beliefert aber auch ganz andere Kundengruppen: Die Fenstermacher liefern in die Schweiz vor allem Holz/Alu Fenster, sowie Elemente für Großobjekte. Und für den Gesamtkonzern Atrya decken die Sachsen einen großen Bedarf an Elementen aus Holz für den französischen Markt ab. Sie sind als Spezialist für Denkmalschutzfenster und Sonderfenster wie beispielsweise Rundfenster prädestiniert, die dortigen Fensterwünsche zu erfüllen. „Wir haben im Bereich historische Fenster einen nachempfundenen Kittfalz, analog der früher hergestellten Elemente, in welchen das Glas noch mit Kitt eingesetzt wurde“, schwärmt der Vertriebsleiter Frank Schilling von der Vielseitigkeit des eigenen Angebotes. Sowohl bei der Holz- und Farbauswahl als auch bei der Ausstattung mit Griffen und Glas ist bei den Bernsdorfern Vielfalt eine ihrer Trumpfkarten. Und praktisch alle Konstruktionsvarianten werden von versierten und erfahrenen Fachleuten realisiert. Auch Sonderwünsche könnten jederzeit umgesetzt werden, berichtet Schilling.

Atrya: Einer der ganz Großen

Der hierzulande verhältnismäßig unbekannte elsässische Bauelementekonzern Atrya gilt als einer der ganz großen Anbieter in Europa und teilt sich mit der Saint-Gobain-Gruppe die Marktführerschaft im französischen Bauelemente-Geschäft. Gestartet hat Firmengründer Johannes Tryba mit der Produktion von PVC-Fenstern in Gundershoffen mit 15 Mitarbeitern in einem kleinen Gebäude. Jetzt spricht man von rund 20 Produktionsstätten, 2000 Mitarbeitern, die rund 3500 Einheiten am Tag produzieren und einen Umsatz von knapp 400 Mio. Euro generieren.

Dabei ist der Konzern breit aufgestellt: Es gibt ein BtoB-Geschäft International und ein BtoC-Geschäft in Frankreich, man betätigt sich auf Großbaustellen und tritt gleichfalls auch als Anbieter von Rollläden und Garagentoren in Frankreich auf. Tryba Bernsdorfer ist eines von drei Unternehmen der Gruppe, welches sich auf die Produktion von Holzfenstern und -türen konzentriert. Geschäftsführer der Fachhandelssparte ist seit 2008 Lars Platow.

Platow agiert als Pendler zwischen zwei Fenster-Welten: Er kennt sich sowohl im französischen als auch im deutschen Markt bestens aus und konstatiert, dass es momentan im französischen Fenstermarkt wieder besser laufe, weil Präsident Hollande die Märkte mit Subventionen unterstütze: 30 Prozent der Kosten eines Fenstertausches könne man dort steuerlich absetzen. Der deutsche Markt sei dagegen wirklich schwierig, so Platow. Die Gruppe sieht hier keine großen Wachstumsmöglichkeiten aufgrund der verhältnismäßig unattraktiven Ertragslage – die Preise seien hier nach wie vor unter Druck, die Anbieter würden es regelmäßig versäumen, Preise zu erhöhen. Als Grund macht er die starke Atomisierung des Marktes hierzulande aus.

Angesprochen auf den Plan der Unternehmensgruppe, dass man 2016 mit einem 5-prozentigen Umsatzplus aus dem Markt gehen wolle, erklärt er: „Tatsächlich haben wir jedes Jahr ein solches internes Wachstum in dem Geschäft mit Bauelementen. Deshalb trauen wir uns das auch in diesem Jahr zu.“ Platow zur eigenen Wachstumsstrategie: „Wir wollen nicht jedes Jahr neue Firmen integrieren und einen starken anorganischen Wachstumskurs fahren. Wir sehen, dass die Märkte konsolidiert sind und suchen ausschließlich langfristige Wachstumschancen.“

Angesprochen darauf, wie sich denn die französischen Fenster von denen hierzulande unterscheiden, erklärt Platow: „Was den Wärmeschutz angeht, sind die Ansprüche in Frankreich nicht so hoch wie hier. Aber dort sind die Fenster deutlich komplizierter und aufwendiger. Wir haben in Frankreich grundsätzlich ein zweiflügeliges Fenster mit Stulp und vielen Kapitälchen und aufgesetzten Beschlagsdekorationen.“

Kaum Fensterimport nach Frankreich

Für ihn sei ein französisches Fenster deutlich mehr wert als ein deutsches. Und das sei auch der Grund, warum in Frankreich der Importanteil wesentlich geringer sei. Diese Fenster seien einfach nicht so leicht zu kopieren. „Das deutsche Fenster ist ja von einem Polnischen kaum oder gar nicht zu unterscheiden.“ Deshalb könnten hier diese Anbieter viel eher Fuß fassen.

Abschließend wollte ich von Platow wissen: „Haben Sie kein Interesse, sich an dem allgemeinen Kräftemessen um die vorderen Plätze in der Bauelemente-Sparte zu beteiligen?“

Darauf gibt er zu Protokoll: „Wir wissen durch unsere internationale Erfahrung, dass sich die Fenster in Europa von Schweden bis hin zur Schweiz deutlich voneinander unterscheiden. Das Fenstergeschäft wird ein lokales Geschäft bleiben.“ Deshalb seien Synergie-Möglichkeiten deutlich eingeschränkt und die schiere Größe eines Konzerns würde nicht über den Erfolg entscheiden. Viel wichtiger wäre es, im lokalen Markt gut aufgestellt zu sein. —

Daniel Mund

Tryba Bernsdorfer Firmenhistorie

1910: Gründung der Holzbauwerke Otto Schneider in Bernsdorf

1990: Gründung der Bernsdorfer Bauelemente GmbH

1997: Ausbau der neuen Produktionsflächen am Standort Kamenz

1999: Start eines neuen CNC-Bearbeitungszentrums zur Fertigung von Sonderfenstern und Haustüren

2001: Firmierung als Tryba Bernsdorfer GmbH – ein Unternehmen der Atrya-Gruppe

2007: Inbetriebnahme einer UC-Matic-Fensterfertigungsanlage mit Einzelteilfertigung

2014: Beginn mit der Produktion des Holz-Aluminium-Fensters TBA Protect 80

www.tryba-bernsdorfer.de

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