In seiner Begrüßung der Seminarteilnehmer hob Geschäftsführer Reinhard Cordes dann die hohe Bedeutung der glasveredelnden Betriebe und der Glasindustrie in der aktuellen politischen „Großwetterlage“ hervor. Besonders glasveredelnde Unternehmen wie Frerichs Glas seien durch ausgereifte Technologien und hochwertige Produkte in der Lage, einen entscheidenden, effizienten Beitrag zu leisten, um die ehrgeizigen Klimaschutzziele in Deutschland und Europa zu erreichen.
Cordes belegte dies mit eindrucksvollen, aber gleichzeitig erschreckenden Zahlen: Mehr als drei Viertel aller Wohngebäude in Deutschland sind älter als 25 Jahre und damit „potenzielle energetische Sanierungsfälle“. „Allenfalls 25% sind in einem vollwertigen energetischen Zustand“, schätzt Cordes. Der Heizenergiebedarf im Bestand übertrifft denjenigen von Neubauten etwa um das Dreifache. Zudem verbrauchen die privaten Haushalte ca. 87 % des gesamten Energiebedarfs zur Raumheizung und Warmwasserbereitung.
Bezogen auf die glasverarbeitende Industrie bedeute dies ein beachtliches Potenzial, auch in Hinblick auf den erwarteten „bedarfsorientierten Gebäude-Energieausweis“. Dieser besonderen Verantwortung sei man sich vollauf bewusst, so Cordes.
Die neue EnEV
Den Hauptteil des Seminar-Tags nahm die Energie-Einspar-Verordnung ein. Nahezu vier Stunden referierte und präsentierte Marcus Hermes (Hermes Bauphysik und Fenstertechnik, Welzheim) anschaulich und lebendig das etwas sperrige Thema, aufgelockert durch Beispiele aus seiner langjährigen Berufspraxis.
Ein Anlass, das Thema neu aufzubereiten, war der Referentenentwurf der „Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz und energiesparende Anlagentechnik bei Gebäuden“, kurz die neue EnEV, veröffentlicht durch Gesetzgeber und EU-Gremien am 17. November 2006. Die Novellierung steht in Zusammenhang mit diversen Klima-Prognosen, die von zunehmender Erderwärmung, von weiteren Umweltkatastrophen und Überschwemmungen ausgehen. Ob diese Szenarien in den kommenden Jahrzehnten bestätigt werden, ist ungewiss. Dennoch gilt es, unverzüglich wirksame Maßnahmen zum Schutz einer lebenswerten Umwelt einzuleiten.
Hautnah mit den Prozessen der Gesetzgebung befasst, erläuterte Marcus Hermes die Chancen und Risiken der vorliegenden und geplanten EnEV-Versionen im Detail, brachte Licht ins Dickicht der Begrifflichkeiten, wies auf Zusammenhänge und Abhängigkeiten hin und stellte einen „Fahrplan“ zur EnEV-Verabschiedung auf, die er kaum vor 2008 sieht.
Anschließend folgte eine sehr intensive Analyse des geplanten Energieausweises, um in diesem Zusammenhang verglaste Gebäudeöffnungen und Fenster an einem Standard-beispiel herauszustellen: Obwohl Fenster nur gut 10 % der Gebäudehüllfläche ausmachen, tragen sie doch zu deutlich mehr als 44 % zu den Wärme-Energieverlusten bei. Folglich spiegeln sie sich im gleichen Anteil der Jahres-Energiekosten wider. Das „große Ziel“, die CO2-Einsparung im Auge, lassen sich für jeden Energieträger unglaubliche Mengen – in Tonnen – ermitteln, die durch den Einbau hochwertiger Isolierglas-Fenster vermieden werden können. Damit wird eindrucksvoll belegt, welch große Bedeutung gerade dem Fenster und der Verglasung in den Klimaschutz-Bemühungen zukommen, und welch gewaltiges Potenzial in den Verbesserungen dieses Bereichs liegt.
Ebenso unverzichtbar im Fensterbereich: Optimierte Glasrandbereiche, eine funktions- und materialgerechte Rahmenkonstruktion, Ausführung und Anschluss des Rollladenkastens sowie die fachgerechte Ausbildung der Anschlussdetails – letztlich alles Maßnahmen zur Vermeidung von Wärmebrücken. Viele Beispiele, untermauert durch thermographische Auswertungen, schieden die Spreu vom Weizen.
Mit einigen bauphysikalischen Phänomenen, insbesondere bei der Tauwasserbildung, die nachvollziehbar, aber für fachliche Laien oft unverständlich sind und zu Reklamationen führen können, rundete Hermes sein Referat ab.
Die Globalisierung des Glasmarkts
In einem kurzen Ausblick stellte Bernd Schreitmüller aus der Sicht eines Floatglas-Herstellers (Guardian Flachglas, Thalheim) die Risiken dar, die das weltweit erwachende Umwelt- und Klimaschutz-Bewusstsein für den Glas-Markt bedeuten. Bei begrenzten Kapazitäten ist mit einer erhöhten Nachfrage an Weißglas zu rechnen, vor allem eingesetzt für solarthermische und Photovoltaik-Anlagen. Zudem wird derzeit sehr viel Autoglas nachgefragt. Dadurch seien – so prognostizierte er – in der Verfügbarkeit von „normalem“ Glas für den Baubereich Engpässe möglich.
Zum Abschluss des Seminars resümierte Cor-des die großen Chancen, die sich im energieeffizientem Bauen und Sanieren öffnen. Alle Beteiligten profitieren in hohem Maß: Handwerk und Industrie, Mieter und Vermieter sowie die Volkswirtschaften der Welt. Und vor allem: die Umwelt und das globale Klima – letztlich das Ziel aller Anstrengungen. |
! Kontakt
Frerichs Glas GmbH
27283 Verden
Tel (0 42 31) 10 2-0
info@frerichs-glas.de