Glaswelt – Aktuell gilt es für Sie, zwei unterschiedliche Unternehmens-Kulturen unter einem Dach zusammenzubringen. Wann wird dieser Prozess abgeschlossen sein?
Dieter Sichelschmidt – Auch wenn Dorma und Kaba sich in vielen Bereichen recht ähnlich sind – denn wir haben ähnliche Werte und eine ähnliche Unternehmenshistorie im Hinblick auf das Alter und die familiären Wurzeln – gibt es natürlich auch Bereiche in unseren Unternehmenskulturen, die sich unterscheiden. Hier ist es unser Ziel, das Beste aus beiden Firmen zu identifizieren und in das neue Unternehmen einfließen zu lassen. Was mich optimistisch stimmt, ist die Tatsache, dass bereits jetzt viele unserer Mitarbeiter an einem Strang ziehen und alles dafür tun, dass dorma+kaba eine Erfolgsgeschichte wird.
GLASWELT – Synergien nutzen fällt immer als Schlagwort, wenn Firmen zusammengehen. Wurden/werden Abteilungen und Aufgaben in der Gruppe nun miteinander verschmolzen?
Sichelschmidt – Der Begriff Synergien steht ja für zwei Aspekte: zum einen dafür, die Stärken beider Unternehmen in das neue einfließen zu lassen, zum anderen für den wirtschaftlichen Aspekt. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, unsere interne Organisationsstruktur so aufzustellen, dass wir ab dem 1. Juli 2016 – dem Beginn unseres nächsten Geschäftsjahres – in den neuen Strukturen gut arbeiten können. Mit dem bisher Erreichten bin ich sehr zufrieden. Wir haben die neue Organisationsstruktur schon bis auf Länderebene umgesetzt. Letztlich ist es unser Ziel, unsere Leistungsfähigkeit zu stärken, damit wir die vor uns liegenden Aufgaben wirtschaftlich effizienter angehen können – das erwarten der Markt und unsere Kunden von uns.
GLASWELT – Und was heißt das konkret für Deutschland?
Sichelschmidt – Wir sind mit dem bislang Erreichten zufrieden: Unser Management-Team steht bereit – von der Segmentleitung bis hin zu den Landesverantwortlichen. Momentan prüfen wir noch, wie unsere zukünftigen Abteilungen strukturiert sein werden.
GLASWELT – Sind mittelfristig bei den deutschen Dorma-Standorten Änderungen geplant, d.h. Auflösungen oder Zusammenlegungen?
Sichelschmidt – Wie wir uns künftig aufstellen, prüfen wir momentan.
GLASWELT – Ist angepeilt, dass Dorma-Geschäftsfelder künftig über Kaba abgewickelt werden und sich Dorma neu aufstellt?
Sichelschmidt – Selbstverständlich ist es unser Ziel, mittelfristig nicht mehr nach ehemals Dorma- oder ehemals Kaba-Geschäftsfeldern zu unterscheiden – vielmehr werden wir als dorma+kaba im Markt auftreten. An der optimalen Struktur arbeiten wir derzeit noch und zum 1. Juli 2016 werden wir diese gegenüber unseren Marktpartnern kommunizieren.
GLASWELT – Wie bewertet die Konzernleitung aktuell die Dorma Division Glas?
Sichelschmidt – Unser Glasgeschäft spielt weiterhin eine wichtige Rolle in unserem Portfolio. Auf der BAU 2015 in München haben wir allein fünf Produktneuheiten aus dem Bereich vorgestellt, die im Markt sehr gut angenommen werden.
GLASWELT – Wird die Provitris wieder in die dorma+kaba Gruppe integriert?
Sichelschmidt – Provitris ist ein Teil unserer Gruppe. Ob und wie wir einzelne Gesellschaften zusammenführen, wird zurzeit geprüft.
GLASWELT – Hat der Zusammenschluss auch Auswirkungen auf die bestehende Dorma-Systempartnerschaft mit Handwerkern – soll es hier Änderungen geben?
Sichelschmidt – Sowohl ehemals Kaba als auch ehemals Dorma haben erfolgreiche Systempartnerprogramme. In der Tat stellen wir gemeinsam mit einigen Partnern Überlegungen an, wie wir die beiden Programme optimal zusammenführen können. Wir planen, unseren Partnern im Herbst dieses Jahres das Ergebnis präsentieren zu können.
GLASWELT – Sind künftig Erweiterungen dieser Partnerschaft mit dem Ziel geplant, neue Partnerfirmen zu gewinnen?
Sichelschmidt – Grundsätzlich ist es immer das Ziel, neue Partner für uns zu gewinnen.
GLASWELT – Dorma nimmt seit jeher für sich die Innovationsführerschaft in Anspruch. Welche echten neuen Produkte, z. B. im Bereich Türtechnik, Türautomation und Zutrittskontrolle, werden 2016 in den Markt eingeführt?
Sichelschmidt – Im Bereich Glas werden gerade die Teleskopversion unseres neuen manuellen Schiebetürsystems Muto und die neue, isolierte horizontale Schiebewand HSW Flex Therm im Markt eingeführt.
Bei den automatischen Antrieben fällt mir beispielsweise direkt Archimedes ein, der ab September serienmäßig lieferbar ist. Eine absolute Neuheit – ein sehr flacher Karusselltürantrieb. Das System basiert auf einem getriebelosen Direktantrieb, es arbeitet also ohne Übersetzungsgetriebe mit Riemen oder Ketten. Das rotierende Antriebssystem wird beispielsweise in der Robotertechnik häufig angewendet. Es ist sehr energieeffizient, lässt sich äußerst präzise steuern und braucht nur einen sehr kleinen und flachen Bauraum. Das eröffnet neue Gestaltungsmöglichkeiten für Architekten. Dies sind nur ein paar Beispiele an Neuigkeiten, auf die sich unsere Marktpartner dieses Jahr freuen können.
GLASWELT – Was steht noch auf der Agenda?
Sichelschmidt – Die Messen Security in Essen und BAU in München sind zeitlich auch nicht mehr so weit entfernt, da werden wir als dorma+kaba natürlich präsent sein und weitere Neuheiten vorstellen. Sie können versichert sein, wir werden auch weiterhin die Innovationsführerschaft für uns in Anspruch nehmen. Das erwarten der Markt und unsere Kunden von uns.
GLASWELT – Wie war das Feedback auf ihre Messepräsenz auf der FENSTERBAU 2016? Gab es schon Veränderungen bei der Zusammensetzung der Besuchergruppen?
Sichelschmidt – Mit unserem Messeauftritt in Nürnberg waren wir sehr zufrieden – sowohl was die Quantität als auch die Qualität unserer Messekontakte angeht. Die Besucher interessierte natürlich besonders der Zusammenschluss mit Kaba und welche Mehrwerte dorma+kaba in Zukunft für sie bieten wird. Die meisten Besucher kamen nach wie vor aus dem Bereich der Handwerksunternehmen, denn dies ist ja auch seit jeher das Zielpublikum der FENSTERBAU. Eine Veränderung, die wir seit den letzten zwei bis drei Messen in Nürnberg feststellen, ist, dass das Publikum immer internationaler wird. So haben wir kontinuierlich immer mehr Messekontakte aus Osteuropa, China und dem Mittleren Osten verzeichnen können.—
Das Gespräch führte Matthias Rehberger.
Aktuelle Produkte
Auf der FENSTERBAU wurde eine Reihe neuer Produktlösungen für das Handwerk präsentiert. Dazu zählten die neue Türschließervariante TS 93 Basic, die Beschlagneuheiten Solid und Core sowie der ED ESR ½, ein neuer Antrieb für teilautomatisierte Türen.
Zudem zeigt Dorma das Motorschloss SVP 2000 DCW an einem Exponat für eine Fluchttür. Das Motorschloss biete einen sicheren, automatischen Türverschluss und stellt durch das DCW-BUS-System eine Lösung für alle Fluchttüren dar. Dazu gibt es eine passende Panikstange nach EN 1125.
Weiter war Muto zu sehen, ein kompaktes, manuelles Schiebetürsystem für Glas- und Holzflügel, das es in verschiedenen Ausstattungsvarianten gibt, u. a. mit Selbstschließfunktion und integrierter Verriegelung (ohne externe Stromzufuhr).