Glaswelt – Warum verstärkt sich IFN/Internorm ausgerechnet in Dänemark?
Christian Klinger – Nordeuropa ist schon lange für uns ein interessanter Markt. Interessant ist hier das relativ hohe Preis- und Qualitätsniveau. Leider hatten wir bislang nicht die Produkte, um hier tätig zu werden. Wir haben also einen Anbieter vor Ort gesucht, der diese Anforderungen erfüllt. Diese haben sich jetzt relativ kurzfristig durch die Übernahme von Kastrup ergeben und die haben wir genutzt.
GLASWELT – Was zeichnet Kastrup Vinduet Holdings ApS aus? Was können die besonders gut?
Klinger – Wichtig ist zunächst, dass die als Vollsortimenter aufgestellt sind – sowohl von der Art der Produkte als auch von den Werkstoffen. Was uns besonders gefallen hat, dass sie eigene Produkte entwickeln – vor allem im Holz-Alu-Bereich. Und die kommen von der Denke her eher von der Kunststoffseite, wie Internorm in seiner Geschichte auch. Das heißt, die Kulturen sind sehr ähnlich.
GLASWELT – Werden die Dänen künftig die eigene Produktpalette produzieren können?
Klinger – Kastrup bleibt als Unternehmen und als Marke unangetastet. Unsere Wiege für Nordeuropa wird die Vinduet Kastrup sein. Deren Produktpalette kann ergänzt werden durch unsere Entwicklungen – wenn sie das wollen. Wir werden also gemeinsam in Nordeuropa voranmarschieren.
GLASWELT – Sie haben immer angekündigt, genügend Geld in der Kasse zu haben, um weitere Akquisitionen zu tätigen. Will sich Internorm auch in Zukunft durch Zukäufe verstärken?
Klinger – Ja. Wir möchten einerseits in den klassischen Märkten organisch wachsen. Aber in anderen Märkten, wo man auch andere Produkte braucht, werden wir unseren Vormarsch auch durch weitere Zukäufe vorantreiben.
GLASWELT – Der österreichische Heimmarkt, aber auch Italien und die Schweiz schwächelten 2014 – wie sieht das für Sie in diesem Jahr aus?
Klinger – Österreich stellt sich gut konsolidiert mit leichtem Wachstum dar. In Italien sieht es leider nach wie vor wie im letzten Jahr aus. In der Schweiz läuft es wieder besser.
GLASWELT – Halten Sie an Ihrer Prognose fest, dass Internorm 2015 eher stagnieren werde?
Klinger – Das würde ich mittlerweile leicht nach oben revidieren, da Deutschland und Österreich ganz gut laufen.
GLASWELT – Was sagen Sie zu den Ankündigungen des AFG-Konzerns, mittelfristig Internorm überholen zu wollen? Nehmen Sie die Kampfansage ernst?
Klinger – Das möchte ich eigentlich nicht kommentieren. Wir konzentrieren uns auf unser Geschäft. Ich sage immer: Ein guter Wettbewerber belebt das Geschäft – wenn er das nachhaltig gut macht und Qualität liefert. Ich fühle mich zu klein und zu bescheiden, um Kampfansagen auszusprechen oder anzunehmen.
GLASWELT – Was halten Sie von der Strategie, in einem Heimatmarkt die Fertigung komplett aufzugeben, wie es der AFG-Konzern mit seiner EgoKiefer-Tochter gemacht hat?
Klinger – Ich habe meine Meinung dazu, die ich aber hier nicht kundtun möchte. Was wir als Unterschied sehen ist, dass wir ein Eigentümer plus Management geführtes Unternehmen sind, das hundertprozentig in Privatbesitz ist. Daraus ergibt sich für uns ein sehr langfristiges Handeln.
GLASWELT – Wie beurteilen Sie die aggressiven Export-Aktivitäten aus Polen? Haben Sie darauf eine Antwort?
Klinger – Uns ist jeder Wettbewerber recht, je besser er ist, desto besser ist es auch für den Markt. In einer Branche mit so vielen Teilnehmern glaube ich nicht, dass wir die ersten sein werden, die unter den neuen Bedingungen leiden. Aber es hält uns an, uns selbst weiterzuentwickeln und unsere Kosten im Griff zu haben. Ich halte unsere Branche sowieso für zu aufgebläht, es gibt zu viele Marktteilnehmer, zu viele Manager. Wenn sich dadurch die Struktur etwas lichten sollte, sehe ich das positiv.
GLASWELT – Sie gehen also von einer weiteren Konsolidierung des Marktes aus?
Klinger – Wenn sie sich umschauen, wie es im Vergleich in anderen Branchen ausschaut, dann steht noch viel Konsolidierung in unserer Branche an. Ich sehe das aber positiv. Die Menge an Geld, die momentan zur Verfügung steht, bedeutet ja auch, dass noch viel Möglichkeiten zur Konsolidierung vorhanden sind.
GLASWELT – Können Sie bereits jetzt einen Ausblick auf die FENSTERBAU/FRONTALE und Ihren Auftritt dort verraten?
Klinger – Wir werden sicher keine Marketing-Innovationen liefern, sondern eher etwas Grundlegendes. Mehr möchte ich aber noch nicht verraten.—
Die Fragen stellte Chefredakteur Daniel Mund.
IFN blickt auf den Nordeuropäischen MArkt
Das Internationale Fensternetzwerk (IFN-Holding AG) erwirbt nach Zustimmung der österreichischen Bundeswettbewerbsbehörde 75 % der Unternehmensanteile des viertgrößten dänischen Fenster- und Türenherstellers, die Kastrup Vinduet Holdings ApS. Von Dänemark will die Gruppe den skandinavischen Markt ins Visier nehmen. Die Beteiligung wirkt sich auch auf den englischen Markt aus: Mit den Produkten von Kastrup steigt IFN mit seiner stärksten Marke Internorm hier zum Vollsortiment-Anbieter auf.
„Die Beteiligung ermöglicht uns den Einstieg in den skandinavischen Markt und den Ausbau unserer Aktivitäten in UK. Im Gegensatz zum deutschsprachigen Raum, wo Dreh-Kipp-Fenstersysteme der Standard sind, sind in Nordeuropa fast ausschließlich außen öffnende Fenster und Schiebefenster in Verwendung. Wir können nun einen massiv größeren Markt ansprechen“, so IFN-Miteigentümer Christian Klinger.
Die Kastrup Vinduet Holdings ApS erwirtschaftete mit 190 Mitarbeitern 2014 einen Umsatz von rund 25 Mio. Euro bei einem Produktionsvolumen von knapp 80 000 Fenster- und Türeinheiten. „Mit IFN haben wir nun einen finanzstarken Partner mit umfangreichem Know-how und hoher Innovationskraft an unserer Seite“, sagt Lasse Kastrup, CEO der Kastrup-Gruppe. Langfristiges Ziel sei es, das Produktionsvolumen zu verdoppeln.
An der Unternehmensstruktur seien keine wesentlichen Änderungen geplant, so Klinger: „Das bestehende Management-Team um CEO Lasse Kastrup leistet erfolgreiche Arbeit. Neu hinzukommen wird ein IFN-Mitarbeiter, der operative Aufgaben übernimmt.“ Auf das Produktsortiment in den Internorm-Hauptmärkten Österreich und Deutschland hat der Erwerb von Kastrup keinen Einfluss.