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Im Gespräch mit Kevin Baird und Guus Boekhoudt von Guardian Glass

“Wir wollen wachsen“

Glaswelt – Wie viel Glas fertigt Guardian mit seinen Floatwerken eigentlich am Tag?

Kevin Baird – Das ist eine ganze Menge: An unseren weltweit 25 Float-Standorten produzieren wir täglich so viel Glas, dass es einem 500 km langen Glasband entspricht. Diese Produktion läuft rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr. Dabei sind wir auf Wachstum ausgerichtet.

Glaswelt – Wo sehen Sie das künftige Wachstum, in neuen oder in bestehenden Märkten?

Baird – Unser Wachstum wollen wir in beiden generieren. Das sind auf der einen Seite die Emerging Markets, also Länder wie Indien oder Brasilien, gleichzeitig verzeichnen wir Zuwächse auch in bestehenden Regionen wie in den USA und in Europa. Allerdings unterscheiden sich die jeweils gewünschten Produkte. In Europa erwarten wir die weiteren Zuwächse tendenziell durch höherwertige Produkte.

Glaswelt – Wie wichtig ist Europa für Ihr Unternehmen, wie sehen die Investitionen dort aus?

Baird – Wir sehen das europäische Wachstum mit großem Interesse, deshalb investieren wir dort momentan am meisten. Zuwächse erwarten wir sowohl in West- als auch in Osteuropa. Und wir unterstreichen das mit großen Investitionen, die wir in 2018/2019 dort tätigen.

Unsere weltweit größte Investition in diesem Jahr ist das Projekt in Czestochowa in Polen. Dort werden wir ein neues Floatglaswerk mit einer Tageskapazität von 1000 t Glas errichten. Weiter werden wir dort auch ein Beschichtungswerk bauen, das direkt an die Float angeschlossen ist. Mit diesen neuen Werken tragen wir der Entwicklung Rechnung, dass sich die Fensterfertigung in Europa zunehmend in Polen konzentriert. Natürlich wird dort dann auch entsprechend mehr beschichtetes Glas verlangt. Darüber hinaus sehen wir diese Region generell als eine Wachstumsregion. Wir gehen davon aus, dass die neue Float 2019 im 3. Quartal ihre Produktion aufnehmen wird.

Glaswelt – Und wie steht es mit Investitionen in Westeuropa, besonders in Deutschland?

Guus Boekhoudt – Wir richten uns in Europa nicht nur nach Osten aus, denn auch im Westen wächst die Nachfrage, speziell nach hochwertigen Produkten. Das ist für uns sehr interessant. Ein kurzer Rückblick: In Europa haben wir von 2013 bis 2018 kräftig investiert, um unsere dortigen Floatglaswerke zu optimieren. Darunter war unser deutsches Floatwerk in Thalheim, das im letzten Jahr überarbeitet wurde. Im Rahmen der Kaltreparatur wurde auch die Kapazität des Werks erweitert, sodass es heute 20 Prozent mehr produzieren kann als früher.

Glaswelt – Traditionell ist Guardian ein Glashersteller und kein Verarbeiter. Wenn Sie nun in Thalheim VSG fertigen, werden Sie dann nicht zum Verarbeiter und damit Mitbewerber gegenüber Ihren Kunden?

Boekhoudt – Nein, wir treten nicht in Wettbewerb zu unseren Kunden. In Deutschland fertigen wir VSG nur als Bandmaße, die ausschließlich für unsere Verarbeiterkunden gedacht sind. Das ist unsere Strategie in Europa. In anderen Ländern, wo es keine solchen Verarbeiterstrukturen gibt, kann das anders aussehen.

Glaswelt – Die aktuelle US-Politik bedroht einige Industrien der EU wie Stahl und Aluminium. Sehen Sie auch den Glasmarkt gefährdet?

Baird – Als weltweit aktives Unternehmen unterstützen wir den freien Handel. Bisher ist unsere Branche nicht betroffen. Lassen Sie uns abwarten, was passiert.

Glaswelt – Wie wichtig sind Großprojekte für Sie als Glaslieferant?

Baird – Sehr wichtig, zum einen werden dort große Mengen an Glas verbaut, zum anderen sind dies Prestigeprojekte, die weltweit Beachtung finden. Aktuell sind wir dabei, den Jeddah Tower in Saudi-Arabien mit Glas zu bestücken. Dieser Turm soll mit einer Höhe von über 1000 m das höchste Gebäude der Welt werden. Für das Projekt sollen wir rund 400 000 m2 Fassadengläser bereitstellen. Das entspricht immerhin einer Fläche von 55 Fußballfeldern.

Glaswelt – Nach Jahren zurückhaltender Kommunikation haben Sie nun eine große Pressekonferenz in London organisiert, wie kam das?

Baird – Wir suchen verstärkt das Gespräch mit unseren Kunden, um unsere vielen Entwicklungen proaktiv vorzustellen.

Gleichzeitig haben wir heute auch den Endkunden im Blick, obwohl wir als Zulieferer am Anfang der Prozesskette stehen. Deshalb wird der aktive Austausch mit der Presse wichtiger für uns. Das Treffen hier in London steht auch in Verbindung mit der glasstec 2018 in Düsseldorf. Wir wollen und müssen wieder näher an unsere Kunden kommen und sie informieren, was wir alles leisten und anbieten können.

Glaswelt – Sie haben die glasstec 2018 angesprochen, was werden Sie dort vorstellen?

Baird – Wir werden eine ganze Reihe an neuen Produkten präsentieren, u. a. unser neues Vakuum-Isolierglas. Spannend wird auch für Verarbeiter unsere neue Technik zur Applikation von Isolierglas. Aber lassen Sie sich überraschen.

Glaswelt – Welche wichtigen Trends sehen Sie, von denen die Glasbranche profitieren kann?

Boekhoudt – Ganz wichtig ist, dass die Menschen mehr Tageslicht wollen und brauchen, da wir uns mehr in Gebäuden aufhalten als früher. Das ist mit ein Grund für immer größere Scheibenformate. Weiter sehen wir eine wachsende Nachfrage nach 3-fach-Isolierglas sowie einen steigenden Bedarf an VSG.

Auch die Ästhetik von Glas und Designgläsern wird immer wichtiger. Heute bieten wir immer mehr ästhetisch ansprechende sowie neutrale Gläser an, um die Anforderungen von Seiten der Architekten zu erfüllen.

Glaswelt – Welche Unternehmensziele haben Sie für die nächsten drei bis fünf Jahre?

Baird – Wir wollen weiter wachsen und sehen sehr gute Wachstumschancen. Hierfür werden wir auch verstärkt investieren, denn neue und vor allem auch innovative Produkte sind im Rahmen dieser Strategie wichtig. Wir werden weiterhin in die Floatglasherstellung in Regionen investieren, in denen wir Chancen sehen und eine gute Position im Wettbewerb erwarten. Zudem optimieren wir unsere Produktion permanent, um den Einsatz der nötigen Ressourcen zu minimieren, bei gleicher oder besserer Qualiät.

Und last but not least suchen wir nach höherwertigen Produkten, die gleichzeitig auch für unsere Kunden einen Mehrwert bringen. Generell richten wir bei Neuentwicklungen einen Fokus darauf, die Wertschöpfung für alle Beteiligten in der Kette zu heben.

Das Interview mit der Guardian Unternehmensleitung führte Matthias Rehberger in London.

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