Glaswelt – Wie sehen Sie Bohle heute generell aufgestellt?
Anthony Naert – Wir sind gut positioniert. Durch unsere vielen Produktbereiche sind wir sehr breit aufgestellt und wir wachsen ständig weiter. Dies unterstreichen wir auch durch unser weltweites Netz an Niederlassungen.
Trotz der Produktbreite wollen wir uns gleichzeitig auf die Topseller konzentrieren, also Produkte, die stark im Markt nachgefragt werden. Die Kunst ist es, Produkte zu finden, die in allen Ländern laufen. Aber solche Produkte gibt es kaum, denn Europa und die anderen Kontinente sind in ihren Marktanforderungen doch zu verschieden. Deshalb bieten wir unsere Produkte sehr zielgerichtet auf die jeweiligen Märkte an.
Glaswelt – Nennen Sie doch ein, zwei Beispiele für solche Topseller.
Naert – Was heute sehr gut läuft, sind absturzsichernde Verglasungssysteme mit den zugehörigen Beschlägen/Befestigungen. Das ist auch ein sehr interessanter Markt, der sich sehr schnell entwickelt hat und auch noch weiter boomen wird. Spannend im Aufwind sind auch hydraulische Eckbeschläge, die den Bodentürschließer ersetzen können. Interessant sind zudem Zargensysteme, hier sind wir vor etwa einem Jahr eingestiegen und bieten nun sogar ein geprüftes System für den Schallschutz an.
Glaswelt – Wie schätzen Sie den gegenwärtigen Vertrieb von Bohle ein?
Naert – Wir sind hier gut aufgestellt und haben eine junge, ehrgeizige Truppe. Was mich sehr freut, ist, dass ich mit einem gut eingespielten Team zusammenarbeite. Aktuell haben wir sechs Außendienstler. Wir wollen aber unser Team erweitern, um die Kunden noch besser vor Ort beraten und betreuen zu können. Das ist Teil unserer Strategie. Wichtig ist, dass wir gut geschulte Kollegen zu den Kunden schicken können. Dabei wird unser Vertriebsteam von einer Reihe an Anwendungstechnikern in den einzelnen Produktbereichen unterstützt. Diese Techniker stehen auch für unsere Partner zur Verfügung und können sie bei Projekten mit betreuen.
Unser Außen- und Innendienst wird konstant zu neuen Produkten und Anwendungen durch Schulungen und Lehrgänge fortgebildet. In manchen Bereichen bieten wir auch Seminare für unsere Kunden an.
Glaswelt – Welche Veränderungen und Verbesserungen haben Sie im Fokus?
Naert – Das Wichtigste ist die Zeit, die wir beim Partner verbringen. Für uns gilt es, die Besuchsfrequenz und Besuchszeit beim Kunden zu erhöhen. Deshalb werden wir unser Team weiter ausbauen und kontinuierlich weiter qualifizieren.
Darüber hinaus wollen wir auch telefonisch unsere Partner durch den Innendienst noch gezielter ansprechen und unterstützen. Hiermit erreichen wir eine noch engere Bindung des Vertriebsteams an unsere Kunden.
Unser Ziel ist, dass die Bestellung und die Auslieferung der gewünschten Produkte zum Kunden noch schneller wird. Des Weiteren tragen wir durch die ständige Verbesserung unseres Onlineshops dem Anspruch Rechnung, Informationen und Produkte überall und rund um die Uhr verfügbar zu haben.
Glaswelt – Welche Verarbeitergruppen haben Sie heute im Fokus und welche wollen Sie künftig ansprechen?
Naert – Traditionell wenden wir uns an Glaser und Glasverarbeiter aus dem Handwerk sowie an die Glasindustrie. Gerade die Industrie zählt für uns immer noch zu den Wachstumsmärkten.
Weiter erhalten wir immer mehr Anfragen aus anderen Branchen, die ebenfalls mit dem Werkstoff Glas und Glasprodukten arbeiten.
Glaswelt – Was heißt das für Ihr Angebot?
Naert – Auch diese Branchen fragen hauptsächlich bestehende Produktangebote nach. Gleichzeitig sehen wir, dass aber auch neue Produkte angefragt werden. Deshalb sondieren wir gegenwärtig sehr genau, welche diese sind, und reagieren dann auf den entsprechenden Bedarf.
Glaswelt – Wollen Sie künftig neben Maschinen und Werkzeugen auch Services für Verarbeiter anbieten und wenn ja, welche?
Naert – Serviceangebote sind für unsere Kunden heute wichtiger denn je. Deshalb optimieren wir das Angebot an Unterstützung durch unsere Anwendungstechnik in allen Bereichen. Dazu zählt auch die Projektunterstützung. Weiter bieten wir unseren Kunden Hilfe durch Schulungen und Seminare.
Darüber hinaus wollen wir weiter in digitale Serviceleistungen investieren, die für den Handwerker die Planung und Umsetzung erleichtern. Immer wichtiger wird deshalb, dass wir immer mehr Kalkulatoren, Konfiguratoren und Apps zusätzlich zu unserem bestehenden Onlineshop bereitstellen.
Glaswelt – Auf welche Segmente sollten Verarbeiter ihr Augenmerk richten?
Naert – Der Innenausbau sowie Bäder mit Glas sind weiter im Aufwind. Hierfür haben wir beispielsweise einen Duschenkonfigurator eingerichtet, mit dessen Unterstützung sich der Glasverarbeiter oder Innenausbauer selbst seine Projekte konfigurieren kann. So kann er schnell und einfach planen sowie die gewünschten Produkte mit den zugehörigen Maßen bei uns anfordern. Um das Glas kümmert er sich in der Regel selbst. Wir liefern dann die Beschläge. Das Glas bieten wir nicht mit an, denn wir wollen ja nicht in Konkurrenz zu unseren Partnern treten.
Für den Handwerker ist es wichtig, dass er sich frühzeitig mit neuen Produkten und Produkttrends auseinandersetzt. Nur so hat er die Chance, auf den Zug mit aufzuspringen oder noch besser selbst die Trends in den Markt zu pushen, um erfolgreich am Markt zu agieren. Er muss in der Lage sein, das richtige Produkt zum richtigen Preis anbieten zu können und das führt dann auch zu wirtschaftlich besten Ergebnissen.
Glaswelt – Werden Sie weiter in Eigenmarken investieren?
Naert – Auf alle Fälle. Eigenprodukte werden immer wichtiger, auch aus strategischen Gründen. Aktuell haben wir im Bereich Beschlag eine Reihe von Eigenprodukten für Bad, Innenausbau und Möbel, ebenso für die Absturzsicherung, Klemmen, Punkthalter etc. Weiter wollen wir künftig auch Vordächer anbieten.
Bei den Klemmen haben wir jetzt auch geprüfte Systeme für Balkonverglasungen und Absturzsicherungen im Angebot, mittlerweile haben wir einen eigenen Prüfstand im Unternehmen, sodass wir auch unsere Eigenentwicklungen vorab auf Herz und Nieren prüfen können.
Glaswelt – Was wünschen Sie der Branche?
Naert – Einen Blick über den Tellerrand, dass auch die Glasverarbeiter sehen, was andere Branchen machen und brauchen, und entsprechend selbst in diesen Bereichen aktiv werden.—
Das Interview führte Matthias Rehberger.
Produktbereiche bei Bohle:
- Beschläge
- Maschinen und Werkzeuge
- Glasverarbeitung
- UV-Kleben und Oberflächentechnik
- Handling (Saugheber etc.)
- Industrielle Schneidtechnik
- Verbrauchsmaterialien