_ Glaskunst in öffentlichen Gebäuden ist heute ein Schwerpunkt der Derix Glasstudios, die 1866 ins Leben gerufen wurden und deren Ursprünge in der Gestaltung von Kirchenfenstern liegen. 1908 erhielt der Glasveredler den Titel „Päpstliche Hofglasmalerei“. Von Derix gefertigte Kirchenfenster findet man im In- und Ausland. Bekannte aktuelle Beispiele sind das „Richter Fenster“ im Kölner Dom und die „Fenster der Versöhnung“ in der Kathedrale von Reims sowie die Fenster für die Ground Zero Kapelle in New York.
Ein spannendes Projekt, das hier detailliert vorgestellt werden soll, ist das „Kreiswerk“ in der neu gebauten Firmenzentrale von Leica. Der Kreis taucht dort als wiederkehrendes Grundmotiv in den Baukörpern, in den Fassadenschwüngen und auch in der Kunst am Bau auf.
Der für die Glaskunst verantwortliche Fotokünstler Alfons Alt hat sich bei seinem „Kreiswerk“ von der Geometrie eines Kamera-Objektivs und von Charlie Chaplins Filmklassiker „Moderne Zeiten“ inspirieren lassen. Alt nutzt die Energie der Farben für sein „interplanetarisches Glasperlenspiel“, in der Umsetzung arbeitete er mit Derix zusammen.
Die Entwürfe des Künstlers in farbige Mond- und Sonnenlandschaften umzusetzen, war für Derix eine herausfordernde Aufgabe. Denn jeder Auftrag in den Glasstudios bedeutet eine individuelle Lösung unter Einsatz unterschiedlichster Glastechniken.
Traditionelle und moderne Veredlungstechniken im Programm
Neben der klassischen Glasmalerei arbeitet die Firma mit Airbrushtechnik, Siebdruck, Sandstrahlung, Fusing und Ätzung sowie mit unterschiedlichen Klebetechniken. Weiter werden Bleiverglasungen hergestellt.
Für den Leica Auftrag galt es, mundgeblasene, farbige Echtantikgläser der Glashütte Lamberts nach den Entwürfen des Künstlers so zu bearbeiten, dass sie auf die VSG-Innenscheibe eines gebogenen Isolierglases aufgeklebt werden konnten.
Diese knifflige Aufgabe erforderte acht Arbeitsschritte: Nach dem Zuschnitt der mundgeblasenen Überfanggläser wurden einzelne Partien mit Wachs oder Asphaltlack abgedeckt, um Farbunterschiede und Farbübergänge mittels Ätzung herauszuarbeiten.
Danach wurden für einzelne Farblinsen Siebe erstellt und die vom Künstler entwickelten fotografischen Motive auf die Rückseite der mundgeblasenen Gläser gedruckt.
Nach dem Einbrennen im Ofen folgte die künstlerische Bearbeitung mittels Airbrush und Glasmalerei sowie ein erneutes Brennen. Anschließend wurden die einzelnen Gläser gebogen, um sie später auf die gebogene Verglasung aufzukleben. Allerdings mussten die Kunstgläser erst geschliffen und gereinigt werden, bevor sie mit flüssigem Spezialkleber auf die Isolierverglasung aufgebracht wurden.
Glasbau und RaumGlas im Fokus
Angesprochen auf den Fokus seiner Arbeit sagt Geschäftsführer Rainer Schmitt: „Wir wollen länderübergreifend Künstler und Kunstinteressierte, Architekten und Bauherren zusammenbringen, um gemeinsam Neues und Wunderbares mit Glas zu schaffen. Dabei wollen wir die Wirkung von gestaltetem Licht spürbar machen.“
Die Glasstudios realisieren neben der reinen Glaskunst auch profane Glasbauanwendungen: Eingangsbereiche, Windfänge und Ganzglasanlagen werden zusammen mit der ebenfalls in Taunusstein ansässigen Glaserei Schmitt (www.glaserei-schmitt.de) gefertigt und montiert.
Rainer Schmitt, Geschäftsführer beider Unternehmen entwickelt mit der Glaserei zudem immer wieder neue Produkte für den „feinen Innenausbau mit Glas“. Neben zahlreichen individuellen Lösungen für Glastüren, Duschen, Spiegel, Geländer und Treppen zählt auch ein eigenes Duschwandsystem zum Produktprogramm. Im Jahr 2010 wurde die Glaserei für die Entwicklung einer Kragarmtreppe mit dem „Glaser-Award“ als innovativste Glaserei Deutschlands ausgezeichnet.
Und man kann schon auf die glasstec gespannt sein, wo die Glaserei eine Innovation in „höchster Vollendung“ vorstellen will.
Seit Jahresbeginn sind die Derix Glasstudios und die Glaserei Schmitt auch Mitglieder im Flachglas MarkenKreis (www.flachglas-markenkreis.de). Im Bereich Glasgestaltung und Glasbau bereichern sie das Netzwerk. —