Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Top-News

"Die Lösung steht am Himmel"

GLASWELT: Sehr geehrter Herr Alt, sie engagieren sich für die weltweit durchgängige Verbreitung von Solaranlagen. Wie viel Prozent unseres gesamten Strombedarfes kann aus Solaranlagen gedeckt werden?
Alt: Die Sonne schickt uns theoretisch 15000-mal mehr Energie als alle Menschen verbrauchen. Sie ist unsere einzige, ewig funktionierende Energiequelle. „Ewig“ heißt hier noch immerhin etwa sieben Milliarden Jahre. Aber auch praktisch können wir die Solarenergie vielfältig nutzen. Eine neue Studie der Universität Münster hat ergeben, dass Großstädte wie Münster und Osnabrück allein über die bestehende Gebäudestruktur, also Dächer und Fassaden, 70 Prozent unseres heutigen Stromverbrauchs gewinnen könnten. Und ein normales deutsches Dorf kann sogar 100 Prozent seines Stroms über die vorhandenen Dachflächen gewinnen. Die Lösung des Energieproblems steht am Himmel. Und moderne Speichermöglichkeiten für die Zeit, wenn die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht weht, gibt es auch – vor allem durch die Kombination der verschiedenen erneuerbaren Energiequellen.

GLASWELT: Welche Rolle spielt neben Solarstrom in Zukunft die Einsparung von Energie, etwa durch hochwirksame Wärmeschutzverglasungen?
Alt: 90 Prozent unserer 22 Mio. Gebäude in Deutschland sind Altbauten – dort können und müssen wir bis zu 90 Prozent der heutigen Heiz­energie-Verbräuche einsparen durch neue Fenster, neue Türen, neue Dächer und bessere Isolierung des gesamten Gebäudes. Wir müssen unsere Häuser besser einpacken und ihnen einen Wintermantel verpassen. Eine Studie des Bundesbauministeriums zeigt, dass wir 500000 neue Arbeitsplätze schaffen könnten, wenn wir nur die Hälfte unserer Altbauten besser dämmen würden. Worauf warten wir eigentlich? Wie lange wollen wir noch unser Geld verbrennen?

GLASWELT: Wie kann die Glas-, Fenster- und Fassadenbranche noch stärker von der ­prosperierenden Photovoltaik-Entwicklung profitieren?
Alt: Ich habe erst heute früh wieder am Berliner Hauptbahnhof gesehen, dass es ästhetisch sehr beeindruckend sein kann, wenn moderne Photovoltaik-Anlagen in Glasdächer integriert werden. Dasselbe kann man auch am neuen Olympia-Bahnhof in Peking oder auch am neuen Rathaus in London oder an tausenden modernen Häusern in der ganzen Welt sehen. Die Technik ist längst bekannt, wir müssen sie endlich im großen Stil anwenden. Architekten und Planer müssen jetzt nur noch lernen, wo Süden ist.

GLASWELT: Sie sind selbst Besitzer eines Hauses mit Wintergarten und integrierter Solaranlage. Wohnen Sie energieneutral?
Alt: Noch nicht ganz. Aber wir haben seit 17 Jahren zwei Solaranlagen auf unserem Hausdach – eine macht Strom und die andere Wärme. Wenn ab Herbst diesen Jahres die bestellte Pellet-Heizung mit der Solarthermie-Anlage kombiniert wird, erzeugt unser Altbau mehr Energie als wir verbrauchen. Unsere Photovoltaik-Anlage erzeugt nämlich doppelt soviel Strom wie eine durchschnittliche deutsche Familie verbraucht. Unser Haus ist dann ein Solarenergie-Plushaus.

Auf www.franzalt.de gibt Dr. Franz Alt einen Überblick über die Alternativen der Energieerzeugung – erneuerbare Energien, solares Bauen, solares Wirtschaften – sowie über weitere ökologische, pazifistische und humanistische Themen.