Auch diesmal standen bei der VFF-Fachtagung Normung und Technik am 23. Juni in Frankfurt die Details im Zentrum des Interesses: Bei der Umsetzung der CE-Kennzeichnung genauso wie beim Neuentwurf der DIN 18055. Beim Einfluss des Neigungswinkels auf den Ug-Wert oder bei der energetischen Problematik von Glasstößen und Ganzglasecken in Fenstern und Fassaden. Auf die Details kommt es an, so der Tenor der Vortragenden. Denn erst der Blick auf die Einzelheiten offenbart die vielfältigen Probleme. Der genaue Blick eröffne aber auch oft gerade die einfachen Lösungsmöglichkeiten.
Trotz Fußball-WM waren 40 Teilnehmer zur Fachtagung gekommen. Sie konnten sich nach anregenden Vorträgen auf den pünktlichen „Abpfiff“ von Obmann und Veranstaltungsleiter Franz Hauk verlassen.
CE-Kennzeichnung - es wird nachgebessert
Die bindende Einführung der CE-Kennzeichnung für Fenster und Haustüren ist noch kein halbes Jahr alt, schon steht die erste Nachbesserung der Produktnorm vor der Veröffentlichung: die Änderung EN 14351-1/A1. Stefan Ude vom ift Rosenheim eröffnete die Fachtagung mit einer Darstellung der wichtigsten Korrekturen und Ergänzungen dieses Amendments. Ude beantwortete damit relevante praktische Fragen zu den Themen Prüfung, Kennzeichnung und Substitution von Komponenten.
So muss der Probekörper der Erstprüfung (ITT) gekennzeichnet und damit jederzeit vorweisbar sein. Zum Thema Substitution erklärte Ude beispielsweise, dass man für den Austausch eines Beschlags im Fall des Cascading ITT unbedingt die Freigabe durch den Systemgeber haben muss. Auch wenn der übersetzte Text des Amendments erst im Sommer im Druck vorliegt, können die Neuregelungen schon rückwirkend ab März berücksichtigt werden.
Die neue DIN 18055
Während die europäischen Normen nur Klassen und Nennwerte kennen, stellt sich dem Planer und Fensterbauer die Frage nach den konkret geltenden und erforderlichen Anforderungen eines bestimmten Objekts. Hier soll in Zukunft die neue DIN 18055 als Abfassung der allgemein anerkannten Regeln der Technik (a.a.R.d.T.) weiterhelfen. Einen Vorentwurf dieser Norm, welche die Fassung von 1981 ablösen wird, stellte Ralf Spiekers von Tischler Schreiner Deutschland vor. In dieser Norm werden die 19 wichtigsten Eigenschaften und Anforderungen von Fenstern und Haustüren detailliert beschrieben. Anschließend werden die in Deutschland geltenden baurechtlichen Konkretisierungen dieser Anforderungen erläutert. Wenn keine baurechtlichen Anforderungen vorliegen, spricht die Norm Empfehlungen zum Umgang mit der Eigenschaft aus. Falls alles nach Plan läuft, kann die neue DIN 18055 Anfang 2011 in Kraft treten.
Fokus auf Glas
Einen weiteren Schwerpunkt der Tagung bildete das Baumaterial Glas und seine Eigenschaften. Christoph Troska, Glasexperte der Pilkington Deutschland AG, beschrieb, wie sich der Neigungswinkel des Glases auf den Ug-Wert auswirkt. Und Ralf Vornholt von Saint-Gobain-Glass Deutschland stellte die energetischen Anforderungen und ihre Umsetzung bei rahmenlosen Konstruktionen dar. Zu diesem Thema ist im Mai das VFF-Merkblatt V.07 „Glasstöße und Ganzglasecken in Fenstern und Fassaden“ erschienen.
Intelligentes Lüften, eine Herausforderung
Intelligente Lösungen zur bedarfsgesteuerten Lüftung präsentierte Udo Diesmann von der Hautau GmbH. Diese sind nötig geworden, weil aufgrund der hohen Anforderungen an die Energieeffizienz moderne Gebäude praktisch luftdicht abgeschlossen sind. Will man ausreichend und ohne überflüssige Energieverluste lüften, sind technische Lösungen notwendig, die dem Nutzer die anspruchsvolle Aufgabe einer effizienten und der Situation angemessenen Lüftung abnehmen. Diesmann zeigte, in welche Richtung sich das Konzept „intelligente Fenster“ bewegt. Man muss kein Prophet sein, um die wachsende Bedeutung dieser Lösungen insbesondere im Sanierungsmarkt vorauszusagen.
Kleben statt schrauben?
Einen Einblick in Details der Fassadenmontage gab Christian Anders von der anders Metallbau GmbH. Am Beispiel des Hochhausprojekts Palaisquartier Bauteil B in Frankfurt stellte er vor, wie man im Fassadenbau durch den Einsatz von Doppelklebebändern auf andere Befestigungsmittel weitgehend verzichten kann. Dabei mussten aber eine Reihe von Hürden von der Zulassung über die Prüfkriterien bis zur Qualitätssicherung genommen werden. Das vorgestellte Verfahren wurde dort erstmalig praktisch umgesetzt und lässt sich deshalb nicht ohne weiteres auf andere Bauvorhaben übertragen.
Tipp der GLASWELT Redaktion: Die Vorträge der Fachtagung können bei Marion Handtke in der Geschäftsstelle des VFF unter technik@window.de gegen eine Schutzgebühr von 15 Euro zzgl. Versandkosten angefordert werden.
Weitere Informationen:
Verband Fenster + Fassade e.V.,
Walter-Kolb-Straße 1-7, 60594 Frankfurt, Tel.: 069-95 50 54 0, Fax: 069-95 50 54 11
vff@window.de
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