_ Mit der Einweihung des neuen Ausstellungs- und Verwaltungsgebäudes Ende September 2018 wurden nicht nur moderne Arbeitsplätze für die rund 30 Mitarbeiter aus der Verwaltung geschaffen. Heka setzte damit gleichzeitig auch ein stolzes Ausrufungszeichen, das schon von Weitem zu sehen ist und besonders abends durch eine eindrucksvolle Lichttechnik seine volle Außenwirkung entfalten kann.
Der Fensterbauer unterzog sich bei diesem Gebäude aber gleichfalls einem Selbstversuch: Nicht nur auf eine konventionelle Heizung, sondern auch auf eine Verschattungs- und Klimaanlage wurde in Gänze verzichtet. Schaltbare Gläser sollen für die nötige Verschattung sorgen, wenn die Sonnenstrahlen nicht den Büroalltag stören sollen.
Das neue Ausstellungs- und Verwaltungsgebäude soll nicht nur seine Rolle als funktionales Bürogebäude mit qualitativ hochwertigen Arbeitsplätzen erfüllen, sondern zugleich als Gesicht des Unternehmens wirken. Da liegt es nahe, die Kompetenz aus dem Fensterbau in die Planungen einfließen zu lassen und eine ästhetisch homogene und zugleich funktionale Fassade zu schaffen. Die Gestaltung mit einem flächenbündigen Übergang von Fensterflächen zur opaken Aluminium-Sandwich-Fassade bedurfte einer hohen Präzision und wurde aus eigenen Mitteln gefertigt und montiert.
„Wir wollten keinen Glaspalast als Verwaltungsgebäude, schließlich ist das Fassadenthema unser Zuhause. Deswegen sollte sich auch die Gliederung der Fassade zweckmäßig, also ‚Fensterbauer-freundlich‘ zeigen“, erläutert Hans-Dieter Herzog den Neubau gegenüber der GLASWELT. Insgesamt sind 99 Fenster (System Schüco AWS 90) in größtenteils identischen Abmessungen in die Fassade integriert und alle ausgestattet mit dem Lüfter VentoTherm.
Vertriebsleiter (und Enkel des Unternehmensgründers) Andreas Heilig sprach beim Rundgang von einem nonverbalen Ausrufungszeichen – auch für Endkunden, die nach Graben-Neudorf in die Ausstellung kommen.
Elektrochrome Gläser steuern Sonnenlicht und Wärme
Der Clou liegt in der speziellen Glastechnologie, von der insgesamt 354 Scheiben in der Fassade verbaut wurden. Die Scheiben lassen sich durch eine elektrochrome Beschichtung automatisch einfärben – so gelangen Sonnenwärme und Tageslicht dann in das Gebäude, wenn es gewünscht wird. Nutzer profitieren jetzt von einem Sonnen- und Wärmeschutz ohne Außenjalousien oder andere mechanische Sonnenschutzvorrichtungen. Per Sensor oder manuell sorgt das steuerbare Glas selbst in lichtdurchfluteten Räumen und bei hohen Außentemperaturen für ein angenehmes Raumklima.
Hans-Dieter Herzog: „Die Umsetzung erforderte eine Pionierleistung aller Beteiligten. Einerseits bedingt die Verkabelung der Fensterelemente eine präzise Zusammenarbeit zwischen den bis dato getrennten Gewerken Fensterbau und Elektro, aber auch eine kreative Auslegung von Standardwerten ist nötig. Für die Auslegung der Klimalast mussten Erfahrungswerte simuliert werden, doch hat der warme Sommer bewiesen, dass die Verschattung in Verbindung mit der Bauteilaktivierung selbst bei Temperaturspitzen ein angenehmes Raumklima bewirkt.“ Deswegen sei man überzeugt, dass es sich hier um eine „visionäre Zukunftstechnologie“ handele, vor allem in Verbindung mit einem funktionalen Bürogebäude“, ergänzt der Geschäftsführer.
Vertriebsleiter Heilig fügt an, dass man die SageGlass-Technologie nicht nur aus reinem Selbstzweck integriert habe. „Wir haben hier jetzt reichlich Erfahrungen gesammelt, die wir auch für die Vermarktung dieser Technologie in der Zukunft nutzen wollen.“—
Heka im Wandel der Zeiten
1960 legte Karl Herzog den Grundstein für das heute europaweit agierende Unternehmen HeKa. Zunächst auf den Einbau von Rollläden spezialisiert, entwickelte sich der klassische Handwerksbetrieb bis heute zu einem Anbieter für Kunststoff- und Metall-Fenster, die industriell produziert, aber handwerklich vertrieben und montiert wurden. Rund 70 000 Fenster produziert HeKa jedes Jahr; durch die Konzentration der verstreuten Standorte im Karlsruher Raum an den neuen Standort an der Huttenheimer Landstraße in Graben-Neudorf auf ein rund 47 000 m² großes Areal wurde jetzt die Grundlage für eine effiziente Fensterproduktion in der Zukunft geschaffen (das Bild entstand auf der Einweihungsfeier).
Mit ihren 300 Mitarbeitern konnte die Gruppe im vergangenen Jahr 35 Mio. Euro umsetzen – was immerhin einen deutlichen Zuschlag von 10 % gegenüber dem vorigen Jahr bedeutete. Dabei habe besonders deutlich der Aluminiumbau zugelegt. Generell vertreibe man die Bauelemente aus Kunststoff und Aluminium im gesamten Bundesgebiet und auch im benachbarten Frankreich und der Schweiz. Im Objektgeschäft ist man aber auch darüber hinaus in weiter entfernten Regionen aktiv.
Dass das Unternehmen eine weite Perspektive in die Zukunft hat, ist schon an der Familienbeteiligung in den führenden Positionen ersichtlich: Geschäftsführer Hans-Dieter Herzog wird von seiner Schwester Marietta Heil auf Geschäftsführerebene unterstützt. Zwei weitere Geschwister besetzen verantwortungsvolle Positionen bei Tochterunternehmen und auch die dritte Generation ist mit mehreren Familienmitgliedern fest im Unternehmen integriert.www.heka.de
Was ist das elektrochrome SageGlass genau?
Elektrochrome Gläser sind tönbare Gläser, die ihren g-Wert verändern können. Wird ein elektrischer Strom angelegt, färben sie sich bläulich ein und lassen weniger Tageslicht hindurch. Elektrochromes Glas kann so als Sonnen- oder Sichtschutz für Fenster-, Dach- und Fassadenverglasungen verwendet werden. Auch SageGlass gehört zu dieser Glasvariante und ist als 2- oder 3-fach-ISO erhältlich. Das Herzstück, die elektrochrome Beschichtung, befindet sich auf der Innenseite der Scheibe und besteht aus fünf Keramiklagen. Das keramische Material ist widerstandsfähig und absorbiert über Jahre hinweg Wärme und Licht. Eine Niederspannung von 5 Volt ist nötig, um die Lage von Lithiumionen und -elektronen in der Schicht so zu verändern, dass sich das Glas von hell nach dunkel verfärbt. Beim Abdunkeln bleibt die Sicht nach draußen erhalten. Ein Aufheben der Spannung bewirkt, dass die Ionen und Elektronen in ihre ursprüngliche Lage zurückkehren und so das Glas wieder seinen hellen Zustand erreicht. Der Energieaufwand pro Quadratmeter Glas liege pro Tag im Durchschnitt bei unter 3 Watt.
SageGlass kann auf verschiedene Weise gesteuert werden: Nutzer können nicht nur den Lichteinfall und den Blendschutz regulieren, sondern auch den Energieverbrauch. Dies erfolgt entweder manuell über Steuerungsgeräte wie Wandschalter oder eine Smartphone-App. Die Steuerfunktionen können zudem in bestehende Gebäudeautomatisierungssysteme integriert werden und automatisch ablaufen. Somit werden stets der beste Blendschutz und eine angenehme Raumtemperatur gewährleistet.
Da SageGlass mit Niederspannung funktioniert, ist weniger Strom nötig als für den Betrieb einer 60 Watt Glühlampe. Zudem kann durch eine optimierte Steuerung des Glases ein Höchstmaß an Tageslicht ins Gebäude einfallen, was die Kosten für künstliche Beleuchtung deutlich senke. Somit lassen sich der Gesamtenergieverbrauch eines Gebäudes um bis zu 20 Prozent senken und beachtliche Kosteneinsparungen erzielen, so der Anbieter.
Dynamische Verglasungen sind für Architekten interessant, denn sie eröffnen neue Möglichkeiten beim Gebäudedesign, da Fassaden freier gestaltet werden können, ohne zusätzliche Jalousien oder andere Verdunkelungsmechanismen an der Gebäudehülle.
Das dynamische Glas werde schon in naher Zukunft integraler Bestandteil sein, wenn es darum gehe, ideale Wohn-, Arbeits- und Lebensräume zu schaffen, davon sind Guillaume Le Gavrian, CEO der Vetrotech Saint-Gobain International AG und hauptverantwortlich für den Vertrieb von SageGlass, und Schüco-CEO Andreas Engelhardt überzeugt.
Das Spezialglas kann in den Serien Schüco AWS (mit Bautiefen 75, 90 und 120 mm) und in Schüco Türkonstruktionen mit 75 und 90 mm Bautiefe kombiniert werden. Auch das Fassadensystem FW 60+ eignet sich für die Aufnahme der elektrochromen Gläser.
Planer und Architekten erhalten durch dynamische Gläser neue Freiheiten bei der Fassaden- und Innenraumgestaltung. Und Metallbauer können moderne Fenster- und Fassadentechnologie mit innovativer Verglasung anbieten und gleichzeitig komplexere Sonnenschutzprobleme für viele Gebäude lösen.