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XING-Gründer auf der Suche nach der optimalen Lösung

Auf die Spitze getrieben

_ Eine Gründerzeitfassade inmitten des Hamburger Nobelviertels Rotherbaum, beste Lage. Eigentlich sollte das Haus als konservative Geldanlage dienen, was man eben mit einer solchen Immobilie eigentlich so macht. Eigentlich, denn Lars Hinrichs hat die Dinge schon immer etwas anders gesehen als andere und er ist Verkäufer. Aus dem Kontaktnetzwerk Open BC (Open Business Club) machte er XING und gründete damit eines der erfolgreichsten deutschen Internetunternehmen. Er ging damit erfolgreich an die Börse und verkaufte 2009 für knapp 50 Mio. Euro einen Großteil seiner Aktien an Hubert Burda Media. Heute ist Hinrichs Gesellschafter und Mitglied des Aufsichtsrats mehrerer Unternehmen, unter anderem auch bei der Telekom.

Der moderne Mieter?

Ganz klare Ansichten hat Hinrichs zu seinen zukünftigen Mietern, denn das Apartimentum im Mittelweg soll ein Haus für Nicht-Hamburger werden, eine Zielgruppe, die aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeiten nur für eine begrenzte Zeit in Hamburg ist. Als eine der wichtigsten Zielgruppen definiert er C-Level-Expats, also Menschen, die in Führungspositionen tätig sind und nicht dauerhaft sesshaft werden wollen. Aufgrund ihrer Ausbildung und Position sind sie in der Regel zwischen 35 und 55 Jahre alt und anspruchsvoll. Die klassische Miete mit Nebenkosten gibt es nicht bei Hinrichs, sondern eine „Flatrate Wohnen auf Zeit“. Darin sind auch alle Nebenkosten, Strom, Internet etc. abgedeckt. Gemietet werden können die Wohnungen für Zeiträume von sechs Monaten bis drei Jahren. Auf die Frage nach den Mietern sagte Hinrichs in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung: „Jeder, der ein Smartphone bedienen kann, ist für mich ein geeigneter Mieter.“ Etwas höher liegt die Schwelle dabei aber schon, denn für eine Wohnung von 136 m2 werden 5440 Euro monatliche „Flatfee“ aufgerufen.

Ohne Smartphone geht nichts

Wer bei Hinrichs wohnt, braucht eigentlich nur ein Smartphone. Schlüssel sind out. Das Haus erkennt den jeweiligen Mieter über sein Smartphones, der Fahrstuhl kommt automatisch und fährt ihn in seine Etage. Der Briefkasten oder die Packstation schickt Mails, wenn die Post, Amazon & Co etwas geliefert haben. Höchster Wert wird auf die Datenübertragungsrate und auch die Zukunftsfähigkeit gelegt. So gibt es ein LTE-Netz im Haus und Glasfaserkabel bis in jede Wohnung. Dass die Badewanne sich per App fernsteuern lässt, per Bluetooth auch unter Wasser Musik gehört werden kann oder die smarten Kühlschränke über Inhalt und Haltbarkeitsdaten Bescheid wissen, sind da fast schon Randerscheinungen.

Funktionssicherheit gegeben

Bei insgesamt 45 Wohnungen im Apartimentum kann man es sicher als eine sportliche Aufgabe betrachten, ein betriebssicheres Bediensystem zur Verfügung zu stellen. Für Hinrichs ist es aber gerade die alte Welt, die nicht optimal funktioniert, und er verweist dabei gerne auf sein eigenes Haus, dass vor fünf Jahren nach dem neuesten Stand der Technik gebaut wurde. Mit der alten Welt meint er BUS-Systeme, die – wie z. B. bei seiner Heizungsanlage – über einen zentralen Home-Server gesteuert werden. Das seien wahnsinnig starre Systeme, die nur mit einem enormen Aufwand angepasst werden können, weil die Steuerungssoftware nur durch einen speziellen Fachmann umgeschrieben werden kann. Hinrichs verweist hier auf die rigorose Nutzung von IP-Adressen. In seiner Welt sind diese nicht wegzudenken. Seine Gedanken sind einfach, die verschiedenen Geräte werden über das Internet miteinander vernetzt und das Haus braucht nur zwei Informationen: Ist jemand da und wie spät ist es? Alles andere regelt das System. Der Mieter kann dabei seine speziellen Bedürfnisse über Smartphone oder Tablet steuern. Das Apartimentum sei damit weltweit das erste Haus, das zu 100 % auf IP basiert ist.

Die Zeit wird es zeigen

Ein hoher Anspruch, den der XING-Gründer an den Tag legt. Sehr interessant bei der Recherche war, dass Hinrichs meistens nur über die Strukturen von seinem Smart Home 2.0 spricht. Sehr ernüchternd ist die Tatsache, dass das Thema Sonnenschutz an keiner einzigen Stelle erwähnt wurde. Da besteht noch Handlungsbedarf. —

Olaf Vögele

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