Ob zu Hause, im Hotel oder bei der Arbeit im Büro – es ist immer wieder dasselbe Problem: Man möchte das Fenster zur Raumlüftung öffnen, stellt aber nach kurzer Zeit fest, dass die Außengeräusche (Verkehrslärm, Baustellenlärm, etc.) zu laut sind und schließt es schon nach kurzer Zeit wieder. Nachts ist es noch ärgerlicher, wenn zum Beispiel eine Zugvorbeifahrt den ruhigen Schlaf verhindert.
Eine neue technische Entwicklung der Abteilung Akustik am Fraunhofer-Institut für Bauphysik in Zusammenarbeit mit Unternehmen schafft hier Abhilfe. Ausgangspunkt sind automatische Fenster, die bereits heute für gute Luft sorgen, indem sie sich bei sensorisch erfasstem Lüftungsbedarf öffnen.
Eine gänzlich neue Funktion ermöglicht das „Ohr am Fenster“. Es bewirkt ein automatisches Schließen, sobald außerhalb des Gebäudes ein bestimmter Geräuschpegel erreicht wird. Wenn dann zum Beispiel der Zug vorbeigefahren ist, öffnet sich das Fenster wieder und sorgt weiter für frische Luft im Raum.
Das Grundprinzip zur technischen Umsetzung der akustischen Fenstersteuerung ist recht einfach: Mit einem Mikrofon oder anderem Schallsensor, der beispielsweise außenseitig in den Fensterrahmen integriert ist, wird der einwirkende Außenlärm gemessen. Überschreitet der Lärmpegel eine vom Nutzer eingestellte Schwelle, schließt sich das Fenster automatisch. Wird die Schwelle unterschritten, öffnet es sich wieder. Die Automatik lässt sich bei Kippfenstern und Fenstern mit Parallelabstellung, aber natürlich auch bei Dachfenstern und Oberlichtern einsetzen.
Bei Dauerlärm muss zwischen Lüftungs- und Ruhebedarf entschieden werden, Sicherheitsaspekte sind zu gewährleisten und letztlich hat der Nutzer die Hoheit über das System.
Da Antriebe für automatische Fenster bereits auf dem Markt verfügbar sind, konzentrierte sich die Entwicklung des Fraunhofer IBP vor allem auf die Sensorik, die Regelungstechnik und auf ruhige Antriebssysteme. Trotz des einfachen Prinzips sind bei der Regelung zahlreiche Kriterien und Randbedingungen zu beachten. Beispiele sind die Einbindung von Fahrplaninformationen (Bahn, Flughäfen).
Aber für viele Lärmsituationen reicht auch schon ein einfaches System aus, um die Lärmbelastung in den betroffenen Räumen spürbar zu senken. Dies gilt insbesondere bei Bahn- oder Fluglärm mit hoher temporärer Lärmbelastung und dazwischenliegenden Ruhephasen.
Die Zahl der Interessenten sei groß, so das Fraunhofer IBP, auch wenn die Regelung bei pausenlosem Dauerlärm und sehr kurzzeitigen Lärmereignissen kaum Vorteile bieten kann. Die nächsten Schritte auf dem Weg in die Praxis sind daher vorprogrammiert, um Menschen in lärmbelasteten Gebieten natürliche Lüftung und Ruhe in optimaler Kombination zu ermöglichen.