_ Die Sentryglasfolie von Dupont ist wegen ihrer Schubsteifigkeit und ihrem gutmütigen Nachbruchverhalten eine beliebte Folie für den konstruktiven Glasbau. Damit sei vieles möglich, was mit anderen Verbundglasfolien nicht zulässig oder mechanisch nicht umsetzbar ist.
In Europa fertigen sehr viele Hersteller VSG bis zu 2,6 m Breite. Aber der Anteil an Verarbeitern, die VSG in einer maximalen Breite von 3,21 m herstellen wollen, steigt stetig an. Die übliche maximale Scheibenlänge von 6 m wird von einigen europäischen Herstellern deutlich verlängert. So laminiert Eckelt Glas VSG bis 8 m; Bischoff Glastechnik bis 9 m und Thiele Glas in voller 3,21 m-Bandbreite sogar bis 9,5 m Länge. In Deutschland kann Pilkington in Weiherhammer Scheiben bis zu 18 m herstellen, die jedoch nur von Seele-Sedak aus Gersthofen in ihrer vollen Länge zu VSG laminiert werden können.
Alle Verarbeiter sahen sich bisher dem Problem gegenüber, dass die Sentryglasfolien nur als Plattenware und dabei nicht in der üblichen Breite mit 3,21 m verfügbar war. Die Herausforderung bei der Verarbeitung der Sentryglasfolie als Plattenware liegt im Detail. Werden die VSG-Scheiben größer als die Sentryglasplatten, müssen die Platten gestoßen werden. Das ist ausschließlich in einem Manufakturbetrieb möglich. Wobei das Stoßen von Plattenware die Verarbeitung noch aufwendiger macht, als sie ohnehin schon ist. Es ermöglicht aber auch, zumindest theoretisch, jede Scheibengröße.
Einfacher von der Rolle
Der Folienhersteller Dupont hat zur leichteren Weiterverarbeitung die Sentryglasfolie auch als Rollenware mit 0,89 mm Dicke auf den Markt gebracht. Nun ist die Rollenware deutlich besser zu verarbeiten als Plattenware.
Aber auch bei dieser SGP-Variante steckt der Teufel im Detail. So ist die Folie bisher nur in maximal 1,83 m Breite erhältlich. Scheiben über 1,83 m Breite mussten deshalb weiterhin aus Plattenware hergestellt werden. Das mit Plattenware übliche Stoßen ist mit der Rollenware nicht empfehlenswert. Zum einen ist die Ware im ausgerollten Zustand recht wellig, sodass der Stoß im fertigen Laminat durch Fehlstellen gut sichtbar erscheint und zum anderen hat die Folie ein ausgeprägtes Rückrollverhalten. D.h. dass die Folie sich leicht von selbst wieder einrollt, wenn sie nicht fixiert wird. Dieses Verhalten verstärkt sich ungünstig, umso weiter man die Folie abrollt bzw. umso enger sie aufgerollt war.
Neues Verfahren erleichtert Verarbeitung
Vor kurzem hat Glaslabor.de, ein Startup aus Gersthofen, eine Vorrichtung entwickelt, mit der die Folie beim Abrollen geglättet werden kann. Wodurch die Rollenware auch in Laminierlinien eine deutlich bessere Verarbeitbarkeit aufweist. Das Rückrollverhalten ist durch das Glätten vollständig „vom Tisch“ (Bild 1). Die Vorrichtungen kommen Mitte 2014 auf den Markt und werden über die österreichische Firma Pro-Glas.at vertrieben.
Die Welligkeit der Folie wird durch das Glätten zwar nicht ganz überwunden, aber signifikant vermindert. Ein Stoßen der geglätteten Folienkanten ist weiterhin nicht empfehlenswert. Glaslabor hat bereits Mitte 2013 ein Gerät entwickelt, mit dem sich zwei Rollen Sentryglas zu einer Folienrolle verschweißen lassen. Die Firma bietet das Verschweißen der Folien in Lohnarbeit an. Damit steht die Rollenware nun auch mit 3,21 m Breite zur Verfügung.
Die Schweißnaht ist nach dem Laminieren weder mechanisch, noch optisch detektierbar. Die verschweißten Folien werden als SG-Jumbo bezeichnet (Bild 2) und über Glaslabor.de sowie über Pro-Glas.at vertrieben. Damit ist es nun möglich, Sentryglasrollenware in den maximalen Breiten und Längen in vollautomatischen Laminierlinien zu fahren. Somit könne die Rollenware auch mit dünnen Gläsern im Rollenvorverbund laminiert werden, ohne dass die Scheiben durch die Folie angehoben würden. Der bisher ausschlaggebende Kostenfaktor beim Laminieren von großen oder dünnen Scheibenformaten mit Sentryglas war die manufakturähnliche Verarbeitung. Diese kann nun somit durch die Massenfertigung in einer Linie ersetzt werden. —