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Interview mit Jarno Nieminen

Flexibilität ist auch beim Vorspannen Trumpf

Glaswelt – Wie schätzen Sie die Entwicklung bei ESG ein, sehen Sie eine steigende Nachfrage?

Jarno Nieminen – In Europa ist der Markt tendenziell stabil, er wächst, aber eher moderat. Anders sieht es hingegen in Nordamerika und im Mittleren Osten aus, dort ist ein gutes Wachstum zu verzeichnen.

Für ESG-Anbieter aus Deutschland, die weltweit agieren, sehe ich in den USA und in Middle East gute Wachstumschancen.

In Anbetracht des harten Preiskampfes bei Standard-ESG kann ich Verarbeitern nur empfehlen, sich auf Qualität, hochwertige Sicherheitsglasprodukte und komplexe Gläser zu konzentrieren.

Glaswelt – Taifin hat sich über die Jahre mit Biegeöfen im Autoglas-Segment einen Namen gemacht. Wie kommt es, dass Sie jetzt auch eine ESG-Anlage für Flachglas anbieten?

Nieminen – Eigentlich haben wir schon immer in allen Segmenten gearbeitet. Es ist jedoch richtig, dass wir unseren Fokus stark auf Automotive-Glas gerichtet haben. Das liegt in der Historie unseres Unternehmens, denn unser erster Kunde kam vom Autoglas. Taifin (www.taifin.com) hat sich über die Jahre dann Schritt für Schritt weiterentwickelt, und so bieten wir seit einiger Zeit auch Ofentechnik für Flachglas an.

Glaswelt – Wie schaffen Sie es, sich neben den großen Ofenanbietern zu positionieren?

Nieminen – Es gibt zwar den Wettbewerb, wir arbeiten jedoch mit einer anderen Technik als andere Anbieter. Gleichzeitig können wir als kleinerer Anbieter sehr schnell reagieren und das macht uns flexibler. Gleichzeitig bieten wir nur maßgeschneiderte Anlagen an, die genau auf unsere Kunden abgestimmt sind.

Wir beschäftigen rund 60 Mitarbeiter beschäftigt, zudem arbeiten wir sehr eng mit hochspezialisierten Zulieferern zusammen. Dadurch können wir maßgeschneiderte Produkte anbieten.

Glaswelt – Lässt sich Ihr Know-how aus dem Automotivesektor einfach auf Flachglas übertragen?

Nieminen – Nein, denn es handelt sich hier um komplett unterschiedliche Produktbereiche und auch die Fertigungsweise der Gläser unterscheiden sich sehr. So kann kein Know-how übertragen werden. Allerdings finden sich in der Automobilbranche die höchsten Qualitätsstandards, was hohe Anforderungen an die Glasprodukte sowie in unserem Fall an die Ofentechnik angeht. Damit ist das Streben nach Qualität in unserer DNA und hilft uns auch bei den Öfen für Architekturglas. Dazu kommt, dass die Toleranzen beim Automobilglas sehr gering sind; das können unsere Anlagen leisten und kommt nun auch den Flachgläsern zugute, die mit den Taifin Öfen gefertigt werden.

Glaswelt – Die optische Qualität von ESG ist aktuell ein großes Thema, Stichwort Anisotropien. Was leisten hier die Taifin-Anlagen?

Nieminen – Anisotropien werden die Branche mehr und mehr beschäftigen. Viele Bauherren und Architekten akzeptieren diese nicht mehr. Die Möglichkeit, anisotropiefreie ESG-Scheiben herstellen zu können sowie ohne Rollerwaves, sind heute mit die größten Qualitätfaktoren, mit denen sich die Branche auseinandersetzen muss. Ich denke, wer anisotropiefreies Glas anbieten kann, wird das Rennen machen.

Wir haben das Thema Anisotropien sehr ernst genommen und ein ganz neues Ofensystem entwickelt, um diese zu vermeiden. Deshalb ist unsere Qualität heute Top-Level im Markt. Und das Feedback unserer Kunden bestätigt das. Gesichert wird diese Qualität durch unsere Maschineninnovationen und der zugehörigen Patente.

Glaswelt – Wie viele Taifin-Öfen stehen in Deutschland bzw. im deutschsprachigen Raum?

Nieminen – Wir haben heute einige Öfen in Deutschland am Laufen, aber verstehen Sie bitte, dass wir die Kunden nicht nennen können. Was ich allerdings sagen kann ist, dass einer dieser Öfen heute schon in der Lage ist, 18 m lange Gläser vorzuspannen.

Glaswelt – Wie sieht es mit dem Service aus, wie wird dieser gewährleistet und von wem?

Nieminen – Natürlich schicken wir unsere Service-Techniker auch nach Deutschland. Gleichzeitig lassen sich jedoch viele Probleme durch eine Fernwartung lösen. Das ist etwa bei 80 Prozent der Fehleranfragen möglich. Wir checken dann von Finnland aus mit unseren Fernbedienungssystemen die Anlagen und lösen das Gros der Probleme darüber. Das spart sehr viel Zeit. Bald wollen wir zudem in der DACH-Region einen eigenen technischen Service anbieten.

Glaswelt – Wer vertritt Ihr Unternehmen in Deutschland?

Nieminen – Unser Agent und Ansprechpartner in der DACH-Region, den Beneluxländern und der Tschechischen Republik ist Erich Struwe von der Struwe Glass Engineering GmbH (struwesge@t-online.de).

Glaswelt – Können Sie bitte noch ein paar Worte zur Historie von Taifin sagen?

Nieminen – Alle Firmengründer von Taifin (www.taifin.com) haben einen Glasmaschinenhintergrund und sind seit vielen Jahren in der Branche. Das bedeutet mehr als 20 oder 30 Jahre Erfahrung im Ofenbau sowie bei der Hardware und Software für maßgeschneiderte Vorspannöfen.—

Das Interview führte Matthias Rehberger.

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