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Alternative Technik für die VSG-Produktion

VSG ohne Autoklav fertigen

_ „Unsere Lamipress Vario ist quasi eine Kombination aus Autoklav und Vakuumofen“, so Michael Muschiol, GF der Fotoverbundglas Marl GmbH, die die Anlage entwickelt und konstruiert hat und auch herstellt. „Dies erleichtert dem Verarbeiter nicht nur den Prozess des Laminierens, er muss auch zusätzlich keine aufwendige Peripherie anschaffen.“

Vor Kurzem ging das jüngste Modell der Lamipress Vario in den Werkstätten der Glastechnik Engels GmbH in Essen in Betrieb. Dort produziert der Glasveredler nun VSG aus Float, TVG und ESG. Dazu Geschäftsführer Gernot Engels: „Uns hat die hohe Qualität überzeugt, mit der wir nun Verbundgläser in den verschiedensten Geometrien und Dicken fertigen können. Selbst VSG-Scheiben mit Ausschnitten und Bohrungen sowie Modellscheiben mit spitzen und sehr flachen Winkeln haben wir in der ersten Versuchswoche mit unserer Lamipress produziert. Bereits von Anfang an konnten wie pro Schicht fünf Produktionszyklen realisieren und das ganz ohne Ausschuss und Fehler.“ Die gefertigten VSG-Verbünde bestanden aus unterschiedlichen Glasstärken und einer wechselnden Anzahl von Glaslagen.

Engels hat zudem mit ESG aus eigener Produktion größere Mengen an Verbundsicherheitsglas gefertigt. Diese wurden im Aufbau 2 x 4 mm ESG mit nur einer 0,76 mm PVB fehlerfrei verbunden.

Die Maschinenentwicklung der Lamipress-Flachbettvakuum-Anlage baut auf das Fotoverbund-Laminierverfahren auf. Das besondere daran ist, dass während des VSG-Fertigungprozesses die Folie getrocknet wird. Die weltweit patentierten Ringsysteme der Lamipress Vario ersetzen den Druckbehälter der Autoklavtechnik und die Vakuummatte den Vorverbund. Weitere Vorteile der Anlage seien, dass sie flexibler als ein Vakuumofen eingesetzt werden kann und preislich günstiger als ein Autoklav ist.

Nach Auskunft von Entwickler Muschiol lassen sich Scheiben von Briefmarkengröße bis zu 20 m Länge fertigen. Glasaufbauten bis 120 mm sind als Standard vorgesehen, größere Dicken seien möglich. Bei dem innovativen Verfahren lassen sich ohne spezielle Rüstzeiten PVB, EVA, TPU, SentryGlas und PC (verwenden). Darüber hinaus können auch alle beliebigen Materialien (Stoffe, Metalle, etc.) dabei einlaminiert werden.

Die Lamipress-Anlage kann sowohl als Einzelmaschine als auch in einer VSG-Linie eingesetzt werden (dann in der Variante Lamipress vario). Dabei ist sie mit einer präzisen SPS-Steuerung ausgestattet sowie der dazugehörigen, patentierten Verfahrenstechnik.

Auch Sondergläser mit Polycarbonat können gefertigt werden

Werden spezielle Sicherheitsgläser gefordert, kann auch die Fertigung von speziellen Sicherheitsverglasungen mit Polycarbonat und Glas im Heißverbund umgesetzt werden. Verfahrensbedingt sei der Verbund immer komplett eben, d. h. die Scheibe sei in der Mitte genauso dick wie an den Kanten. Darüber hinaus lasse sich ein asymmetrischer Verbund herstellen.

Die SPS Siemenssteuerung protokoliert jeden Parameter in jeder Produktionsphase. Diese Daten lassen sich mit jedem Editor auslesen. Damit erreiche man eine höchstmögliche Prozessüberprüfung und somit ein wichtiges Werkzeug für die Qualitätssicherung.

Da sich alle Arbeitsschritte komplett dokumentieren lassen, sei der Verarbeiter in der Lage, Scheiben einfach nachzufertigen, auch nach längerer Zeit. Das sei zudem im Hinblick auf die Bauproduktenverordnung wichtig, da die genaue Protokollierung aller Arbeitsschritte jederzeit abrufbar sein müsse. Durch den Einsatz und durch die Kombination von hochwertigen Materialien baue man Maschinen, die quasi wartungs- und verschleißfrei seien. Weiteres Plus – die Anschaffung der Anlage erfordert vom Verarbeiter keine große Investition in Infrastruktur oder in Peripheriegeräte, z. B. für einen VSG-Vorverbund.

Die gefertigten Laminate hätten in Bezug auf alle relevanten Kriterien, wie z. B. Transmission, Haze-Effekte, Luft- oder Wassereinschlüsse, Blasenbildung, Haftung der Klebefolien usw. bei den Tests immer im Bereich der höchstmöglichen Bewertungen gelegen.

Mit der neuen Anlage lassen sich SentryGlas-Folien von Kuraray (Trosifol) verarbeiten. Vor Kurzem wurde die Fotoverbundglas Marl GmbH für die Verarbeitung von SentryGlas-Folien für 2015 zertifiziert. Dies umfasst Sentry Verbünde in den Sicherheitsklassen P6B, P7B und BR4NS vom Beschussamt Ulm.

Keine Klimakammer notwendig

Die Lagerung der Einsatzstoffe, sprich der VSG-Folien etc., erfolgt bei 30 bis 35 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit und einer Temperatur von 18 bis 20 °C.

Der kombinierte Verbundprozess der Lamipress Vario (Vakuum, Druck und Hitze) lässt diese Art der Lagerungsparameter zu, da den Substraten während des Verbundprozesses die Feuchtigkeit und die Lufteinschlüsse entzogen werden. Dies garantiere einen optimalen, bläschenfreien Verbund.

Weiterhin gründet der Aufbau der Anlage auf einem additiven Baukastensystem, welches die Möglichkeit bietet, die Maschine genau auf die Anforderungen der Kunden in Bezug auf die Anlagengröße anzupassen.

Das Rastermaß der Anlage hat eine Grundbasis von 3,5 x 2 m (Breite x Tiefe) und lässt sich in 2-Meter-Schritten erweitern: 3,5 x 4 m; 3,5 x 6 m; 3,5 x 8 m.

Ein optionaler Doppeltisch ermöglicht es, während der Prozesszeiten bereits den nächsten Laminier-Zyklus vorzubereiten, sodass ein schneller Tischwechsel die Taktzeiten von 1,5 auf 1 Stunde pro Zyklus verkürzen kann. Dadurch werde eine stündliche Verfügbarkeit von neu produziertem VSG und VG möglich. Das eingesetzte umweltschonende Heiz- Kühlsystem auf Druckwasserbasis verbraucht im Vergleich zu anderen Verfahren nur 1/3 der Energien pro Normverbundgröße.

Konstruktion, Produktion und Aufbau der Lamipress-Anlagen erfolgt ausschließlich durch die Fotoverbundglas Marl GmbH. Die Spezialisten des Maschinenanbieters und Glasveredlers aus Marl betreuen Verarbeiter auch in der Einführ- und Testphase der Verbundglas-Anlage.—

www.fvg-marl.de

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