_ Gerade eben hat die Polizei eine etwa 500 Personen zählende Einbrecherbande auffliegen lassen. Diese europaweit agierende Großfamilie soll für sage und schreibe etwa ein Drittel aller Einbrüche innerhalb Deutschlands im Jahr 2016 verantwortlich zeichnen. Womit wir schon beim nächsten, auf den ersten Blick positiven Aspekt wären: Die Zahl der polizeilich erfassten Einbrüche und Einbruchsversuche sank gegenüber 2015 um 9,5 Prozent. Damit sind erstmals seit dem Jahr 2008 die Wohnungseinbruchszahlen, die Bundesinnenminister Thomas de Maizière Ende April mit der kriminalpolizeilichen Statistik offiziell vorstellte, gesunken. Dennoch besteht für ausgelassene Freude kein Anlass. Denn die 151 265 erfassten Einbrüche und Einbruchsversuche bedeuten zwar einen Rückgang von knapp zehn Prozent gegenüber 2015, stellen aber immer noch den dritthöchsten Wert dieses Jahrtausends dar. „Von einer Trendwende können wir derzeit also nicht ausgehen“, sagte denn auch Alexander Erdland, Präsident vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Dabei machten die Diebe Beute im Wert von 392 Millionen Euro, die Summe der daraus resultierenden Leistungen der Versicherungswirtschaft betrug 470 Millionen Euro. Die Aufklärungsquote stieg zwar leicht an, betrug allerdings immer noch lediglich 16,9 Prozent.
Im Versuchsstadium gescheitert
Diese Quote bedeutet, dass nicht einmal jeder fünfte Einbruch aufgeklärt wurde. Wobei anzufügen ist, dass ein Einbruch laut Statistik bereits als aufgeklärt gilt, wenn es wenigstens einen Tatverdächtigen gibt. Dabei spielt es keine Rolle, ob er tatsächlich der Täter war oder dafür verurteilt wurde, geschweige denn, ob das Diebesgut wieder aufgetaucht ist.
Beim Hersteller für Sicherheitstechnik Abus hat man die Statistik noch etwas genauer studiert: Mit den rund 151 000 erfassten Fällen weisen die Statistiker den Wohnungseinbruchdiebstahl im Privatbereich aus. Ein weiteres Delikt ist allerdings ebenfalls dem Begriff „Einbruch“ zuzuordnen: der Punkt „Schwerer Diebstahl in/aus Boden-, Kellerräumen und Waschküchen“. Die hier 102 586 erfassten Fälle lassen sich also ebenfalls dem Einbruch zuordnen, da hiermit Diebstähle erfasst werden, die lediglich nicht unmittelbar im eigentlichen Wohnraum erfolgten. Rechnet man diese Zahlen hinzu, liegt die Gesamtzahl der Einbrüche im Privatbereich bei knapp 254 000 Fällen. Zudem ist bei diesem Delikt die Aufklärungsquote nochmals deutlich geringer – lediglich 9,6 Prozent dieser Taten werden aufgeklärt.
Eine tatsächlich positive Zahl lässt sich anhand der Statistik auch ablesen. Immerhin 44,3 Prozent der Einbrüche blieben im Versuchsstadium hängen und die Diebe zogen unverrichteter Dinge wieder ab. Betrachtet man diesen Wert über die letzten Jahre, lässt sich ein zwar dezentes, aber konstantes Anwachsen dieser im Versuchsstadium gescheiterten Taten erkennen. So waren es beispielsweise 2006 insgesamt „nur“ 106 107 polizeilich erfasste Einbrüche, aber von diesen erreichten seinerzeit auch etwa 63 Prozent ihr kriminelles Ziel.
Aus Sicht des Bundesinnenministers sei dies ein Zeichen dafür, dass die vielen ergriffenen Maßnahmen zur Bekämpfung des Wohnungseinbruchdiebstahls wirken. Dazu gehört insbesondere auch der Ausbau präventiver Maßnahmen, wie die finanzielle Förderung des Einbaus für Sicherungstechnik über die KfW. 2016 hat die KfW laut offiziellen Angaben mehr als 40 000 Förderzuschüsse für Einbruchschutz bewilligt, mittels derer in rund 50 000 Wohneinheiten verschiedene einbruchhemmende Maßnahmen realisiert wurden.
Das lässt auf ein gestiegenes Sicherheitsbewusstsein in der Bevölkerung schließen, was auch eine Forsa-Umfrage, die der GDV in Auftrag gegeben hat, belegt. Demnach sind fast 80 Prozent der Befragten der Ansicht, dass sich das Risiko, Opfer eines Einbruchs zu werden, in den letzten fünf Jahren erhöht habe, jeder Dritte hat sogar Angst vor Einbrechern. Allerdings unterschätzt etwa die Hälfte das Risiko, selbst Opfer eines Einbruchs zu werden. Oft sei da die Aussage zu hören, dass es bei ihnen wenig zu erbeuten gäbe, heißt es seitens des GDV. Aber das weiß der Betroffene, der Einbrecher erst, wenn er sich Zugang verschafft hat. Da kann man dann von Glück sagen, wenn in solch einem Fall nicht aus Wut über die mickrige Beute die Wohnung verwüstet wird.
Die Umfrage ergab auch, dass vielerorts eklatante Sicherheitslücken klaffen, wenn nach der Ausstattung der Wohnung mit Sicherheitstechnik gefragt wird. Nur etwa ein Viertel der Befragten gab an, dass ihre Wohnung beziehungsweise ihr Haus mit abschließbaren Fenstergriffen, zusätzlichen Sicherungen an Balkon- oder Terrassentüren beziehungsweise einem zweiten Türschloss ausgerüstet sei. „Leider wird der mechanische Einbruchschutz meist sträflich vernachlässigt, obwohl dieser in der Praxis sehr wirkungsvoll ist. Denn jeder dritte Einbruchsversuch scheitert an mechanischer Sicherung“, so GDV-Präsident Erdland. Hinzu kommt, dass solche Sicherungen auch Schutz vor einer weiteren, persönlich wohl noch traumatischeren Verbrechensform bieten: 2666 Raubüberfälle in Wohnung wurden für 2016 erfasst. Insofern bieten Maßnahmen zum Schutz vor Einbruch in vielen Fällen auch Schutz bei Anwesenheit.
Steilvorlage für das Handwerk
Das sollte eigentlich eine Steilvorlage für Tischler, Schreiner, Metall- oder Fensterbauer sein. Zumal die Förderung seitens der KfW, immerhin zehn Prozent einer Maßnahme, seit einigen Monaten bereits bei einer Mindestinvestition von 500 Euro zu bekommen ist. Mit dem KfW-Förderantrag in der Hand müsste doch die eigene Kundenkartei einiges an geeigneten Kandidaten für den Einbau von Sicherheitstechnik anbieten – sei es das Nachrüsten von Fensterbeschlägen, den Einbau eines Panzerriegels oder das Absichern der Lichtschächte und Kellerfenster.—