_ Klassische VSG-Scheiben nur aus Glas sind sogenannte Multilaminate und werden je nach Sicherheitsklasse aus zwei oder mehr Floatglas-Scheiben und Zwischenschichten aus Polyvinylbutyral (PVB) gefertigt.
Dabei gilt: Je höher die Sicherheitsklasse, desto höher werden Dicke und Gewicht der gesamten Konstruktion. Das kann gerade bei größeren Glaskonstruktionen hinsichtlich der Gewichte zu Problemen führen und erfordert spezielle Rahmenkonstruktionen, Beschläge etc.
Doch es gibt auch Materialien bzw. deren Kombination, die ebenso transparent wie Glas, dabei aber deutlich leichter sind und zudem eine extreme Schlagfestigkeit bieten. Ein VSG aus Glas und Polycarbonat beispielsweise kann die identischen sicherheitsrelevanten Eigenschaften besitzen, dabei jedoch deutlich leichter und dünner aufgeführt werden als vergleichbare Aufbauten aus Glas und PVB.
Die Produkte der Polygard-Serie von Vetrotech Staint-Gobain bieten gleichzeitig Schutz vor Einbruch sowie vor Angriffen mit Schusswaffen.
Optimale Durchbruchhemmung bei schlanker Optik
Die schlankere Optik und das reduzierte Gewicht von Glas und Polycarbonat-Laminaten werden gegenüber klassischen VSG-Konstruktionen durch eine spezielle Bauweise erzielt: Für die Durchbruchhemmung nach DIN EN 356 B sind diese Hochsicherheitsgläser symmetrisch aufgebaut, d. h. die Polykarbonat-Scheibe wird zwischen Glasscheiben gepackt und ist so unempfindlich für Kratzer.
Beispiel: Während ein klassisches VSG aus Glas und PVB in der Klasse P7B bei einem Gewicht von 50 kg/m2 22 mm dick ist, wiegt ein Polygard-Produkt bei einer Dicke von 15 mm nur 28 kg/m2 und ist somit 44 % leichter.
Als durchbruchhemmende Verglasung sind Polygardgläser in drei Varianten erhältlich, entsprechend der drei Widerstandsklassen P6B, P7B und P8B. Zusätzlich gibt es mit der Klasse SP 823 eine zweite Variante der Klasse P8B, die auch die Widerstandsklasse RC2 – Antipanik erfüllt.
Diese Klassifizierung wird immer häufiger bei Verglasungen von Antipaniktüren gefordert, die mit einem Bügelgriff zu öffnen sind. Denn bei diesen ist es möglich, sehr schnell eine kleine Öffnung ins Glas zu schlagen und die Stange auf der Innenseite der Tür zu betätigen.
So werden die Widerstandsklassen geprüft
Zur Prüfung der Durchbruchhemmung und Ermittlung der Widerstandsklassen nach DIN EN 356 wird ein gezielter Axtschlag mit einer 2 kg schweren Axt auf einem vierseitig gelagerten Glas (1100 x 900 mm) ausgeführt. Dabei wird die Anzahl der Axtschläge ermittelt, die benötigt wird, um eine Öffnung von 400 x 400 mm in die Verglasung zu schlagen.
Durchschusshemmende Verglasungen bieten einen definierten Widerstand gegen das Durchdringen von Geschossen definierter Munitionsarten aus bestimmten Waffen. Die Prüfung erfolgt nach DIN EN 1063. Danach werden sie in neun verschiedene Widerstandsklassen eingeteilt: BR1 bis BR7 und SG1 bis SG2. Bei der Prüfung müssen durchschusshemmende Gläser einem dreimaligen Beschuss widerstehen.
Im Gegensatz zu durchbruchhemmenden Varianten wird die Polycarbonatscheibe bei Polygard-Versionen mit Durchschusshemmung asymmetrisch als hinterste Scheibe auf der Rauminnenseite eingesetzt (Glas/Glas/Polykarbonat). Wird nun von außen auf die Konstruktion geschossen, dringt das Projektil zwar in das Glas ein, durchschlägt jedoch nicht das Polycarbonat, das nicht splittert, sondern durch die auftretenden Scherkräfte lediglich stark verformt wird.
Was steckt hinter RC5?
Für die Widerstandsklasse RC5 hat Vetrotech eine Reihe geprüfter Produkte im Programm. Bei dieser Klassifizierung wird während der Prüftests das gesamte System – aus dem Rahmen und den eingesetzen Gläsern – angegriffen. Dabei kommen sogar Elektrowerkzeuge wie Bohrmaschine, Flex und Tigersäge zum Einsatz, um innerhalb von 20 min eine Öffnung von 400 x 250 mm herzustellen. Gläser, die nur nach EN 356 geprüft sind, halten solch einem Angriff keinesfalls stand.
Bei den Vetrotech-Produkten der Polygard-Attack-Serie ist der Aufbau: Glas/Polycarbonat/Glas. Dadurch sind diese Scheiben äußerst widerstandsfähig gegen Schlag- und Schneidwerkzeuge.
Alle Polygard-Gläser können zudem als Isoliergläser gefertigt und mit weiteren Funktionen wie beispielsweise Brand- und Sonnenschutz kombiniert werden.—
Sicherheit nach RC-Klassen
Die einbruchhemmenden Eigenschaften von Türen und Fenstern werden nach der EN 1627 als RC-Klassen von RC1 bis RC6 definiert. Die Klassen beschreiben, mit welchen Werkzeugen ein potenzieller Einbrecher wie lange braucht, um sich über das entsprechende Bauteil Zugang zum Gebäude zu verschaffen. Die Norm EN 1627 beschreibt zwar den Angriff auf die Konstruktion und die zugehörigen Bauteile, jedoch nicht den direkten Angriff auf das Glas. Es wird lediglich geprüft, ob das Glas herausgehebelt werden kann.
Ausnahmen von dieser Vorgehensweise gelten für Türen mit Anti-Panik-Funktion sowie für die Klassen RC5 und RC6, bei denen auch das Glas angegriffen wird.