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Interview mit einer Endkundin

“Wichtig ist, dass die Fenster dicht sind und ordentlich aussehen“

Glaswelt – Sie möchten die Fenster in Ihrer vermieteten Wohnung austauschen. Was gab Ihnen den Anstoß zu dieser Entscheidung?

Andrea Widmer – Den Anstoß gab eine Wohnungsbesichtigung anlässlich eines Mieterwechsels, als ich die Fenster und Türen genauer in Augenschein nahm.

Glaswelt – Hatte der Vormieter sich zu einem möglich Fenstertausch geäußert?

Widmer – Der vorige Mieter hätte sicher gerne neue Fenster gehabt, doch das ließen bisher die finanziellen Verhältnisse nicht zu. Die neuen Mieter sind natürlich damit einverstanden, wenn die alten Fenster ausgetauscht werden.

Glaswelt – Haben Sie den anstehenden Fenstertausch mit der Wohnungseigentümergemeinschaft abgesprochen?

Widmer – Nein, mit der Eigentümergemeinschaft habe ich nicht darüber gesprochen, da der Fenstertausch im Ermessen jedes einzelnen Eigentümers liegt.

Glaswelt – Nutzen Sie finanzielle Unterstützungen seitens des Staates oder anderer Gebietskörperschaften? Wenn ja, waren diese Finanzspritzen ein Auslöser zum Fenstertausch?

Widmer – Ich habe mich noch nicht über finanzielle Unterstützungen seitens des Staates usw. informiert, werde dies aber noch tun. Sicher ist dies auch ein Anreiz.

Glaswelt – Welche Fenster sind jetzt im Bestand? Wie alt sind diese? Aus welchem Material bestehen diese?

Widmer – Die bisherigen Fenster sind Holzfenster mit einfachem Glas aus dem Baujahr 1958.

Glaswelt – Werden Sie auch beim Fenstertausch auf den sommerlichen Wärmeschutz achten? Gibt es Rollläden, die auch auszutauschen sind?

Widmer – Die vorhandenen Rollläden sind hier völlig ausreichend, da die Fenster Richtung Osten ausgerichtet sind und die Sonneneinstrahlung nur kurz am Tag ist.

Glaswelt – Welche Fenster sollen es denn künftig sein? Haben Sie sich schon auf ein Material festgelegt?

Widmer – Ich dachte bisher an Kunststofffenster, 2-fach verglast. Hier habe ich schon in meiner eigenen Wohnung gute Erfahrungen gemacht.

Glaswelt – Haben Sie schon einmal von Fenstermarken gehört? Wenn ja, können Sie mir diese benennen?

Widmer – Über Fenstermarken habe ich mich bisher nicht informiert. Die einzigen Marken, die ich kenne, sind Velux und Weru.

Glaswelt – Worauf werden Sie bei Ihrem Fensterkauf achten? Was sind Ihre wichtigsten Kriterien zum Fenstertausch?

Widmer – Das Wichtigste ist für mich, dass die Fenster dicht sind gegen Kälte und Wind und ordentlich aussehen.

Glaswelt – Haben Sie sich eine gewisse Preisobergrenze gesetzt?

Widmer – Ja, das habe ich – aber ich möchte auch noch die verschiedenen Angebote abwarten.

Glaswelt – Wie wichtig ist für Sie der Qualitätsaspekt beim Fensterkauf? Wie definieren Sie für sich „Fensterqualität“?

Widmer – Bezüglich der Qualität möchte ich mich erst noch von den Fachleuten beraten lassen und werde mir dann ein abschließendes Bild machen.

Glaswelt – Und wie wichtig ist Ihnen die Sicherheit? Kennen Sie die Begriffe wie RC oder WK?

Widmer – Der Sicherheitsaspekt ist für mich wichtig, ich werde alle Fenster, die zur Balkonseite rausgehen mit einem verschließbaren Griff versehen lassen – auch wenn die Wohnung im 3. OG ist – ein Einsteigen über die Balkone wäre dennoch möglich. Aber die von Ihnen genannten Sicherheitssabstufungen sind mir nicht bekannt.

Glaswelt –  Stichwort Schimmelbildung: Ist Ihnen bewusst, dass neue Fenster evtl. ein geändertes Lüftungsverhalten der Mieter nach sich ziehen?

Widmer – In dieser Wohnung ist im Bad bereits Schimmel aufgekommen – sicherlich durch unzureichendes Lüften des Vormieters. Die neuen Mieter werden auf jeden Fall angewiesen, entsprechend der Vorgaben des Fensterbauers zu lüften.

Glaswelt – Wussten Sie, dass es CE-Zeichen für Fenster gibt?

Widmer – Nein.

Glaswelt – Wie gehen Sie bei Ihrer Auswahl für einen Fensteranbieter vor? Sind es die Empfehlungen von Freunden, denen Sie nachgehen oder werden Sie einfach den nächsten Glaser ansteuern?

Widmer – Ich frage bei von Bekannten empfohlenen Fensteranbietern an, die mit diesen gute Erfahrungen gemacht haben. Bei Vorlage des Angebots werde ich auch im Internet recherchieren.

Glaswelt – Was erwarten Sie von Ihrem Fensterbauer?

Widmer – Ich erwarte von dem Fensterbauer, dass er mich fachlich kompetent informieren kann, zeitnah die Leistungen bringen kann und ordentlich arbeitet.

Glaswelt – Wie wichtig ist für Sie die Ausführung der Montage? Wie werden Sie die Ausführungsqualität Ihres Fensterbauers beurteilen? Verlassen Sie sich voll und ganz auf seine handwerkliche Kompetenz?

Widmer – Die Montage ist sehr wichtig, daher die Empfehlungen aus dem Bekanntenkreis bezüglich der Arbeitsweise des Handwerkers.

Glaswelt – Ziehen Sie Rückschlüsse von optischen Eindrücken, beispielsweise der Ausstellung des Fensterbauers oder der Arbeitskleidung des Betriebes auf die Qualität seiner Leistung?

Widmer – Ja, ich denke schon, dass man davon ausgehen kann, wie ein Betrieb sich nach Außen darstellt, dass sich dies auch in seiner handwerklichen Qualität niederschlägt. Hier meine ich jedoch Sauberkeit, Höflichkeit, fachliche Kompetenz, Schnelligkeit bei Angeboten und Anfragen usw. – also die Dienstleistung „drumrum“.

Glaswelt – Haben Sie schon einmal etwas von einer RAL-Montage gehört? Vielleicht sogar auch etwas von dem Grundsatz „innen dichter als außen“? Haben Sie sich Gedanken um das Glas im Fenster gemacht? Sagen Ihnen die Begriffe U-Wert, g-Wert, Lichttransmission, Warme Kante etwas?

Widmer – Nein. —

Die Fragen stellte Daniel Mund, stv. Chefredakteur der GLASWELT.

Der Kommentar von Daniel Mund: “Da ist noch Mehr drin“

Das Interview mit Frau Widmer zeigt auf: Endkunden denken häufig noch „ein Fenster ist ein Fenster”. Eigentlich traurig, dass erst der Mieterwechsel und der selbst für den Immobillienbesitzer nicht mehr hinnehmbare Zustand der Fenster der Auslöser zum Fenstertausch ist. Dass dieses Bauelement mehr kann als nur „dicht sein und ordentlich aussehen”, wird dem Kunden erst bewusst, wenn er dem Fensteranbieter gegenübersteht – hoffentlich. Deshalb: Über die nicht gemachten Botschaften der Branche könnte ebendiese auch gerne einmal in Klausur gehen. Der Anfang scheint zumindest gemacht: Der VFF-Fernsehspot, der vor der Tagesschau zu sehen war, ist als solcher zu werten. Aber: War das auch nachhaltig genug? Ich meine nein und hoffe, dass der VFF-Marketingausschuss hier noch weitere Aktionen anstößt.

In Deutschland auftretende Fenstermarken sollten zugleich hellhörig werden, wenn Frau Widmer – und mit ihr sicherlich auch viele andere „Verbraucher” – zuerst einen Dachflächenfensterhersteller als Fenstermarke benennen. Da haben alle anderen wohl einfach ihren Job nicht richtig gut gemacht oder andersherum gesagt: Hier könnte sich eine neue, starke Marke schnell in den Köpfen der Menschen verankern. Schauen Sie in Richtung Österreich: Immerhin kennen dort den Branchenprimus Internorm bald 80 Prozent der Bevölkerung. Und schauen Sie nach Polen: Dort etablieren sich große Fensterhersteller, die nicht schüchtern sind, sondern ihre Marke auch in Deutschland selbstbewusst in den Vordergrund stellen wollen.

Entscheidend wird im Falle Frau Widmer sein, ob der künftige Auftragnehmer zuhören kann und auf ihre Bedürfnisse – Sicherheit, Qualitätsversprechen, Lüftungslösungen, etc – eingehen wird und ihr zeigt, was das Fenster noch alles kann. Die von ihr gesteckten Erwartungen jedenfalls sind leicht zu erfüllen bzw. zu übertreffen. Und alle werden zufrieden sein: Der Fensteranbieter, der für gute Arbeit auch gutes Geld bekommt und die Kundin, die von ihren Produkten begeistert sein wird und wohl auch noch in ihrem Umfeld davon ins Schwärmen gerät…

Andersrum kann es aber auch sehr unangenehm werden: Vernachlässigt der Anbieter seine Beratungspflichten – beispielsweise im Lüftungsthema – könnte er sich sogar mit Mängelvorwürfen nach dem Einbau konfrontiert sehen.

Bei dem Interview fiel mir noch auf: Wird der Fensteranbieter auch das Potenzial im gesamten Gebäude erkennen und ebenso anderen Wohnungseigentümern auf die Sanierungs-Sprünge helfen?

Und zur Antwort zu den staatlichen Finanzspritzen kann man konstatieren: Nice to have, but not necessary. Will heißen: Ein ausschlaggebendes Argument pro Fenstertausch scheint das nie zu sein. Deshalb kann man auch mal darüber nachdenken, ob die Lobbyarbeit nicht vielleicht andere Themen fokussieren sollte als die Förderpolitik von Bund und Ländern.

Was mich schließlich zur Montage kommen lässt: Klar ist, dass der Endkunde die Qualität („Innen dichter als außen”, RAL) nicht beurteilen kann. Deshalb muss er sich auf andere Faktoren stützen, von denen er auf eine Gesamtqualität des Auftragnehmers schließen wird. So überrascht Frau Widmers Aussage nicht, dass sie Wert auf Sauberkeit, Höflichkeit, fachliche Kompetenz, Schnelligkeit bei Angeboten und Anfragen – also die Dienstleistung drumrum – legt. Eigentlich ist das ja simple Kundenorientierung, wird aber von vielen Anbietern immer noch nicht umgesetzt oder gar sträflich vernachlässigt.

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