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Alte Fenster gehören nicht in den Müll

Goldgrube Recycling

_ 2015 wurden rund 27 000 t PVC aus recycelten Altfenstern, -türen und -rollläden gewonnen. Das ermittelte die Rewindo Fenster Recycling Service GmbH. Der Rohstoffabbau in den Gebäuden nimmt einen deutlichen Anteil an dieser Wiederverwertung ein, denn hier lagern beachtliche Reservoire aus Altkunststoff, die sich bis zu sieben Mal aufbereiten lassen. Um dieses Potenzial zu erschließen, koordiniert Rewindo im gesamten Bundesgebiet eine gut verzahnte Kreislaufwirtschaft. Abrissfirmen, Kunststoffverwerter, Systemgeber bzw. Profilhersteller und Fensterbauer arbeiten Hand in Hand.

Zertifiziertes Recycling

Als jüngstes Projekt startete Anfang April die Entsorgung von 150 PVC-Fenstern im Industriepark Troisdorf (NRW). Die Veka Umwelttechnik transportiert die Rahmen zur ihrer Anlage nach Thüringen. Dort recycelt die Tochter der Veka AG jährlich 50 000 t PVC-Altfenster und Produktionsabfälle. In der früheren Produktionsstätte Troisdorf hingegen entstanden jahrzehntelang Kunststoff-Profile der Marke „Trocal“. Die profine GmbH produzierte hier bis zur Stillegung 2009.

Derzeit baut das Abbruchunternehmen Peter Kolb aus Aschaffenburg die Anlage umweltgerecht zurück. Die Bergung der Rohstoffe bündelt Rewindo unter dem prägnanten Motto „Urban Mining“.

Bergbau in der Stadt

Allein 500 ausgediente Exemplare sammelte die Tönsmeier GmbH & Co. KG im Sommer 2015 während eines Rückbaus in Marl ein. Die alten Rahmen gelangten per Container zur Wertstoffaufbereitung nach Höxter. Die Freimuth Abbruch und Recycling GmbH entkernte die drei Hochhäuser im Stadtteil Hüls, um die Kunststoffe, Metalle und Betonteile zu trennen. „Natürlich hat das auch fiskalische Gründe,“ sagt Nico Lührs von der Abrissfirma Freimuth. Der Wert der Ressourcen steht im Vordergrund. Und: Mit der Gewinnung von Sekundär-Rohstoffen aus der Demontage lässt sich der CO2-Ausstoß verringern, sodass die Umwelt geschützt wird.

„Jede Tonne PVC-Recyclat, die in der Profilherstellung zum Einsatz kommt, spart im Vergleich zum Primär-PVC rund 1,87 Tonnen CO2 ,“ bilanziert Rewindo-Geschäftsführer Michael Vetter.

Von Zerstörung keine Spur

Das Anzapfen von Wertstoff-Reservoiren umfasst neben volumenstarken Projekten zahlreiche weitere Aufträge: Im letzten Sommer wurden etwa 100 alte Fenster in Burgkirchen-Gendorf (Bayern) eingesammelt. Bei der energetischen Sanierung eines Bürogebäudes im Industriepark tauschte der Fachbetrieb Eder Fenster + Türen die alten Exemplare gegen neue Modelle aus eigener Produktion. Die Veka Umwelttechnik verwertete die ausgemusterten Rahmen in Hörselberg-Hainich. Eine Modernisierung in Katzenelnbogen (Rheinland Pfalz) verdeutlichte auf doppelte Weise die Umweltfreundlichkeit der PVC-Aufbereitung. Im Juli 2015 erhielt die Grundschule des Ortes 14 neue energiesparende Fenster. Schon die geringe Menge ausrangierter Modelle, die 25 Jahre im Gebäude verbaut waren, gelangte per Container zu Tönsmeier Kunststoffe nach Höxter. Die neuen Rahmen enthalten einen Kern aus Rezyklat. Ihre Herstellung profitierte durch den Kreislauf, in den die ausrangierten Exemplare zurückkehren.

Positiver Effekt: Die abmontierten Einheiten lassen sich umweltgerecht und kostengünstig entsorgen. „Projekte wie die Schulsanierung in Katzenelnbogen sind letztlich ein enorm wichtiger Grundstein für unseren Erfolg,“ bewertete Michael Vetter die Arbeiten. „Allein deshalb ist uns jedes Fenster, das in das Recycling geht, wichtig.“ Rewindo zufolge verzeichnet die Verwertung Wachstumsraten. 2013 hatte die Menge aufbereiteter Altfenster, Türen und Rollläden bereits bei über 22 000 t gelegen. Der Anstieg auf 27 000 t 2015 bestätigt diese Entwicklung.

Auch Verschnittreste sind wertvoll

Unabhängig von Rewindo recycelt der Kunststoff-Spezialist Werner Dalrup GmbH & Co KG, indem er bei Geschäftspartnern Container zum Einlagern alter Bauteile aufstellt. Der Fachbetrieb holt gefüllte Container ab und leistet das Entglasen sowie die Trennung der Werkstoffe.

Darüber hinaus gewinnt das Sammeln von Verschnittresten aus dem Bau von Fenstern, Türen und Rollläden in den letzten Jahren an Bedeutung. Sowohl Tönsmeier als auch Veka UT stellen Behälter für Produktionsreste bereit. Gefüllte Container oder Gitterboxen werden abgeholt und gegen leere getauscht. „Veka UT holt unsere PVC-Zuschnittreste regelmäßig ab,“ erklärt Marcus Fiebig von der Wertbau GmbH. Der Fensterbauer in Langenwetzendorf sammelt und sortiert Kunststoff-Abfälle, Folie sowie Pappe. Die Wiederverwertung hat sich auch in der Evers Bauelemente GmbH in Rothenburg fest etabliert. „Das Unternehmen Evers beteiligt sich am PVC-Recycling,“ unterstreicht Geschäftsführer Frank Franke. Fachgerecht entsorgt werden „sowohl alle Verschnittreste als auch das gesamte Spänematerial, was beim Bohren und Fräsen anfällt.“

Entsorgung und Aufbereitung

Die Veka Umwelttechnik und Tönsmeier Kunststoffe betreiben bundesweite Holsysteme, recyceln Alt-Material und produzieren Rohstoffe. In den letzten drei Jahren wuchs das 2002 gegründete Netzwerk. Rewindo gewann 2013 den Rohstoffhersteller und Recycler Deceuninck für eine Kooperation. Von Diksmuide (Belgien) aus reicht das Holsystem bis in den Westen Deutschlands.

Die Reststofftechnik GmbH, die Alt-Bauteile rund um Henndorf (Salzburg) abholt und Süddeutschland abdeckt, arbeitet seit 2013 mit Rewindo zusammen.

Hinzu kam der Logistiker Biotrans GmbH aus Schwerte (NRW) mit eigenem Holsystem. Seit 2014 ist die Weser Kunststofftechnik GmbH & Co KG aus Höxter dabei, die recycelt und Rohstoffe produziert. Der Fachbetrieb lässt über Spediteure alte Wertstoffe abtransportieren.

Die zertifizierten Recycler zerschreddern die gesammelten Bauteile. Abscheidanlagen sondern Glas, Mörtelreste, Gummidichtungen und Metallteile aus dem zerkleinerten Material. Dann zermahlen Schneidemühlen die etwa 2 cm großen Bruchstücke zu wenige Millimeter kleinen Körnern. Nach den Trenn- und Aufbereitungsprozessen wird das gesäuberte Mahlgut schließlich erhitzt und durch ein Sieb gepresst.

Die Veka Umwelttechnik und Tönsmeier Kunststoffe bieten bis zu 100 % sortenreines PVC-Granulat an. Der Fachbetrieb in Höxter sortiert seine Produkte nach Materialqualität, Farbe und Größe. Außerdem ist es möglich, zwischen typenreinen und gemischten Systemgebern zu unterscheiden sowie Additive zu dosieren.

Die Werner Daldrup GmbH zerkleinert die gesammelten und zerlegten Bauteile ebenfalls zu Mahlgut in verschiedenen Stärken. Die hohe Qualität des aufbereiteten Kunststoffs trägt wesentlich zum Erfolg des Recyclings bei.

Starke Unterstützung

Die Kreislaufwirtschaft vertraut auf namhafte Marken, die Rezyklate weiterverarbeiten. Alle Systemhäuser unter den Rewindo-Gesellschaftern führen aus PVC-Regranulat gefertigte Profile in ihren Produktportfolios, darunter die Veka AG, Schüco International KG, die profine GmbH und Gealan Fenster-Systeme GmbH. Viele Fensterbauer sitzen mit im Boot: „Wir verarbeiten zum Teil Recycling-Material vom PVC-Profilhersteller Gealan,“ sagt Marcus Fiebig bei Wertbau. Im Unternehmen Evers Bauelemente beziffert Geschäftsführer Frank Franke den Anteil aufbereiteter Stoffe: „Ca. 30 Prozent der Produktion, Fenster und Drehkipptüren, werden aus recyceltem PVC hergestellt. Systemgeber ist hier die Firma Gealan.“

Kunden bekommen am Ende hochwertige Produkte. Das Verfahren der Koextrusion verbindet aufbereitetes PVC untrennbar mit Neumaterial. Ein Extruder enthält den recycelten Kunststoff für den Innenkern eines Profils, ein zweiter das Primär-Neumaterial für die äußere Schicht. Die Maschinen verdichten, scheren und erhitzen die Granulate, bis sie schmelzen. Ein formgebendes Werkzeug presst die zusammengeführte Masse in einem Profil aus der Maschine. Als abgekühltes, formstabiles Bauteil erlebt das PVC seine Wiedergeburt für Fenster, Türen und Rollläden. Der Kreislauf startet erneut – bis zum nächsten Recycling.—

Henry Rasch

Kontakt zu den Recycling-Partnern

  • Tönsmeier Kunststoffe GmbH & Co. KG Kapzität: 40 000 t, bundesweites HolsystemTel.: +49 (0)52 71 / 97 22-0

www.toensmeier-kunststoffe.de

  • VEKA Umwelttechnik GmbHKapzität 45 000 t, bundesweites HolsystemTel.: +49 (0)3 62 54 / 7 25-0

www.veka-ut.de

  • Biotrans GmbH SchwerteKapazität 10 000 t, Holsystem Radius 300 km Tel.: +49 (0)23 04 / 96 850-0

www.biotrans-gmbh.de

  • Deceuninck Diksmuide / BelgienHolsystem, Radius 500 km (Westdeutschland)Kapazität 20 000 t; Tel.: +32 51 50 20 21

www.deceuninck.com

  • Reststofftechnik GmbH Henndorf A.W. ÖsterreichHolsystem Radius 500 km (Süddeutschland)Kapazität 10 000 t; Tel.: +43 (0)62 14 / 65 17

www.reststofftechnik.at

  • weser kunststofftechnik GmbH & Co. KG, HöxterHolsystem über Spediteure, Radius 300 kmKapazität 20 000 t; Tel.: +49 (0)52 71 / 6 97 99 28

www.weser-kunststofftechnik.de

Weitere Kunststoffverwerter:

  • M. Daldrup GMBH, 48624 Schöppingen Tel.: +49 (0)25 55 /86 17-0

www.daldrup-kunststoff.de

Kontakt zu Rewindo, dem Zusammenschluss der führenden deutschen Kunststoffprofilhersteller zu einer gemeinsamen Initiative unter:

www.rewindo.de

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