Glaswelt – Herr Van Eeckhout, seit Ende März sind Sie der neue Geschäftsführer bei Inoutic. Das Geschäft ist Ihnen sehr wohl vertraut – schließlich sind Sie gleichzeitig CEO des belgischen Mutterkonzerns Deceuninck. Wie lassen sich diese beiden Full-Time-Jobs miteinander in Einklang bringen?
Francis Van Eeckhout – Natürlich ist es eine kleine Herausforderung für mich, beiden Positionen gerecht zu werden. Aber ich kann mich auf mein Team, das eine Menge an Erfahrung und Kompetenz hat, in jeder Hinsicht verlassen. Deswegen übergebe ich auch viel Verantwortung an meine Kollegen – ich bin sicher, dass wir gemeinsam unsere Ziele erreichen werden.
Glaswelt – Ist das auch der Grund, warum jetzt für Inoutic die Doppelspitze mit Ihrem Kollegen Artur Padzior eingeführt wurde?
Van Eeckhout – Artur Padzior ist in der Deceuninck-Gruppe für Zentral- und Ost-Europa (CEE) verantwortlich und gleichzeitig Geschäftsführer für die meisten Standorte der Region. Durch die Doppelspitze ist unser Entscheidungsprozess kürzer und wir können schneller auf Marktveränderungen reagieren. Deswegen sind wir jetzt noch effektiver in diesem schnelllebigen Geschäft.
Glaswelt – Welche Aufgaben übernimmt dabei Herr Padzior?
Van Eeckhout – Artur Padzior ist für Produktion und Logistik zuständig – für ganz Inoutic, nicht nur in Deutschland. Seine Aufgabe ist es dafür zu sorgen, dass in der gesamten CEE-Region unsere hochwertigen Produkte pünktlich zu unseren Kunden gelangen. Unser Repräsentant im Markt und der Hauptansprechpartner für unsere Kunden ist Jörn Schütte, Vertriebsleiter für Deutschland, Österreich und die Niederlande. Seine Aufgabe ist es, unsere Vertriebsstrategie mit der Unterstützung von Marketing-Aktivitäten zu definieren und zu implementieren. Wir tauschen uns regelmäßig aus und besprechen alle strategischen Entscheidungen zusammen.
Glaswelt – Ist Ihr Engagement bei Inoutic längerfristig angelegt oder ist das nur als Übergangslösung vorgesehen?
Van Eeckhout – Mein Engagement ist langfristig ausgelegt. Inoutic erzielt fast 25 Prozent des Umsatzes der ganzen Deceuninck-Gruppe. Wir werden dieses Jahr unsere Investitionen in neue Produkte und Technologien erhöhen, das ist der beste Beweis hierfür.
Glaswelt – Welchen Eindruck hatten Sie bislang von Inoutic aus der relativen Distanz des Mutterkonzerns? Hat sich dieser Eindruck jetzt mit den neu gewonnenen Eindrücken verändert?
Van Eeckhout – Nein, mein Eindruck hat sich nicht verändert. Inoutic und Deceuninck sind zwei verschiedene Marken in unterschiedlichen Märkten. Aber gleichzeitig war Inoutic immer ein wichtiger Teil der Deceuninck-Gruppe – und ist heute wichtiger denn je. Unser Ziel ist es, das Unternehmen weiter zu entwickeln und zukünftig noch enger zu kooperieren, sodass wir von einander profitieren können. Die Kollegen von Inoutic sind Experten im Fensterprofil-Geschäft. Zusammen werden wir Inoutic in eine erfolgreiche und sichere Zukunft führen.
Glaswelt – Wird es mit Herrn Padzior und Ihnen auch Veränderungen im Management von Inoutic geben? Wollen Sie dem Unternehmen einen eigenen Stempel aufdrücken?
Van Eeckhout – Die übergeordnete Strategie – profitables Wachstum für Inoutic in Zentral- und Osteuropa – wurde bereits vor einiger Zeit festgelegt. Wir haben letztes Jahr gesehen, dass diese Strategie erfolgreich ist: Inoutic konnte Wachstum in allen Hauptmärken verzeichnen. Natürlich müssen wir ab und zu Anpassungen vornehmen, aber das ist ganz normal. Ich habe meinen eigenen Stempel bereits aufgedrückt, indem ich Investitionen für neue Produkte freigegeben habe, die Inoutic auf der Fensterbau 2018 präsentieren wird – lassen Sie sich überraschen! Aber alle anderen Entscheidungen werden lokal getroffen, um individuell und flexibel auf die Anforderungen des Vertriebsgebiets reagieren zu können.
Glaswelt – Wird es mit Ihrer persönlichen Verbindung zum Mutterkonzern auch einen engeren Austausch mit Deceuninck geben? Werden in der Zukunft mehr gemeinsame Projekte durchgeführt?
Van Eeckhout – Unser Marken – die Inoutic und die Zendow Plattformen – sind geografisch von einander getrennt. Alle Niederlassungen der Deceuninck-Gruppe sind gleichberechtigt, jede trägt Verantwortung und entscheidet für den lokalen Markt. Aber natürlich gibt es auch Synergien, wie zum Beispiel beim Austausch von Best Practices. Und wir werden versuchen, noch mehr Nutzen aus unserer Kooperation zu ziehen.
Glaswelt – Was können die Verarbeiter in nächster Zeit von Inoutic erwarten? Wo wird und wo muss sich Inoutic weiterentwickeln?
Van Eeckhout – Es gibt drei Bereiche, auf die wir uns fokussieren. Zum einen möchten wir unsere Kunden- und produktbezogenen Services immer weiter verbessern. Wichtig für uns ist, nicht nur neue Kunden zu gewinnen, sondern auch die Partnerschaft mit unseren bestehenden zu stärken. Wir hören unseren Kunden zu, um ihre Bedürfnisse und Bedenken zu verstehen – zum Beispiel indem wir neue Lösungen gemeinsam entwickeln.
Der zweite Bereich sind E-Commerce Lösungen und digitale Tools. Das Kundenportal Inoutic Online ist führend in der Industrie, und papierlos zu kommunizieren ist bei uns Standard. Diesen Weg werden wir weiter verfolgen.
Und zu guter Letzt sind Produkt-Innovationen natürlich genauso wichtig, um uns zu differenzieren. Wir haben eine lange Tradition als Innovator, aber vielleicht haben wir das in der Vergangenheit zu wenig kommuniziert. Unser 76 mm System Prestige war das erste System auf dem Markt mit dieser Bautiefe. Wir waren die ersten, die einen „Alu-Look“ für PVC-Fenster und standardmäßig anthrazitfarbene Grundkörper bei zweiseitig grauer Folierung angeboten haben. Und auf der Fensterbau 2018 werden wir erneut ein neues, sehr innovatives Profilsystem präsentieren.
Glaswelt – Was ist Ihr Ziel für Inoutic – und geht es um organisches Wachstum oder peilen Sie auch weitere Zukäufe an?
Van Eeckhout – Die Deceuninck Gruppe hat stets Wachstum durch Akquisitionen erzielt. Erst neulich haben wir Unternehmen dazugekauft, die ein innovatives Ventilations- bzw. Aluminium-System produzieren. Wenn wir also eine Chance oder Synergien sehen, könnte das schon eine Möglichkeit sein. Aber in erster Linie wollen wir uns auf organisches Wachstum innerhalb der CEE-Region konzentrieren und unseren Marktanteil ausbauen, wo es ein Potenzial dazu gibt.
Glaswelt – Wie beurteilen Sie den deutschen Markt?
Van Eeckhout – Ich bin ein Optimist. Aber mein Optimismus basiert auf Fakten – wir erwarten Marktwachstum in der CEE-Region und auch einen Anstieg des Inoutic Marktanteils. Die Geschäftsentwicklung am Anfang des Jahres bestätigt, dass wir unseren Erwartungen gerecht werden – wir wachsen in allen Märkten. Und ich bin sehr froh darüber, weil der Umsatz von Inoutic genauso wichtig ist, wie der von Deceuninck Produkten.
Deutschland ist ein sehr bedeutender Markt für uns, aber es ist auch ein Markt mit starkem Wettbewerb und sehr geringen Margen. Der nicht endende Anstieg der Rohstoffpreise ist eine große Herausforderung für uns. Deswegen müssen wir ein besonderes Augenmerk darauf legen, dass unser Wachstum auch profitabel ist. Eine besonders wichtige Aufgabe für uns in diesem Marktumfeld ist, dass wir unsere Kunden angemessen unterstützen. Wir können nicht wachsen ohne unsere Kunden!
Glaswelt – Herr Van Eeckhout, ich bedanke mich für Ihre Auskünfte.—
Die Fragen stellte Chefredakteur Daniel Mund.