_ Will ein Betrieb investieren, gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten und immer ein individuelles Anforderungsprofil. Das macht die Beantwortung der eingangs genannten Fragen und die Entscheidungsfindung komplex. Hier kann, ergänzend zu einer guten Beratung, Simulationssoftware helfen. Bystronic glass arbeitet seit 2013 mit einer eigenen Software, um zuverlässige Aussagen darüber treffen zu können, welcher Output sich mit einer speziellen Linienkonfiguration in welcher Zeit erreichen lässt.
„Unsere Kunden wissen in der Regel sehr genau, was sie (künftig) produzieren wollen. Das ist unser Ansatzpunkt”, weiß Uwe Risle, Verkaufsingenieur bei Bystronic glass für Kunden in Deutschland. „So bestimmt beispielsweise die vom Kunden vorgegebene Isolierglasgröße die Höhe der Linie.“
Im Trend liegen große Linien mit 3,30 m Höhe, so der Anbieter. Damit halten sich die ISO-Hersteller alle Optionen offen, sowohl kleinformatige Einheiten als auch großformatige Fassadenelemente zu fertigen.
„Anschließend konfigurieren wir anhand des gewünschten Produktionsmixes und der angepeilten Tagesmenge gemeinsam einen ersten Linienentwurf. Mit unserer Software können wir den theoretischen Output nun genau errechnen und verschiedene Szenarien durchspielen.“
Darum ist die Taktzeit so wichtig
Der Wettbewerb unter den Isolierglasherstellern ist groß: Sie konkurrieren in puncto Produktvielfalt, Preis und Schnelligkeit. „Die Taktzeit ist daher ein ganz zentrales Thema”, unterstreicht der Anlagenspezialist.
Genügte früher die bloße Angabe der Taktzeit für eine Standard-Isolierglaseinheit im Format von 1 × 1 m, so ist heute sehr viel mehr gefragt. „Deshalb berechnen wir für Isolierglashersteller auf Wunsch auch genaue Zahlen für ihre spezifischen Leistungslose. So können wir simulieren, welche Produktionszeiten sich für die Mischproduktion beim Kunden ergeben.“
In den vergangenen zwei bis drei Jahren ist das Thema Taktzeit sogar noch stärker in den Fokus gerückt, erläutert Risle. Hintergrund: Der Kostendruck am Glasmarkt ist hoch, die Preise für Rohglas sind gestiegen, aber gleichzeitig sind die Preise für fertige Isolierglaseinheiten relativ konstant geblieben. Das führt dazu, dass die Margen der Isolierglashersteller geschrumpft sind.
Um dennoch rentabel arbeiten zu können, müsse es das Ziel der Isolierglashersteller sein, noch effizienter als bisher zu fertigen: Wird die Produktionsmenge pro Zeiteinheit erhöht, lasse sich der Gewinn über die Stückzahl optimieren.
Uwe Risle: „Es ist logisch, dass die Taktzeit heute ein sehr wichtiger Vertragsbestandteil beim Verkauf ist, denn der Kunde muss eine nicht unwesentliche Investitionsentscheidung treffen.“
Relevante Fragen sind hier: Wie viele Produktionslinien benötige ich, um die geforderte bzw. gewünschte Menge pro Tag zu erzielen? Lohnt sich die Investition in eine noch schnellere Linie? Wie schnell amortisiert sich die Investition in eine neue Isolierglaslinie?
In diese Überlegungen müssen die Stillstandzeiten für Wartungsarbeiten ebenso mit einfließen, wie die Angaben über mögliche saisonale Schwankungen.
„All das bildet unsere Software ab und berechnet die Produktivität der ISO-Linie. Nicht ganz einfach ist es, wenn die Kunden manuelle Bestandteile, wie Glasaufgabe oder Rahmenfertigung in ihre Linie integrieren wollen und dies simuliert werden soll. Wir können selbstverständlich nur Aussagen über die automatisierten Bestandteile der Fertigung treffen“.
Industrie 4.0 – Blick in die Zukunft
Die Konfiguration einer Fertigungslinie im Vorfeld des Investitionsentscheids ist das eine Thema, die Datennutzung in der laufenden Isolierglasfertigung – Stichwort „Industrie 4.0“ – das andere.
Durch intelligente Maschinen erhalten die Isolierglashersteller wertvolle Informationen für die Prozessüberwachung und die Fertigungsoptimierung sowie für ihre Qualitätssicherung.
In der ISO-Fertigung ist die Verwendung einer Datenlinie zur Interaktion mit einem zentralen Planungssystem von großem Vorteil. Die Fertigungslinie kann dadurch scheiben-individuell mit der „Außenwelt“ kommunizieren.
So kann die Isolierglaslinie beispielsweise Informationen darüber bereitstellen, wo sich Scheiben befinden. Der Bediener kann einzelne Scheiben einstellen, verfolgen und ausschleusen. All das bietet enormes Potenzial, die Fertigung weiter zu optimieren.
Darüber hinaus kann der Bediener „Fehlzeiten“ protokollieren, die Gründe dafür im Bedienpanel auswählen und erfassen. Mit diesen Informationen lässt sich die Verfügbarkeit einer Fertigungslinie hervorragend nachvollziehen.
Für eine Produktionsperiode werden Fertigungszeiten und Stillstandzeiten transparent gegenübergestellt und Ursachen können dadurch erkannt und vermieden werden, unterstreicht Uwe Risle.
Mehr zum Thema Industrie 4.0 erhalten Glasverarbeiter auf der glasstec 2016 im September in Düsseldorf: Bystronic glass wird in Halle 14, Stand A38/E38 ausstellen.—