_ In Garching bei München sind die Sterne seit April zum Greifen nahe. Im neu eröffneten, hochmodernen Astronomie Besucherzentrum Eso Supernova, befindet sich nicht nur das größte 360° Planetarium Deutschlands, sondern auch eine interaktive Ausstellung, die 2018 von Interessierten kostenlos besucht werden kann. Die Gebäudeform lässt von außen erahnen, dass sich im Inneren Außergewöhnliches verbirgt. Der architektonische Entwurf stammt vom Darmstädter Büro Bernhardt + Partner. Das Architekturbüro entwickelte ein markantes Design, bestehend aus zwei Gebäudeteilen, die der Explosion einer Supernova nachempfunden worden sind, bei der Masse von einem Stern auf einen anderen übertragen wird. Ebenso hell soll das Besucherzentrum erstrahlen. Die spektakuläre Außenhülle aus gekrümmten Aluminium-Blechen mit einem 233 m2 großen Sternendach, wurde vom Fassadenbauunternehmen Frener & Reifer geplant, gefertigt und montiert.
Die Gebäudehülle
Die geschwungene, geometrisch komplexe Fassadenform war technisch sehr anspruchsvoll und stellte bei der Planung, als auch bei der Fertigung und Montage der Gebäudehülle eine große Herausforderung dar. Nicht nur die Realisierung der teilweise freisinnig gekrümmten Aluminium-Blech-Außenfassade, sondern auch die Entwicklung der facettierten Glas-Fassaden war schwierig: Sie bestehen aus 213 Scheiben, die jeweils in unterschiedlichen Winkeln aufeinandertreffen.
Für die 3200 m2 große vorgehängte, frei geformte Systemfassade wurden rund 1400 Aluminiumbleche, die mit einem quarzgrauen Pulverlack beschichtet sind, aneinandergefügt. Jedes der Bleche ist ein Unikat. Die frei geformte Konstruktionsart der Gebäudehülle, bei der alle Teile unterschiedlich sind, eignete sich bestens dafür, parametrisch geplant zu werden. Ein 3D Modell vom Architekten bildete die Basis für die geometrischen Daten, die dann von Frener & Reifer in die 3D Software integriert wurden.
Perfektion in der Fassade
Sowohl bei den 550 m2 großen Foyer-Fassaden, als auch bei den 12 Stahl-Pfosten-Riegel „Splitterfassaden“, trifft jede einzelne Scheibe in einem anderen Winkel auf die nächste. Alle Scheiben, Pfosten und Riegel sowie deren Anschlüsse mussten individuell geplant, gefertigt und montiert werden.
Um den ZiE (Zustimmung im Einzelfall) Nachweis für die Scheiben erbringen zu können, wurden eigene Testmuster erstellt. An diesen wurde die Fassadenlast, Luftdurchlässigkeit, Schlagregendichtigkeit und die Widerstandsfähigkeit gegen die Windlast im Einzelfall genauestens geprüft.
Das Sternendach
Zu einer weiteren zentralen Herausforderung bei diesem Bauwerk gehörte die technische Entwicklung, Konstruktion und Fertigung der verglasten Dachkuppel: Die vollständige 233 m2 große Stahlstruktur, inklusive des eigens entwickelten Dichtungssystems, wurde in einem Stück in der Produktionshalle der Schlosserei in Brixen vorgefertigt. Für den Transport musste die Konstruktion in mehrere Baugruppen zerteilt und in Garching erneut zusammengesetzt werden. Bei der Montage musste die Drehung des Mobilkrans vorab genau berechnet und die Ausrichtung des Daches bereits am Boden exakt festgelegt werden.
Nach dem erfolgreichen Dachhub der Stahlstruktur wurden die 263 unterschiedlichen dreieckigen Isoliergläser an das Stahltragwerk montiert und mit Alu-Halterungen punktuell befestigt.
Um dieses wunderbare und außergewöhnliche Projekt realisieren zu können, wurden insgesamt ca. 1000 t Stahl und 5000 m³ Beton verbaut. Durch die komplexe Geometrie des Gebäudes mussten alle beteiligten Firmen an die Grenzen des derzeit Machbaren gehen.—
Tipp der Redaktion: Der Fassadenbauer hat ein Video dazu ins Netz gestellt: www.frener-reifer.com/news/eso-supernova/