Die Zukunft der EnEV, neue DIN 18008, zunehmende Digitalisierung und juristische Neuregelungen – in einer dynamischen Branche stehen Fragen nach Regeländerungen und technischen Innovationen ständig im Raum. Die VFF-Fachtagung Normung und Technik Mitte Juni hat einige dieser Zukunftsthemen ins Zentrum der Tagesordnung gestellt.
Peter Rathert, Ministerialrat im Bundesbauministerium, erläuterte die Zielkonflikte auf dem Weg der Anpassung der Energieeinsparverordnung an die EU-Vorgabe „Niedrigstenergiegebäude-Standard“ bis zum Jahr 2020: Zum einen stehen die politischen Vorgaben der Klimaschutzziele und der Baukostensenkung dabei miteinander im Konflikt. Und zum anderen kollidiert die Überlegung, den Niedrigstenergiegebäude-Standard durch das KfW Effizienzhaus 55 zu definieren, mit den Vorgaben der Kommission, die eher dem KfW Effizienzhaus 45-Standard entsprechen. Zudem soll das ganze Regelwerk im Zuge der Zusammenführung von Energieeinsparungsgesetz und Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) deutlich vereinfacht werden. Rathert erweckte den Eindruck, dass die Quadratur des Kreises eine Kleinigkeit gegen dieses Vorhaben darstellt. Spannend schaut es auch aus, wie die Musterbauordnung geändert wird, nachdem 2014 der Europäische Gerichtshof die Rechtswidrigkeit nationaler Sonderregelungen an drei Beispielen aus der deutschen Bauregelliste festgestellt hatte. Im Blick auf notwendige Neuregelungen erläuterte Jochen Grönegräs, Hauptgeschäftsführer des BF, die viel diskutierte DIN 18008 im Hinblick auf die vorgesehene Verwendung von Sicherheitsgläsern. Nach den Änderungsentwürfen soll beispielsweise die Nachweiserleichterung für Fensterflächen unter 1,6 m² Größe entfallen.
In welchem Ausmaß und wie die Digitalisierung in der Planung und Fertigung von Sonderkonstruktionen im Hochhausbau Einzug gehalten hat und in Zukunft noch mehr Anteil gewinnen wird, erklärte Patric Günther vom Innovationsmanagement der Schüco International KG mit starken Bildern und Computergrafiken. Das virtuelle Programmieren etwa im Bereich des Konzepts „Building Information Modeling“ (BIM), welches optimierte Planung, Ausführung und Bewirtschaftung zusammenfasst, soll schon ab 2020 im Rahmen eines Stufenkonzepts im öffentlichen Bauen eingeführt werden.
Tageslichtrelevanz, Einsatzempfehlungen sowie ein neues Merkblatt zu Toleranzen: Von unmittelbarer Bedeutung für die Arbeit der Fenster-, Haustüren- und Fassadenhersteller waren die Vorträge von Detlev von See / Christina Jankowski, Knut Junge und Christian Anders. Dabei beschrieb Detlev von See von der Velux Deutschland GmbH den Stand der Normierung von Tageslichtanforderungen in der DIN 5034. Das weitgehend fertiggestellte VFF-Merkblatt „Toleranzen im Fenster-, Türen- und Fassadenbau“, stellte der Moderator und neuer Obmann des VFF-Ausschusses „Normung und Technik“, Christian Anders (Anders Metallbau Fritzlar GmbH) selbst vor. Zentral dabei ist die Unterscheidung der Toleranzen im Bauteil und bei der Montage sowie der Toleranzen, die sich im Zusammenspiel dieser beiden Toleranzfelder ergeben.