Für den Fenster- und Türenmarkt und damit auch für das Geschäft exportorientierter Hersteller erwartet Dr. Eckhard Keill kurzfristig keine starken Auswirkungen des drohenden EU-Austritts von Großbritannien. Seiner Meinung nach schadet die Entscheidung der UK-Bevölkerung, nach über 40 Jahren die Europäische Union zu verlassen vor allem den Briten selbst.
Der Vorstandsvorsitzende der Roto Frank AG weist aber auf die mittel- und langfristigen Risiken hin. Sie würden aus der zu befürchtenden dauerhaften Abwertung des britischen Pfundes resultieren.
Der international tätige Bauzulieferer, der mit seinen Divisionen Fenster- und Türtechnologie sowie Dach- und Solartechnologie einen Jahresumsatz von deutlich über 600 Mio. Euro erzielt, sieht einen generellen Brexit-Effekt. Dieser steigere erheblich die ohnehin „ausgeprägte weltwirtschaftliche Unsicherheit“, die etwa von der negativen Entwicklung in Russland und Brasilien ausgehe.
Dr. Eckhard Keill: „Das am Ende überraschende Resultat der Volksbefragung ist politisch natürlich ein ganz schlechtes Signal für Europa. Die reale Gefahr, sich auf Dauer vom gemeinsamen Markt abzukoppeln, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit eine nachhaltige Wachstumsreduzierung bzw. -schwäche zur Folge.
Dennoch seien alle Beteiligten gut beraten, den Verlauf der noch nicht einmal terminierten Austrittsverhandlungen abzuwarten, deren Ergebnisse ja frühestens 2018 in Kraft treten. Sollten sie dazu führen, dass zwischen Großbritannien und der EU wieder Zollschranken errichtet werden, wäre das in beiden Richtungen eine stark belastende Handelsbarriere, so Dr. Keill. „Erstaunlicherweise spielt in der gegenwärtigen Diskussion die Währungsseite nur eine geringe Rolle. Dabei ist klar, dass die zu befürchtende kräftige Abwertung des britischen Pfundes automatisch steigende Preise verursacht, die wiederum das Marktwachstum beeinträchtigen.“
Die genannten Faktoren blieben auch nicht ohne Einfluss auf die Fenster- und Türenbranche: „Die Risiken für die mittel- und langfristige Nachfragetendenz sind keineswegs marginal. So hätte eine dauerhafte Abwertung der britischen Währung beim Exportgeschäft unvermeidbar Konsequenzen für die Preisgestaltung. Insgesamt trägt der Brexit daher wirklich nicht dazu bei, die Wettbewerbssituation zu verbessern.“