_ Auch der neue Praxis-Workshop am Vortag vor dem eigentlichen Tagungsbeginn wurde von über 100 Fensterbauern positiv aufgenommen. Insgesamt konnte man unter den Teilnehmern häufig die Bemerkung aufschnappen, dass das ift offensichtlich die Kritik aus den letzten Jahren ernst genommen habe und sichtbare positive Veränderungen am Tagungskonzept vorgenommen wurden. Aufgefallen ist aber auch dem ein oder anderen, dass das Institut einen intensiveren Blick auf die Kostenstruktur der Fenstertage geworfen hat. Gewisse Einsparungen am Catering und am Service blieben nicht unentdeckt.
Reduzierung der Baustandards sorgt nicht für Kostenersparnis
Das Motto „Qualität und Sicherheit” hat durch die Flüchtlingskrise eine unvorhergesehene Bedeutung erhalten. Gleich zu Beginn wehrte sich Prof. Sieberath daher gegen die Forderung aus der Bau- und Wohnungswirtschaft, die Sicherheitsstandards und auch das energetische Niveau auf frühere Zeiten zurückzuschrauben: „Nicht die Reduzierung der Baustandards sorgt dafür, dass das Bauen günstiger wird.“ Weiter näherte er sich dem Tagungs-Motto aus Sicht der Verbraucher, die gute Qualität und Sicherheit zu bezahlbaren Preisen wollen. Potenzielle Fensterkäufer werden allerdings durch die hohe Zahl von Qualitätszeichen mit intransparenten Kriterien sowie unklaren Anforderungen verunsichert.
Deshalb habe das ift ein Qualitätszeichen präsentiert sowie den neuen Begriff der „anwendungsorientierten Bauqualität“ geprägt, bei dem die Qualität im Kontext der Verwendung definiert wird.
Energielabel in der Diskussion
Zum Energielabel vertrat der ift-Leiter die Meinung: „Lieber ein gutes nationales als ein schlechtes EU-Label.“ Aber dennoch äußerte er die Vermutung, dass das EU-Label kommen werde, „nötigenfalls müssen wir noch die Karte der Verschleppung ziehen, um ein schlechtes EU-Label etwas aufzuhalten.“
Weitere 14 Vorträge der www.fenstertage.de widmeten sich dem Motto aus unterschiedlichsten Blickwinkeln und umfassten Themen wie die Vermeidung von Orkanschäden, Bauelemente in Sonderbauten, Life-Demonstrationen von Einbruchtechniken und Hagelprüfungen, elektronischen Einbruchmeldern als Zusatzgeschäft oder den erfolgreichen Fensterverkauf durch erkennbare und geprüfte Qualitäts- und Sicherheitsmerkmale und nicht durch Werbeversprechen und „Mogelpackungen“.
Daneben gab es Vorträge, die den Praktikern die tägliche Arbeit erleichtern sollen, so beispielsweise Prof. Feldmeier mit einfachen Bemessungen der Glasdicke nach DIN 18008 und Michael Rossa (ift) mit dem Nachweis des „Sommerlichen Wärmeschutzes“ nach EnEV mittels Bemessungsdiagrammen. Wolfgang Jehl (ift) verriet seine sieben goldenen Regeln zur fachgerechten Montage und Ingo Leuschner (ift) die Analyse und Vermeidung häufiger Schäden, mit denen man die Reklamationsquote deutlich senken kann.
In Verbindung mit den vielseitigen Vorträgen zum Teil hochkarätiger Referenten nahmen wohl alle 850 Teilnehmer für ihren Betrieb und ihre Arbeit wichtige Impulse mit. Prof. Ulrich Sieberath versprach auch, für das nächste Jahr weiter am Tagungskonzept zu feilen, damit die Fenstertage auch in Zukunft der wichtigste Treff der Fenster-und Fassadenbranche bleiben.—