Der österreichische Markt für Fenster und Hebeschiebetüren wuchs auch im Jahr 2017 robust. Steigende Preise bei allen Rahmenmaterialien trugen dazu entscheidend bei. Die Herstellererlöse stiegen um 4,7 % geg. VJ auf nunmehr 812 Mio. Euro. Das zeigen aktuelle Daten einer Marktstudie zu Fenstern in Österreich von Branchenradar.com Marktanalyse.
Auf Gesamtmarktebene erhöhte sich der Durchschnittspreis um 2,8 %. Bei Kunststoff-Fenstern lag der Preisauftrieb bei 1,7 %, Fenster mit Holz- oder Alu-Rahmen wurden im Mittel um 3,5 % teurer. Absatzseitig wuchs der Markt im vergangenen Jahr konstant um 1,8 %, gemessen an der Anzahl an Fensterflügeln, und von 2,4 % bezogen auf die verarbeitete Fläche an Isolierverbundglas.
Angeschoben wurde die Nachfrage jedoch ausschließlich vom Neubau, insbesondere dem Geschosswohnbau. Das Sanierungsgeschäft kam hingegen nicht weg vom Fleck. Warum dem so ist, darüber gibt es mittlerweile eine Reihe von Deutungen. Die aus der Sicht der Marktanalysten plausibelsten sind:
- <b>Vorzieheffekte</b>: Die hohen Sanierungsraten bis 2012 resultierten auch aus Vorziehinvestitionen, die nach wie vor abgeschichtet werden.
- <b>Bedeutungsverlust</b>: Bestandsinvestitionen in Haus & Heim haben generell bei vielen Konsumenten an Priorität verloren. Nachweislich fließt ein immer größer werdender Anteil des verfügbaren Einkommens in den Konsum oder in kurzlebige Konsumgüter. Größere Investitionen werden nur noch getätigt, wenn das Geld hierfür vorhanden ist, wobei sich nur noch wenige dieses „vom Mund absparen“. Gleichzeitig ist man bei Fremdfinanzierungen vorsichtiger geworden. Kurzum, größere Investitionen stehen mehr denn je in Konkurrenz zueinander. In den beiden letzten Jahren stiegen die privaten KFZ-Neuwagenzulassungen jährlich um rund 10 %. Offenbar hat ein neuer PKW mehr Sexappeal als neue Fenster.
- <b>Energiepreise</b>: Durch die relativ niedrigen Energiepreise reduziert sich der Handlungsdruck, eine angedachte energetische Gebäudesanierung durchzuführen. Einschlägige Projekte werden weiterhin aufgeschoben.
- <b>Facharbeitermangel</b>: Noch im Oktober 2017 standen zehn Bau-Berufsgruppen auf der Mangelberufsliste. Da die verfügbaren Personalressourcen in den ausführenden Unternehmen im Neubau gebunden sind, zusätzliche Kapazitäten aber kaum geschaffen werden können, werden Sanierungsaufträge vielerorts nicht angenommen oder aber die Angebote mit Überstundentarifen kalkuliert. Vor den dann hohen Kosten schreckten viele „Sanierungswillige“ zurück.
Insgesamt aber erhöhte sich die Nachfrage bei nahezu allen Rahmenmaterialien. Im Vergleich zu 2016 wuchs der Absatz bei PVC-Fenstern um 1,7 %, bei Holz-/Alu-Fenstern um 2,1 % und bei Aluminium-Fenstern um 3,5 %. Für Holzfenster erhob Branchenradar.com Marktanalyse Verkäufe auf Vorjahresniveau.
DAs sagt Helmut Hilzinger zur Preisgestaltung in der Branche
Wir haben den Chef der hilzinger Unternehmensgruppe befragt: Sehen sie einen Preisverfall der Branchenprodukte trotz hoher Nachfrage? Hier seine Antwort:
„Fenster müssen immer mehr leisten, aber gleichzeitig wurden sie noch nie so günstig verkauft wie zur Zeit. Die vielen Zusatzfunktionen und Verbesserungen am Bauteil werden am Markt tendenziell nicht in dem Maße preislich durchgesetzt, wie es erforderlich wäre. Verstärkt wird diese Situation aber auch durch die Hersteller selbst, die sich teilweise mit Aktionen und Sonderrabatten übertreffen. 3-fach-Glas ohne Mehrpreis. RC-2-Sicherheit ohne Mehrpreis. Farben ohne Mehrpreis. Das sind Strategien, die ich nicht nachvollziehen kann. Die Branche ist teilweise selbst Schuld, weil Sie das zulässt und selbst in die Wege leitet.“