Zur Auswahl der richtigen Werkzeuge oder Hilfsmittel im Unternehmen und für das Handwerk als Leitfaden entwickeln wir sogenannte Leitbetriebe. Laut Duden ist ein Leitbetrieb„ ein Betrieb, der innerhalb eines Produktionsbereichs die besten Voraussetzungen hat [und als Leitbild fungiert]. Um diesen „virtuellen“ Betrieb so praxisnah wie möglich aufzubauen, sind wir mit vier Betrieben des Glaserhandwerks (Heideglas in Uelzen, Glaserei Sommer in Hamburg, Plickert Glaserei-Betriebe in Berlin und Glaserei Horn in Salzgitter) und der Glaser-Innung Niedersachsen eine Kooperation eingegangen.
Wir, dass ist das Schaufenster Digitales Bauen im Kompetenzzentrum Digitales Handwerk, bestehend aus den Bildungszentren des Baugewerbes e. V. – welche auch die Projektleitung inne haben – sowie der Weiterbildung Wissenschaft Wuppertal gGmbH und der Hochschule Ansbach.
Wie werden diese Leitbetriebe aufgebaut?
Im Januar haben wir begonnen, einen Leitfaden für die Prozessaufnahmen zu erstellen. Dieser Leitfaden und die weitere Vorgehensweise in dem Projekt, wurde in einem Workshop Anfang Februar 2019 in Krefeld mit allen Beteiligten besprochen und durch die Praxispartner sach- und fachgerecht bewertet.
Denn damit der Leitbetrieb auf praktisch fundierten Daten basiert, werden Mitarbeiter des Kompetenzzentrums Digitales Handwerk die Praxisbetriebe jeweils mindestens eine Woche besuchen und mit dem oben genannten Leitfaden die Abläufe im Betrieb (Marketing, Angebots- und Auftragsabwicklung, Produktion, Montage, Reklamationsbearbeitung, Abrechnung, Service) betrachten.
Daten - die theoretische Basis
Die Daten aus den einzelnen Betrieben werden zu einer Prozesslandkarte modelliert, d. h. die Abläufe werden grafisch dargestellt und auf eine einheitliche Sicht reduziert. Es wird auf einen Blick deutlich was, wann, wie, von wem und mit welchen Hilfsmitteln ausgeführt wird.
Das hört sich erstmal kompliziert an, ist es aber nicht. Es bildet nur grafisch ab, was tagtäglich in den Unternehmen abläuft. Auch in den kleinen Betrieben – die gar nicht so anders arbeiten als große Unternehmen – wo viele Aufgaben jedoch von einer Person alleine erledigt werden, können durch diese Darstellung Abläufe und Schnittstellen erkannt werden. Und es wird deutlich wo digitale Werkzeuge unterstützen können. Aufbauend auf den Prozesslandkarten der jeweiligen Betriebe können standardisierte Abläufe für das Glaser Handwerk dargestellt werden.
Bis Ende des Jahres soll der Leitbetrieb Glaser fertig gestellt sein. Und dieser soll kleine und mittelständische Betriebe des Glaserhandwerks unterstützen, die Digitalisierung im eigenen Unternehmen umzusetzen.
Also, was bringt das für die Betriebe?
Grundsätzlich sollen diese Leitbetriebe die Firmen befähigen, ihre spezifischen Bedarfe zu ermitteln, um Umstrukturierungsprozesse und letztlich Veränderungen sinnvoll und kontrolliert zu gestalten.
Mit Hilfe des Leitfadens können Handwerker die Abläufe in Ihrer Firma einfach dokumentieren und eine firmenspezifische Prozesslandkarte erstellen. Mit dieser lassen sich neue Mitarbeiter schneller und einfacher einarbeiten, da die Aufgabenabläufe klar ersichtlich sind. Anforderungen, etwa vom Finanzamt, zur Verfahrensdokumentation lassen sich mit diesen Unterlagen einfach erstellen.
Darüber hinaus bietet der zielgerichteten Einsatz von technischen Hilfsmitteln und Werkzeugen – selbstverständlich nach einem ersten Mehraufwand – grundsätzlich aber Zeitersparnis. Sie steigern also Ihre wettbewerbsfähig und erleichtern sich die Arbeit, es bleibt mehr Zeit für neue Projekte oder die Freizeit.
Das Kompetenzzentrum Digitales Handwerk ist Teil der Förderinitiative „Mittelstand 4.0 – Digitale Produktions- und Arbeitsprozesse“, die im Rahmen des Förderschwerpunkts „Mittelstand-Digital – Strategien zur digitalen Transformation der Unternehmensprozesse“ vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert wird. Für weitere Infos klicken Sie hier.
Matthias Imdahl, Dr.-Ing. Martina Schneller