„Wir bringen mit unseren Fenstern den Menschen Licht und Sonne, und damit ein gutes Lebensgefühl. Wir haben als Branche diese wunderbare Aufgabe zu erfüllen und werden dies auch in Zukunft tun“, so VFF-Präsident Bernhard Helbing bei seiner Begrüßung der über 200 Gäste. „Wir freuen uns, die goldene Hochzeit würdig zu begehen und danken unseren Gründungsvätern. Mit einer Handvoll Fensterbauern, die ihre Vision von einer starken Fensterbranche hatten, fing alles an. Heute sind wir stark. Unsere Mitglieder repräsentieren rund zwei Drittel des Marktes hierzulande.“
Gemeinsam stark
Der VFF pflege mit anderen Verbänden eine teils enge Kooperation. Wenn man die gleichen Ziele verfolge und dabei die selbe Sprache spreche, könne man bei den politischen Verantwortlichen sehr viel erreichen. Stolz zeigte sich Helbing, dass so eine Reduzierung der transparenten Fensterflächen durch die EnEV 2013 verhindert werden konnte. Auch werde der VFF künftig nicht müde werden, in Berlin und bei Politikern immer wieder auf die Bedeutung von Fenstern und Fassaden bei der Energiewende zu pochen.
Prof. Dr. Volker Eichener, EBZ Business School, Bochum, referierte zum Thema „Wohnungsnot in Deutschland“. Seine Forderung: „Wir brauchen eine Vervierfachung der Neubaumaßnahmen, um den Wohnungsmarkt wieder in realistische Größenordnungen zu bringen, die dem Bedarf entsprechen.“ Dabei warnte er davor, die Sanierung immer weiter zu verteuern, dies führe zu weniger Sanierung durch den Immobilienbesitzer.
Das wird die Branche beschäftigen
Mit Blick auf die Bauproduktenverordnung gab er den Anwesenden mit auf den Weg: „Jetzt wird es einheitlich für Europa. Liefern Sie bei Ihren Produkten die Leistungserklärung rückverfolgbar mit und sorgen Sie dabei für eine ausreichende technische Dokumentation. Seien Sie vorsichtig, zusätzlicher Druck kommt auf Sie als Fensterbauer und Bauelementehersteller durch die verschärfte Marktüberwachung hinzu.“
Zwei bei Tschorn wird zum Klassiker
Auch in diesem Jahr standen Professor Christian Niemöller (von der Kanzlei SMNG, Frankfurt) und Prof. Ulrich Sieberath bei der Podiumsdiskussion „Zwei bei Tschorn“ Rede und Antwort. Zur Frage, ob es bei Kondensat im Falz Unterschiede zwischen Dreh-Kipp- Beschlägen und Scherenbeschlägen gebe, meinte Sieberath: „Man kann davon ausgehen, dass bei Scherenlagern, die Dichtung besser schließt, da die raumseitige Dichtung komplett geschlossen ist. Dadurch fände i.d.R. im Falz keine Tauwasserbildung statt.
Zur Marktüberwachung nach der neuen Bauproduktenverordnung erläuterte Prof. Niemöller: „Ab sofort gibt es eine aktive Marktüberwachung, es würden jetzt auch Kontrollen durchführt werden.“ Aber so Niemöller: „Achten Sie darauf, die Kontrollen dürfen nur bei Herstellern (im Werk) und bei Händlern durchgeführt werden, jedoch nicht auf Baustellen. Helfen Sie den Kontrolleuren, zeigen Sie ihnen alle geforderten Nachweise, sodass schnell alles abgesegnet werden kann.“ Sollte bei der Dokumentenkontrolle etwas fehlen, müsse dies verpflichtend nachgereicht werden.
Wenn wir die Energiewende nicht schaffen, dann schafft es niemand
„Nicht jeder schwere Niederschlag hat etwas mit Klimawandel zu tun, aber die starke Zunahme solcher Niederschläge sehr wohl“, unterstrich Umweltminister a.D. Prof. Dr. Klaus Töpfer in seinem Beitrag. „Die Energiewende fordert uns als Staat gewaltig. Sie als Branche leisten mit Ihren Fenstern und Fassaden einen wichtigen Beitrag dazu, dass die Energiewende klappt.“
Die Energiewende werde allerdings nur mit Hilfe der energetischen Sanierung gelingen. Und die Bürger werden nur sanieren, wenn sie davon überzeugt seien, einen monetären Vorteil davon zu erhalten. Töpfer: „Der Sanierungstopf muss aufgestockt werden, wenn wir die Sanierungsquote auf 2 Prozent erhöhen wollen.“ Seine Idee ist, die Kosten der Sanierungs-Maßnahmen zu dritteln und dabei auf Mieter, Vermieter und Staat umzulegen. Weiter müsse es Ziel der Forschung sein, aus dem Abfallprodukt CO2 einen Wertstoff CO2 zu machen. Dann lasse sich der Kreislauf schließen und es gäbe kein Problem mehr mit CO2.
„Nicht alles, was aus Brüssel kommt, ist schlecht.“
Den zweiten Veranstaltungstag läuteten die Berichte von Frank Koos, Generalsekretär von EuroWindoor und Franz Hauk, Obmann AG Europa von der F.R. Hauk GmbH ein, die über die europäischen Aktivitäten des VFF referierten.
Hauck: „Nicht alles, was aus Brüssel kommt, ist schlecht. Und es ist auch nicht alles Gott gegeben. Man kann Einfluss nehmen, wenn man geschlossen auftritt. Das befürwortet auch die Kommission. Verweigerung zieht aber bei der EU nicht. Die zuständigen Mitarbeiter der Kommission brauchen Unterstützung und Informationen und Argumente. Diese Hilfe bieten wir als Verband und wollen sie weiter ausbauen.“
Abgerundet wurde die Veranstaltung mit einem schönen Festabend, für den der Kaisersaal in Erfurt den passenden Rahmen bildete. Dort gaben Bernhard Helbing und Ulrich Tschorn einen Abriss über die Geschichte der Fensterverbände und zeigten die Entwicklungen auf, die zur Etablierung des Verbands Fenster+Fassade geführt haben.
Matthias Rehberger