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VFF: Detlef Timm ist der neue Kapitän

Der neue Verbandspräsident Detlef Timm (58) ist Wirtschaftsingenieur und zusammen mit seinem Bruder Bernd Geschäftsführer des Unternehmen Hans Timm Fensterbau in Berlin, das von seinem Vater gegründet wurde und sich über die Grenzen Berlins hinaus in ganz Deutschland als Hersteller für hochwertige Fenster einen Namen gemacht hat.

Timm nannte das einheitliche Auftreten des Verbandes im Interesse der gesamten Branche, die noch bessere Nutzung der Informationsmaterialien des Verbandes wie Merkblätter und Leitfäden sowie Werbung neuer Mitglieder als erste Schwerpunkte seiner Amtsführung.
Große Vorgänger-Fußstapfen

„Ich weiß, dass ich in die großen Fußstapfen meines Vorgängers trete“, erklärte Timm. „Deswegen werde ich mich darum bemühen, dieses Amt auch in seinem Sinne kontinuierlich weiterzuführen. Wobei ich mich, wie ich weiß, auf die gut aufgestellte Geschäftsstelle um Geschäftsführer Ulrich Tschorn verlassen kann.

Insbesondere die Lobbyarbeit, die Bernhard Helbing zusammen mit Ulrich Tschorn so erfolgreich etabliert hat, ist für mich Neuland,“ bekannte Timm. Mit einem Schmunzeln gab er aber zu bedenken: „Mit dem Standort unseres Unternehmens in Berlin hat der VFF jetzt auch eine Hauptstadtpräsenz.“

Europa auf der Agenda in Palma

Abends trafen sich die Tagungsteilnehmer auf einem stilvollen Landgut. - Daniel Mund / GLASWELT - © Daniel Mund / GLASWELT
Abends trafen sich die Tagungsteilnehmer auf einem stilvollen Landgut. - Daniel Mund / GLASWELT
Am Donnerstag hatte der scheidende VFF-Präsident Bernhard Helbing den Jahreskongress mit den Worten eröffnet: „Unser Programm ist gespickt mit europäischen Themen – das kann man nicht in Deutschland besprechen. Ein Grund mehr, dass wir den Tagungsort Palma de Mallorca ausgewählt hatten.“ Rund 160 Teilnehmer waren der Einladung gefolgt und hatten im weiteren Verlauf unter anderem die Gelegenheit, Peter Rathert vom Bundesbauministerium, den bekannten Bundestagsabgeordneten Wolfgang Bosbach und Prof. Dr. mult. Franz-Josef Radermacher zu erleben.

Was steckt in der neuen EnEV?

Dabei gab Peter Rathert einen Überblick über den Stand der neuen EnEV 2016 und was bei einer Neufassung der Verordnung zu erwarten ist. Er konstatierte, dass die Europäische Kommission gerne bereits einen Gebäudestandard von 30 kWh/m²a etablieren würde, was vergleichbar wäre mit einem KfW45-Haus. Laut Ministerium sei aber allenfalls ein Effizienzhausstandard 55 vertretbar. Und weiter: Kanzlerin Merkel und Bauministerin Hendricks hätten sich für „mehr Klimaschutz ohne höhere Kosten“ ausgesprochen. Rathert bekennt aber auch: „Vieles wird im Ministerium vom Umweltamt bestimmt.

Eine Lanze für das Holzfenster

Prof. Radermacher: “Die Bedeutung von guten Fenstern für das Klima ist vernachlässigbar — hier kommt es eher auf die Sicherheit und den Komfort an.“ - Daniel Mund / GLASWELT - © Daniel Mund / GLASWELT
Prof. Radermacher: “Die Bedeutung von guten Fenstern für das Klima ist vernachlässigbar — hier kommt es eher auf die Sicherheit und den Komfort an.“ - Daniel Mund / GLASWELT
Einen umfassenden Rundumblick über die Globalisierung, Welternährung den Umweltschutz und was da auf uns zu kommt lieferte Prof. Dr. mult. Franz-Josef Radermacher. „Das eigentliche Problem ist die anwachsende Weltbevölkerung“, war die Ausgangsposition seines Vortrags. Schließlich zeigte er auf, dass es darum gehen müsse, möglichst effektiv viel CO2 zu binden bzw. den CO2-Konsum zu verringern. „14 Mio. Tonnen CO2 einzusparen durch eine EnEV-Verschärfung hat für das Klima einen äußerst geringen Effekt.“ Die horrenden Summen, die dafür ausgegeben werden, sollten seiner Meinung nach viel sinnvoller an anderer Stelle eingesetzt werden. „Wir müssen wieder CO2 aus der Atmosphäre rausholen.“ Eine Möglichkeit sei, dass man die Waldregionen wieder ausweite. Eine Lanze brach er in seinem Vortrag aber dennoch für das Holzfenster: Es sei das einzige Material, dass dazu beiträgt, CO2 aus der Atmosphäre zu binden.
MdB Wolfgang Bosbach im Gespräch mit den Tagungsteilnehmern (im Bild rechts: Patrick Czivisz von A+W Software GmbH) - Daniel Mund / GLASWELT - © Daniel Mund / GLASWELT
MdB Wolfgang Bosbach im Gespräch mit den Tagungsteilnehmern (im Bild rechts: Patrick Czivisz von A+W Software GmbH) - Daniel Mund / GLASWELT
Gut angekommen waren auch die Ausführungen von MdB Wolfgang Bosbach, der zuallererst auf die Bedeutung des europäischen Gedanken hingewiesen hatte: „Frieden und Verständigung ist das höchste Gut hier bei uns – der Euro ist nur die Währung der EU.“ Zugleich untermauerte er seine Kritik an der Griechenland-Rettung durch die europäischen Finanztöpfe: Er sieht hier das wichtige Grundprinzip der EU und aller anderen föderalen Strukturen aus dem Gleichgewicht: „Handlung und Haftung gehören zusammen.“

Helbing: ein Meister des Zitats

"Standing Ovations" für den scheidenden VFF-Präsidenten Bernhard Helbing - Daniel Mund / GLASWELT - © Daniel Mund / GLASWELT
"Standing Ovations" für den scheidenden VFF-Präsidenten Bernhard Helbing - Daniel Mund / GLASWELT
Dann kurz vor der Mitgliederversammlung beendete Franz Hauk mit seiner Laudatio die Ära des scheidenden VFF-Präsidenten. „Er wusste immer was wichtig, was dringlich für die Branche war und er hat es immer gleich angefasst.“ Zugleich überraschte Helbing immer mit einem sehr treffenden Zitat, hob er hervor. „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es – dieses Zitat von Erich Kästner könnte als Motto über den Dienstweg von Bernhard Helbing stehen. Als Mann der Tat und des konstruktiven Weges hat er immer den Schlüssel zur guten Tag gesucht – und auch gefunden.“

Ein Vor-Ort-Bericht von Chefredakteur Daniel Mund. Mehr über die Tagung und die Aussagen der Redner und die Fragen der Teilnehmer lesen Sie in der Juli-Ausgabe der GLASWELT, die am 06. Juli erscheint