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TMP-Chef Helbing steht Mindestlohn kritisch gegenüber

Gewinne im Unternehmen lassen und Arbeitnehmer, die begeistert sind – das seien zwei wichtige Eckpunkte in der Philosophie von TMP Fenster + Türen, welche Geschäftsführer Bernhard Helbing Mitte August vorstellte. Anlass war ein Besuch von Matthias Machnig, Minister für Wirtschaft, Arbeit und Technologie in Thüringen bei dem Fensterhersteller in Bad Langensalza. „Gute-Arbeit-Tour“ – unter diesem Motto besuchte Machnig verschiedene Unternehmen im Norden des Freistaates.

„Wir können nur das verteilen, was wir erwirtschaften“, sagte Helbing zu der Debatte zum Mindestlohn, welche vom Minister angestoßen wurde und der hier mindestens 8,50 Euro fordert. Nur so könne man Fachkräfte halten und deren Fortgang stoppen, lautete seine Argumentation. 2011 hätte das Abwanderungssaldo in Thüringen bei minus 5.000 gelegen.

„Das Lohnsystem bei TMP besteht aus dem Grundlohn, einem Prämienlohnanteil und einem leistungsbezogenen Verdienstbestandteil. Letzterer wird auf der Basis der erwirtschafteten Rohertragsquote berechnet.“ Bernhard Helbing sei ein konsequenter Verfechter von diesem System und kritisiert in diesem Zusammenhang mit Nachdruck, dass sich die Gesellschaft Schritt für Schritt vom Leistungsprinzip verabschiede, heißt es in einer Pressemitteilung. „Gerade im globalen Wettbewerb, in dem wir uns alle befinden, ist Leistungsbereitschaft ein wichtiges Kriterium, um auch in der Zukunft wahre Wertschöpfungsprozesse in Deutschland zu erhalten.“ Man könne nicht auf der einen Seite Mindestlöhne fordern und andererseits gerade im öffentlichen Bereich immer nur den billigsten Anbieter favorisieren, so Helbing.

„Lohnzuwächse müssen mit der Ertragsfähigkeit überein stimmen und kaufmännisch verantwortbar sein“, präzisierte Helbing. Hätte TMP von Anfang an 50 Cent pro Stunde mehr gezahlt, wären das in 22 Jahren 5 Mio. Euro mehr Lohnkosten gewesen. Das hätte in wirtschaftlich schwierigen Zeiten auch das Aus bedeuten können. Wichtig ist dem Geschäftsführer ebenfalls die Eigenkapitalquote von aus seiner Sicht beachtlichen 52 %. Das verschaffe dem Unternehmen Sicherheit – auch gegenüber den Banken.

Helbing betonte , dass TMP bisher alle erhaltenen Zuschüsse in Form von Körperschafts- und Gewerbesteuer mit einer Quote von 150% zurückgezahlt habe. „Was ist der Politik wichtiger - Bittsteller oder Steuerzahler“, lautete hier die Fragestellung an den Minister.

Unternehmer und Politiker - jeder solle auf seinem Gebiet die an ihn gestellten Aufgaben erfüllen. So hafte der Unternehmer beispielsweise mit seinen Einlagen und dem zu Buche stehenden Unternehmensvermögen. In der Politik gestalte sich das leider etwas anders. Man kann nicht mit Pauschalforderungen von der eigentlichen Kernaufgabe der Politik ablenken, formulierte Helbing mit einem deutlichen Fingerzeig in Richtung Verschuldung des Landes- und des Bundeshaushaltes seine Auffassung.

Die vom Minister ebenfalls kritisierte ausufernde Leiharbeit mit Billiglöhnen sei kein Thema bei TMP. Die Quote betrage hier vier Prozent und die Einsatzdauer dieser Mitarbeiter liegt bei vier bis sechs Monaten, um Spitzen in der Saison abzufangen. Der Lohn dieser Beschäftigten läge nur geringfügig unter dem der Stammbelegschaft. Auch brauchte TMP seit 1994 keine Kurzarbeit mehr beantragen. Das liege vorrangig an der seit 1993 im Unternehmen eingeführten Jahresarbeitszeitregelung. Diese trage mit dazu bei, das in den Frühjahrsmonaten, wo die Kapazitätsauslastung teilweise nur bei 60% liege, dennoch 90% der Stammbelegschaft gehalten würden.

Selbst mit neuen Auszubildenden habe man kein Problem, so Helbing. Entgegen dem allgemein negativen Trend hätten sich genügend junge Leute beworben. 10 neue Auszubildende, davon 2 Studenten, werden im August 2012 bei TMP anfangen. Viele soziale Leitungen wie Sonderurlaub, Arbeitsplatzanpassungen und Arbeitszeitverlagerungen sowie Anerkennungen in Form von Gutscheinen für Kino, Essen oder Tanken hätten sich herum gesprochen. Dazu komme, dass TMP als Vorbereitung enge Kooperationen mit Schulen in der Region pflege und jährlich 20 Praktikumsplätze zur Verfügung stelle. Der Geschäftsführer selbst unterrichtet auch an Schulen in Projektwochen das Fach Wirtschaft.

Bei TMP würden auftretende Probleme direkt an die Verantwortlichen weitergegeben und gelöst. Ein Ergebnis sei beispielsweise, dass Frauen in der Spätschicht verkürzt arbeiten und bei Kindern im Haushalt mehr Urlaub erhalten. Auch sogenannte Vordenkerteams, in denen Mitarbeiter aller Bereiche an der Lösung anstehender Aufgaben mitwirken, hätten sich im Unternehmen etabliert. „Maschinen kann man kaufen, Menschen muss man gewinnen“, lautet das Credo des TMP–Führungsteams.

www.tmp-online.de

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